Feldmark. Die Trabrennbahn Gelsenkirchen, die inzwischen ihren 100. Geburtstag feierte, erlebte in den goldenen Achtziger Jahren ein Stelldichein der Stars.

In den beiden letzten Jahrzehnten erlebte die Trabrennbahn am Nienhausen Busch ein nie gekanntes Auf und Ab. Nach Umsatzrekorden folgten vereinsinterne Machtkämpfe und zwei Insolvenzen. Erst in den letzten Jahren konnte sich der Gelsentrabpark wieder zu einer der Topadressen im deutschen Trabrennsport entwickeln. Doch der Reihe nach.

Anfang der 90er Jahre war Gelsenkirchen die umsatzstärkste deutsche Trabrennbahn und Geschäftsführer Hubert Bergmann - er hatte 1989 die Nachfolge des verstorbenen Hans Schneider angetreten – gab die Devise aus „Kein Renntag unter 500 000 DM Umsatz.“ Man wollte nicht kleckern, sondern klotzen. Auf der Halde Zollverein wurde eines der größten Trainingszentren Europas errichtet und aus der Trabrennbahn wurde der Gelsentrabpark. 1993 flossen am Elite-Renntag über 2,4 Millionen DM durch die Totokassen – so viel wie nie zuvor. Und auch aus sportlicher Sicht blieb Ende des letzten Jahrtausends alles auf höchstem Niveau. Nach wie vor starteten die besten Pferde Europas auf dem 1.200 Meter langen Oval in der Feldmark. So stellte der Niederländer Guvo de Bloomerd 1995 einen Fabel-Bahnrekord von 1:11,0 Min. auf. Überdies trabte der Schwede Activity in 1:11,9 einen Weltrekord über die Mitteldistanz aufs Geläuf.

Deutschlandweite Krise

Doch Ende der 90er Jahre geriet der Trabrennsport deutschlandweit in die Krise. Der Toto-Umsatz ging rapide zurück. Trotz dieses Einbruchs hielten die meisten deutschen Rennvereine an den hohen Rennpreisen fest. Die Folge: Mehr und mehr Renntage wurden unrentabel und die Vereine häuften ein immer größeres Defizit an. So auch in Gelsenkirchen. Der Verein hatte keine Strategie entwickelt, den sinkenden Besucherzahlen und stetig schrumpfenden Umsätzen zu begegnen. Das führte dazu, dass die westdeutschen Trabertrainer ihre Nenngelder in Gefahr sahen und den Rennbetrieb im Februar 2002 bestreikten. Dem Boykott folgte der Sturz des Geschäftsführer, der Rücktritt des Vereinsvorstandes und schließlich am 26. März der Insolvenzantrag. Zusammen mit dem Insolvenzverwalter war es der Düsseldorfer Industrielle Michael Schroer, der schon im April mit einem neuen Verein weiter machte und so den Fortbestand der Rennbahn vorerst sicherte. Der Besitzer des Stalls November versuchte mit viel Herzblut, dem Gelsenkirchener Trabrennsport zu helfen und konnte zwischenzeitlich auch durchaus Erfolge feiern. Unter anderem ließ er das angestaubte Casino im Tribünenhaus zu einem der modernsten und luxuriösesten VIP Club des europäischen Trabrennsports ausbauen. Im November 2005 musste allerdings auch der von ihm geführte Verein Insolvenz anmelden.

Ein Milliardär als Retter

2006 verhalf der Tchibo-Milliardär Günter Herz dem Trabrennsport in Deutschland wieder auf die Beine. Über die Vermarktungsgesellschaft Win Race pumpten der erfolgreiche Rennstallbesitzer und sein Sohn Christian mehr als zehn Millionen Euro in die Revitalisierung des Trabrennsports an sechs deutschen Bahnen. Darunter Gelsenkirchen. Seither geht es am Nienhausen Busch langsam aber kontinuierlich wieder aufwärts.

Die Goldenen 80er Jahre

An großen Renntagen ist bereits wieder die Atmosphäre der goldenen 80er Jahren zu spüren. Beim Großen Preis von Deutschland 2009, dem Bild-Pokal oder den Schalke-hilft-Renntagen strömen wieder die Besuchermassen zur Trabrennbahn. Neben Spitzensport wird ihnen beste Unterhaltung auch am Rande der Bahn geboten. Und auch bezüglich der Wettumsätze ist man auf einem guten Weg. Nicht zuletzt, weil es dem Team um Rennbahn-Manager Markus Seidl 2010 gelungen ist, mit dem französischen Sportvermarkter PMU eine gewinnbringende Liaison einzugehen. Seither finden sieben PMU-Rennen pro Jahr mit garantierten Rennpreisen von 5100 € pro Rennen am Nienhausen Busch statt. Probleme, die Rennen voll zu bekommen, gehören der Vergangenheit an. Trainer und Fahrer haben wieder Vertrauen gefasst in den Trabrennsport am Nienhausen Busch.

Fohlengeburten steigen

Der Sport fängt wieder an, sich wirtschaftlich zu rechnen. Die Zahl der Fohlengeburten steigt wieder und in den Ställen stehen immer mehr Pferde. Man scheint an die fast verloren gegangene Tradition vergangener Tage anknüpfen zu können. Denn immer mehr Menschen entdecken die Faszination Trabrennsport neu und sagen sich „Lieber mal zur Trabrennbahn“. Das war übrigens in den 70er ein geflügeltes Wort. Damals, als man Gelsenkirchen auch schon einmal die Stadt der tausend Pferde nannte.