London. . Tischtennisspielerin Steffi Grebe hat bei ihrer ersten Teilnahme den Medaillenrang knapp verfehlt.
Den Papst hat sie nicht in der Tasche. Schließlich ist derjenige, der sie entdeckt hat, heute evangelischer und nicht katholischer Pfarrer. Aber ein bisschen Segen von oben, egal welcher Konfession, kann sicher nicht schaden. Und so war es sicherlich nicht verkehrt, dass Christian Bode, langjähriger Tischtennistrainer für den Deutschen Behindertensportverband, in London als Seelsorger für das deutsche paralympische Team ein Auge darauf hatte, als sein ehemaliger Schützling Steffi Grebe am Montag nach der Bronzemedaille griff. Leider vergeblich: Die 24-Jährige, die einzige Frau im deutschen Tischtenniskader, unterlag Yulija Klymenko mit 1:3-Sätzen, womit sie mit dem unliebsamen vierten Rang Vorlieb nehmen muss. Damit verpasste Steffi Grebe auch die Chance, sich für ihre Vorrundenniederlage gegen die Ukrainerin zu revanchieren.
Von Karate haben alle abgeraten
Dass sie nach London gekommen war, um eine Medaille zu gewinnen, ist klar. „Deshalb sind wir doch alle hier.“ Bronze wäre kein schlechter Start gewesen für eine Paralympics-Premiere.
Wer ist diese junge Frau, die ohne Arme und ohne rechten Unterschenkel auf die Welt kam? Ganz kurz: Ein Energiebündel. Da war die kleine Steffi, die sich nicht als Behinderte gesehen und durch ihre direkte, unkomplizierte Art dafür gesorgt hat, dass auch andere das nicht taten. Da war das kleine Mädchen, das unbedingt Fußball spielen wollte. Dass das nicht geklappt hat, lag nicht an den Umständen, sondern an ihrem eigenen Dickkopf. „Ich wollte auf gar keinen Fall in einer Mädchenmannschaft spielen.“ Karate hätte sie stattdessen gerne gemacht, davon haben ihr alle abgeraten.
In einem Griechenland-Urlaub, da war Steffi zwölf Jahre alt, entdeckte sie ihre Leidenschaft für Tischtennis. Eins kam zum anderen, heute trainiert und spielt Steffi mit der ersten Damenmannschaft des Moorreger SV, das Team ist gerade in die Landesliga aufgestiegen. Dort spielt sie auch weiterhin, gemeldet in London ist die Studentin aber für die VSG Gelsenkirchen. Der Wechsel erfolgte erst kürzlich und hängt mit dem leidigen Thema Förderung zusammen. Denn Steffi hat bislang nicht nur an der Tischtennisplatte kämpfen müssen. Sondern auch um Geld.
Sie hat mittlerweile zwei große Sponsoren, aber der Weg nach London war lang und steinig. Ihre Mutter, die in London wie überhaupt bei vielen Turnieren auf der Tribüne sitzt, startete eine Kampagne mit einer Lokalzeitung in der norddeutschen Heimat, daraufhin fanden sich viele, viele Privatleute, die bereit waren, Geld für Steffis Weiterkommen zu spenden. Für die junge Frau immer noch ein überwältigendes Erlebnis, kurz: „Der Wahnsinn.“
Je nachdem, wie sie in London abschneidet, wird auch die finanzielle Absicherung für sie deutlich besser, dann kann sie von der Sportförderung profitieren. Noch studiert sie, Sozialökonomie mit dem Schwerpunkt Arbeitsrecht, zuvor hatte sie eine Ausbildung bei der Arbeitsagentur gemacht. Dorthin möchte sie aber nicht zurück, viel mehr könne sie sich einen Job im Personalmanagement im Krankenhaus vorstellen. Warum diese Vorliebe - das kann sie gar nicht so genau sagen. Vielleicht habe ihr Hang zum Sozialen dann doch etwas mit ihrer Behinderung zu tun.
Steffi ist die einzige Frau im deutschen Tischtenniskader, die Sportart sei bei Frauen generell nicht so gefragt. Im Nachwuchsbereich gebe es ein paar vielversprechende Talente, London wäre für diese aber zu früh gewesen. Die Nummer vier der Weltrangliste startet in der Klasse TT6. Sportlerinnen und Sportler bei den Paralympics werden in so genannte Schadensklassen eingeteilt, die sich nach dem Grad der Behinderung richten. Beim Sport trägt Steffi übrigens eine Handprothese, an der ein Tischtennisschläger befestigt ist, ansonsten verzichtet sie auf solche Hilfsmittel.
Internationale Turniere kennt Steffi Grebe. Aber die Paralympics, zu denen sie mit Herzklopfen gefahren ist, seien dann doch noch etwas anderes. „Ich bin immer noch ein bisschen baff, wie toporganisiert das alles hier ist.“ Die Atmosphäre, die Zuschauer, das olympische Dorf, die Unterkünfte, das Essen - alles super.