Freiburg. 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten. Anschließend war der Mannschaftsbus vor der Rückfahrt blockiert.
Wenn schon das Spiel ein Reinfall war, warum sollte es dann mit der Abreise klappen? Über den Stadionlautsprecher musste der Fahrer eines Pkw gesucht werden, der den Schalker Mannschaftsbus in Freiburg zugeparkt hatte. Ob es ein Knöllchen gab, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall dauerte es gut 20 Minuten, bis der Parksünder gefunden war. Und so lange mussten die Schalker Spieler auf die Abfahrt warten – und hatten Zeit, noch einmal darüber nachzudenken, was da in Freiburg alles schief gelaufen war.
Das nackte Ergebnis, diese 1:2-Niederlage beim bisherigen Tabellenletzten SC Freiburg, war ein ganz bitterer Tiefschlag und einem Spitzenteam nicht würdig – da redete auch keiner drumherum. „Wir wollen um die internationalen Plätze spielen, und dann musst du hier in Freiburg ganz einfach bestehen“, sagte Jermaine Jones, der im ersten Bundesliga-Spiel nach seiner Sperre in kämpferischer Hinsicht wirklich alles versucht hatte.
Dass es trotzdem nicht gereicht hatte, machte die Sache aber umso alarmierender: Schalke hatte das Schlusslicht nicht unterschätzt und in einer starken Anfangsphase durch Ciprian Marica sogar zwei Chancen zur Führung. Doch nach dem Treffer zum 0:1 durch Sebastian Freis in der 18. Minute (übrigens der fünfte frühe Rückstand im siebten Bundesliga-Spiel der Rückrunde) waren die spielerischen Mittel fürchterlich limitiert. „Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen“, schimpfte Manager Horst Heldt. Trainer Huub Stevens tat sich schwer mit seiner Analyse. „Unsere Leistung war nicht gut“, sagte er bei der Pressekonferenz. Bei einem Fernseh-Interview ließ er aber durchblicken, dass er angesichts der fehlenden Spieler (Huntelaar, Fuchs, Metzelder, Farfán) mit dem Auftritt gar nicht so unzufrieden sei.
Das Spiel in Freiburg war ein klassisches Beispiel dafür, ob man die Leistung nur am nackten Ergebnis bemessen kann, oder ob man auch den Spielverlauf berücksichtigen muss. Wenn Schalke in Führung gegangen wäre (und Klaas-Jan Huntelaar hätte vermutlich eine der frühen Chancen genutzt), dann wären die Freiburger in ihrer misslichen Lage sicher auseinander gefallen. „Wir hatten das Quäntchen Glück“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. Und ergriff ungewöhnlich deutlich Partei für den Gegner: „Schalke hat heute mehr klare Chancen gehabt als die Bayern bei ihrem 0:0 hier vor zwei Wochen – das steht außer Frage. Man kann doch nicht sagen, Schalke hätte schlecht gespielt, nur weil das Ergebnis nicht stimmt. Das ist nicht wahr.“ Stevens war merklich froh über diesen Zuspruch und bedankte sich ausdrücklich bei dem Kollegen – half es ihm doch, die eine oder andere Kritik zu parieren.
Der 58-Jährige ist in den vergangenen Wochen wieder spürbar dünnhäutiger geworden als zu Beginn seines zweiten Engagements auf Schalke im vergangenen Herbst. Mit einem Fernseh-Reporter lieferte er sich in Freiburg ein heftiges Wortgefecht, bei der Pressekonferenz gab er sich einsilbig und wollte die meisten Fragen gar nicht beantworten. Nur ein Auszug: Das Fehlen von Huntelaar? „Ich rede nicht über die Spieler, die nicht dabei sind.“ Verbleibende Chancen im Titelkampf? „Darauf gebe ich keine Antwort, entschuldige mich aber dafür.“ Die Verletzung von Höwedes? „Weiß ich nicht, ich bin kein Arzt.“ Die Tabellenkonstellation angesichts des Sieges von Verfolger Leverkusen? „Die Tabelle interessiert mich nicht nach 24 Spieltagen – die interessiert mich erst nach 34 Spielen.“
Zur Auswechslung von Raúl und der guten Leistung von Teemu Pukki ist Stevens dann gar nicht mehr gefragt worden. Er durfte in den Bus und wartete dann lieber auf den Parksünder, als Fragen beantworten zu müssen.