Nikosia. .
Das nennt man mal eine klare Ansage. Als Lars Unnerstall das erste Europapokalspiel seiner Karriere hinter sich gebracht hatte, da strahlte der sonst eher zurückhaltende junge Mann übers ganze Gesicht. Und es schien auch, als wäre der ohnehin schon 1,98 Meter große Torwart noch ein bisschen gewachsen. „Vielleicht habe ich der Mannschaft so viel Sicherheit gegeben, dass wir zu null gespielt haben“, sagte Unnerstall – und grinste. Ein bisschen Spaß, weil die wackeren Zyprioten von AEK Larnaka den Schalker Torwart in Wirklichkeit ja nicht besonders arg in Bedrängnis gebracht hatten. Aber auch ein bisschen gesundes Selbstvertrauen, schließlich war der ehemalige Regionalliga-Torwart ja durchaus ein Teil der Mannschaft, die für Schalke mit dem 5:0 gegen Larnaka den standesgemäßen Auswärtssieg in der Europa League eingefahren hatte.
Unnerstall (21) war in seinem dritten Pflichtspiel-Einsatz für die Profis im Schalker Tor angekommen – und da will er jetzt auch bleiben. „Ich will nicht wieder auf die Bank“, sagte er, „dann wäre ich sehr enttäuscht.“ Den Platz, den er durch die Verletzung von Ralf Fährmann bekommen und zunächst einmal gegen Routinier Mathias Schober verteidigt hat, den will er jetzt auch behalten. Auch wenn mit Timo Hildebrand jetzt noch ein neuer Torwart kommt.
Natürlich, sagt Unnerstall, sei die Personalpolitik des Vereins nicht seine Sache – „da habe ich mich nicht einzumischen“. Aber die sportliche Herausforderung will der 21-Jährige annehmen – seine Kampfansage ist schon ziemlich deutlich: „Ein neuer Torwart muss erstmal an mir vorbei. Ich habe genug Selbstbewusstsein, um zu sagen: Ich habe jetzt gespielt, und ich will auch weiterspielen.“ Ohne den Namen Hildebrand in den Mund zu nehmen, gibt Unnerstall zu bedenken: „Man muss abwarten, in welcher Form er überhaupt kommt. Er hat ja lange nicht gespielt.“ Das zumindest sieht Huub Stevens genauso, und so hat es Unnerstall im Moment noch selbst in der Hand, sein Mini-Abo auf den Platz zwischen den Pfosten mit guten Leistungen noch ein wenig zu verlängern. Das Bundesligaspiel am Sonntag (15.30 Uhr) in Leverkusen muss nicht zwangsläufig sein vorläufig letztes sein.
Die Reise nach Zypern war aber nicht nur für Unnerstall ein Erfolg. Stevens bilanzierte für die gesamte Mannschaft „einen Schritt nach vorne“, weil die Organisation der Defensive besser geklappt hatte. Nachdem Schalke in dieser Saison bisher in nahezu allen Spielen zu viele Torchancen zugelassen hatte, waren es diesmal nur zwei. Das kann man auf die fehlende Qualität des Gegners schieben. Man kann aber auch darauf verweisen, dass Stevens mit dem Umbau des nahezu kompletten Defensiv-Blocks (nur Linksverteidiger Christian Fuchs behielt seinen Platz) einen ersten eigenen Akzent gesetzt hat. Und auch das hatte man ja von dem Rangnick-Nachfolger erwartet – Manager Horst Heldt hatte bereits bei der Vorstellung von Stevens geunkt: „Ich habe nichts dagegen, wenn bei uns künftig öfter die Null steht.“
Und dass eine sicherere Defensive nicht automatisch auch auf Kosten der Offensive gehen muss, dafür steht schon allein der Name Klaas-Jan Huntelaar. Der Torjäger aus Holland (18 Treffer in 15 Pflichtspielen) ist dermaßen gut drauf, dass derzeit im Schalker Sturm eigentlich immer etwas passiert. „Wenn es einmal läuft“, erklärt Huntelaar lachend, „dann bekommt man ein gutes Gefühl, und es läuft fast von allein weiter.“ Wäre nicht schlecht für Schalke, wenn es auch am Sonntag in Leverkusen wieder so laufen würde. Für Huntelaar und für Unnerstall.