Buer.

Die schwerste Prüfung stand Schalke-Torhüter Ralf Fährmann nach dem Elfmeterschießen erst noch bevor: Der „Koloss von Piräus“ sprang ihn hinterrücks an, und diese schwere Bürde konnte der Neuer-Nachfolger dann noch nicht mehr stemmen. Unter der Last eines Kyriakos Papadopoulos war es um Fährmann geschehen.

Als die Schalker später die Supercup-Trophäe in den Konfettiregen stemmten, hatte sich die neue Nummer eins aber wieder erholt, bevor es zur Humba in den Fanblock ging. Die Vorsaison beginnt also so, wie die alte aufhörte: Mit einer Trophäe. Natürlich war der Glanz der hohen Skulptur noch ein wenig trügerisch, aber so ein 4:3 nach Elfmeterschießen gegen den Nachbarn aus der Nähe Lüdenscheids fühlt sich immer gut an.

Niemand wollte hernach diesen Titel überbewerten, denn es gilt auch für Königsblau der im Vorfeld von BVB-Coach Jürgen Klopp geäußerte Satz: „Wir wollen nicht am Ende der Saison sagen müssen, unser bestes Spiel war der Supercup.“ Aber es wehten ein paar frische Windzüge durch die Arena, was nicht am geöffneten Dach lag, sondern wofür die Youngster in der neuformierten Mannschaft verantwortlich zeichneten. Es war beeindruckend, mit welcher Selbstverständlichkeit Julian Draxler das Geschehen im Mittelfeld an sich riss und klug Regie führte. Als Mitbewerber Jurado nach dem Wechsel ran durfte und sich einen katastrophalen Ballverlust im Mittelfeld leistete, den Kapitän Benedikt Höwedes auf der Torlinie wettmachen musste, stöhnten die Schalker Fans unter den 61 673 Zuschauern auf. Auf solche Aktionen würden sie in der kommenden Spielzeit gerne verzichten.

Und es war durchaus überraschend, wie sich Rückkehrer Lewis Holtby gleich auf der ungewohnten Sechser-Position dahinter zurechtfand. In seiner Mainzer Zeit hatte der Jung-Nationalspieler eher als Vorbereiter geglänzt und selbst gefährliche Aktionen gestartet. „Egal, ob als Zehner oder als Sechser, wichtig war für mich, dass ich 90 Minuten spielen durfte, das habe ich vor zwei Jahren hier nicht gemacht“, meinte Holtby, der noch Verbesserungen verspricht: „Auf der Position fühle ich mich recht wohl. Wenn die Frische noch da ist, wird mein Tackling noch besser. Und meine Lunge ist einfach dafür geschaffen, viel zu laufen“, meinte er lächelnd.

Die Arbeit Rangnicks bildet schon klare Konturen aus. Die Diskussionen um die Neuer-Nachfolge sind nach diesem Auftritt Fährmanns verstummt. Davor bildet sich das Innenverteidiger-Pärchen Höwedes/Papadopoulos als klare erste Wahl für die Zukunft heraus. Christoph Metzelder, der gut gelaunt in Zivil durch die Katakomben eilte und nichtmals auf der Bank saß, wird sich im Sportdress auf dem Feld zunächst wohl selten wiederfinden.

Schalkes Baustelle war deutlich weiter vorne auszumachen. Weder Klaas-Jan Huntelaar noch der später für den ausgewechselten Holländer in die Spitze beorderte Raúl konnten auch nur ansatzweise das vom Trainer geforderte Überfall-Angriffsspiel gegen die Dortmunder Innenverteidigung Hummels/Santana in die Tat umsetzen. Ob dies alles der noch verletzt fehlende Jefferson Farfan bewerkstelligen kann, erscheint zweifelhaft. Zumindest da hat der BVB mit Shinji Kagawa und Mario Götze Qualität im Überfluss.