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Wenn er von den alten Zeiten spricht, dann hat Michael Kopzog vor allem seine Kämpfe wieder vor Augen. Dann erzählt er vom harten rechten Haken, und ganz instinktiv führt er den auch aus. Beim Gespräch fliegen immer wieder seine Fäuste durch die Luft. „Das Boxen ist mein Leben“, sagt er.
Michael Kopzog ist ein Erler Junge. An der Heistraße wuchs er auf. In einer Großfamilie. „Ich hab Tage gehabt, da hatten wir nichts zu fressen.“ Durchboxen, das war die Devise. Der Box-Club Erle kam da gerade recht. Als er elf war, trat er ein. Nur wenig später wurde er von seinem langjährigen Trainer Fritz Wein entdeckt. Ein Jahr später stand der erste Kampf an. Dreimal eine Minute. „Ich konnte eine Woche lang nicht pennen. Aber ich habe gewonnen. Da war für mich klar, Micha, du wirst Boxer.“
Die Siege reihten sich aneinander. Deswegen erinnert sich der heute 50-Jährige so gut an die erste Niederlage. „Das war ‘73. Gegen Manfred Zielonka. Das vergesse ich nicht, wie auf einmal nach dem Kampf die anderen Arme hochgingen.“ Ein Erlebnis, das der Erler nicht oft hatte. Denn zunächst ging die Karriere steil nach oben. Mit 15 Jahren wurde er zum ersten Mal Deutscher Meister, mit 19 wieder und gleich auch Boxer des Jahres. Er wurde Vize-Europameister bei den Junioren, kam ins Nationalteam, absolvierte dort 30 Kämpfe und holte sich acht Goldmedaillen bei internationalen Turnieren.
Die dunklen Augen des Boxers leuchten. Gerne erzählt er die Dönekes von damals. Alles verdeutlicht er mit starken Gesten. „Ich war der erste Westdeutsche Meister, der in der DDR Gold geholt hat. Da war ich da drüben ein Jahr lang Gesprächsthema.“ Viele Erfolge heimste der Erler ein. Aber es war noch nicht die goldene Zeit des Boxens gekommen. „Sonst wäre ich heute Millionär“, sagt er. Das ist er aber nicht.
Vor dem Ende der Karriere machte der gelernte Installateur noch ein paar Profi-Kämpfe. 1991 etwa absolvierte er in Düsseldorf einen Vorkampf zu dem von Axel Schulz, durfte kurz hineinschnuppern in die Welt des Profiboxens. Er machte fünf Kämpfe und fuhr fünf Siege ein. Für eine große Karriere aber war er schon zu alt.
Michael Kopzog wurde Trainer, unterrichtete beim BC Erle junge Talente und brachte sie zum Erfolg. Unter seiner Leitung holten junge Boxer viele Titel. Und auch die heutigen Profi-Boxer Manuel Charr und Francesco Pianeta lernten bei ihm. „Wenn ich nicht gewesen wäre, würde der gar nicht mehr boxen“, erzählt der Trainer. Denn nach Francesco Pianetas ersten Profi-Kämpfen fiel dieser in ein Loch. Er kehrte zurück nach Erle. „Er kam zu mir und sagte, trainier mich.“ Vier Wochen lang baute Michael Kopzog seinen früheren Schützling auf, schickte ihn danach zurück nach Berlin. Zurück im Boxstall staunte man dort über die neue Form des jungen Boxers. „Und dann klingelte bei mir das Telefon, und die fragten mich, Herr Kopzog, was haben sie mit dem gemacht?“ Der Sauerland-Stall war überzeugt. Michael Kopzog wurde zum Heimtrainer von Francesco Pianeta.
Doch auch das dauerte nicht ewig. Er sei ausgebootet worden, sagt Michael Kopzog ernst. Und dann lächelt er doch wieder. „Aber ich habe schon mal reingeschnuppert, in die Szene.“ Gerne will der Erler wieder ambitionierte Boxer trainieren. Das ist sein Traum. „Im Boxen kann mir keiner was vormachen“, sagt er. „Ich habe alles erlebt.“