Gelsenkirchen. Nach der Eskalation im Spiel Middelich-Resse - Bulmke spricht das Sportgericht die Urteile. Wer bestraft wird und was die Videos zeigen.

Die Uhrzeit nahm Siegmund Grabosch mit Galgenhumor. „Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal so lange hier gesessen haben“, sagte der Vorsitzende des Kreissportgerichts, als er am späten Montagabend nach über vier Stunden Verhandlung die Urteile im Fall Spvgg Middelich-Resse/Sportfreunde Bulmke sprach. Den ganzen Abend über versuchten Grabosch und seine Gerichtskollegen mithilfe des Schiedsrichters und zahlreicher Zeugen aufzudröseln, was Mitte November beim Spiel in der Fußball-Kreisliga A2 zwischen Middelich und Bulmke genau passiert war. Um 22.30 Uhr stand das Urteil dann fest: Das Kreissportgericht sperrte zwei Bulmker Spieler – einen wegen eines Faustschlags für zwölf Ligaspiele, und einen weiteren wegen eines Schubsers und unsportlichen Verhaltens für sechs Ligapartien.

Rückblende: Mitte November war es nach Abpfiff der Partie zwischen Middelich und dem bis dato ungeschlagenen Spitzenreiter aus Bulmke (2:1) zu tumultartigen Szenen gekommen. Middelichs Spieler Kevin Englich, der an diesem Tag wegen einer Verletzung nur als Betreuer vor Ort gewesen war, war dabei durch einen Faustschlag verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden.

Schiedsrichter gibt detaillierten Bericht

Englich war bei der Verhandlung am Montagabend nun auch als Zeuge geladen und schilderte die Situation rund um den Schlag erstaunlich nüchtern. Zunächst sei es kurz nach Abpfiff in Höhe des Mittelkreises zu einer Rudelbildung gekommen: „Ich wollte meine Spieler beruhigen und auf unsere Seite holen. Dann habe ich seitlich von hinten einen Schlag bekommen. Ich habe nur gesehen, dass es jemand mit einem neongrünen Shirt war. Danach weiß ich nichts mehr“, erzählte Englich.

Hallenkreismeisterschaft Gelsenkirchen

Noch genauer konnte Schiedsrichter Simon Schulz die Geschehnisse beschreiben. Er hatte, nach übereinstimmenden Angaben aller Beteiligten, während der Rudelbildung etwas abseits vom Geschehen gestanden und sich das Treiben angeschaut. Den Schlag des Bulmkers habe er eindeutig erkannt: „Ich hatte freie Sicht darauf, weil sich in der Rudelbildung eine Gasse gebildet hatte. Dadurch konnte ich genau sehen, dass der Bulmker den anderen mit der Faust von seitlich hinten am Kopf getroffen hat“, berichtete Schulz.

Videoaufnahmen, die die WAZ exklusiv einsehen konnte, belegen dies. Hier ist zu sehen, wie ein Bulmker Spieler am Rand der Rudelbildung steht und plötzlich mit der Faust zuschlägt. Anschließend geht er ein paar Schritte zurück und entfernt sich später von der Gruppe. Der Getroffene dagegen geht benommen zu Boden.

Bulmke erhebt Rassimus-Vorwürfe

Der beschuldigte Bulmker war bei der Verhandlung am Montag aus beruflichen Gründen nicht dabei, ließ aber über den Vereinsvorsitzenden Ercüment Salman alle Vorwürfe abstreiten. Bulmkes zweiter Beschuldigter, der laut Schiedsrichter Schulz eine weitere Rudelbildung angezettelt und einen Middelicher zu Boden geschubst haben soll, war selbst vor Ort und stritt die Vorwürfe ebenfalls ab. Für die Verhandlung hatten die Sportfreunde zudem einen prominenten Rechtsanwalt engagiert: Volker Stuckmann, der über 20 Jahre lang im Ehrenrat des FC Schalke 04 saß, vertrat die Interessen des Klubs.

Er kam mit seiner Forderung nach einem Freispruch für beide Bulmker Spieler allerdings nicht durch. Erledigt ist das Thema damit aber nicht, denn die Bulmker kündigten noch am Montagabend an, Einspruch gegen das Urteil einlegen zu wollen. Darüber hinaus werfen sie Middelich-Resse rassistische Beleidigungen vor, womit sich nun das Verbandssportgericht beschäftigen muss. Middelich streitet die Vorwürfe ab.