Gelsenkirchen. Eine Rote Karte, dazu eine Ampelkarte: Die SSV Buer musste ihren Teilerfolg gegen Brackel in der Endphase teuer bezahlen. So sind die Reaktionen.

Über 70 Minuten war das Landesliga-Spiel zwischen der SSV Buer und dem SV Brackel ein ganz normales Duell. Doch dann überschlugen sich auf dem Kunstrasenplatz an der Löchterheide die Ereignisse. Buers Kapitän Alper Özgen sprintete im Mittelfeld einem langen Ball hinterher und war eher an der Kugel als sein Gegner.

Özgen bekommt erst Schubser - und dann den Ball an den Arm

Özgen bekam einen Ellenbogenschubser ab, der aufspringende landete genau in seiner Armbeuge. Für Schiedsrichter Philipp Hagemann war der Fall klar: Absichtliches Handspiel, also Rote Karte. Özgen und seine Bueraner Teamkollegen waren komplett fassungslos, forderten unter anderem den Linienrichter auf, sein Veto gegen die Entscheidung einzulegen. Der Mann mit der Fahne blieb stumm, obwohl er freie Sicht auf die Szene hatte - und alleine schon durch seine Funkverbindung Richtung Referee zur Auflösung hätte beitragen können.

Erst Schubser, dann Handspiel: Die Chronologie des Platzverweises für Alper Özgen von der SSV Buer wäre ein idealer Fall für den Video-Schiedsrichter gewesen. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services
Erst Schubser, dann Handspiel: Die Chronologie des Platzverweises für Alper Özgen von der SSV Buer wäre ein idealer Fall für den Video-Schiedsrichter gewesen. Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Nach dem Pfiff dachte ich, dass der Schiedsrichter wegen des Schubsers Freistoß für uns pfeifen würde. Ich war vor dem Gegner am Ball und hätte den Ball auch unter Kontrolle bekommen, wollte danach zu unserem Torwart zurückspielen. Der Schiedsrichter meinte zu mir, es hätte sich um einen Reflex gehandelt. Für mich war das mein allererster Platzverweis überhaupt“, bilanzierte Buers Kapitän Özgen im Gespräch mit der WAZ.

Misel Zec, Trainer der SSV Buer, schätzte die Rot-Szene genau so wie sein Spielführer ein. „Wir haben es glaube ich alle so gesehen. Nach dem Pfiff dachte ich, es gibt Foul für uns. Dann sah ich, wie der Schiedsrichter hinten in seine Tasche griff. Ich dachte in der Sekunde: Wem will er jetzt Rot geben?“ Die Auflösung gab es einen Wimpernschlag später. Buer musste in der Endphase gleich in doppelter Unterzahl um den Punkt kämpfen, denn auch Louis Jozek wurde vorzeitig zum Duschen geschickt.

Gelb-Rote Karte für Jozek

Jozek war bereits gelbverwarnt und leistete sich dann ein erneutes Foulspiel im Mittelfeld. Zec: „Gegen die Gelb-Rote Karte kann man nichts sagen.“Der SSV-Coach bilanzierte: „Es war lange Zeit ein ganz normales Fußballspiel. Wir hatten in der ersten Halbzeit alles unter Kontrolle, haben nicht eine einzige gegnerische Chance zugelassen. Wir hatten gefühlt 70 Prozent Ballbesitz. Dann wollten wir nach Wiederanpfiff zu viel und sind in Rückstand geraten.“

Brackel ging nach einer weiten Flanke von links, die Lennart Wesselmann aus kurzer Distanz ins kurze Eck bugsierte, in Führung (51.). Abdellah Mohammed hatte 120 Sekunden später eine weitere gefährliche Aktion auf dem Schlappen, passte aber vor dem Bueraner Tor zu ungenau.Danach fingen sich die Hausherren und entfachten eine Menge Druck, um den Ausgleich zu erzwingen. Der eingewechselte Maurice-Joel Weißbohn erzielte nach starker Vorarbeit von Florian Weber das 1:1 mit einem Schuss ins lange Eck (61.).

Für die Bueraner war sogar noch mehr drin, aber Jozek versagten freistehend vor Brackels Torwart Fabian Leppert die Nerven (73.). Danach begann die hektische Phase mit den zwei Hinausstellungen. „Zum Schluss wurde es auf dem Platz deutlich lauter, aber das war auch verständlich“, meinte SSV-Talent Toygar Mutluer, „wir haben in den ersten 20 Minuten sehr stark gespielt, hatten da einen Pfostentreffer. Am Ende haben wir mit neun Mann das Unentschieden gerettet.“

Trainer Misel Zec stellte fest: „Wir haben die Dinger einfach nicht gemacht, aber den Punkt hatten wir am Ende definitiv verdient.“ Zec wurmt, dass er in den kommenden Wochen auf zwei wichtige Spieler verzichten muss: „Alper Özgen ist hinten eine Maschine. Er wird uns sehr fehlen. Gleiches gilt für Louis Jozek.“