Gelsenkirchen. Die 29. City Nacht musste wegen eines schweren Unfalls lange unterbrochen werden. Der Holländer Dennis van der Horst siegte in Gelsenkirchen.
Michael Zurhausen hat in seiner langen Zeit als Rennradfahrer und Renn-Organisator schon vieles erlebt. Eine 45-minütige Verletzungsunterbrechung bei der City Nacht von Schaffrath war aber selbst für den Rad-Routinier komplett neu. „So etwas“, sagt Zurhausen im Gespräch mit der WAZ, „hatten wir hier noch nicht.“
Vier Athleten überschlugen sich in Schaffrath
Bei der 29. Veranstaltung auf dem Stegemannsweg in Schaffrath war ein City Nacht-Teilnehmer, der auf dem 1,2 Kilometer langen Rundkurs zurückgefallen war, überrundet worden und hatte dem Feld dabei offensichtlich nicht genug Platz gelassen. Vier Radsportler kamen auf einem Streckenstück, auf dem 63 km/h Geschwindigkeit gemessen wurden, zu Fall und überschlugen sich.
Ein Schwerverletzter, drei Verletzte zur Beobachtung
Darunter befanden sich der Kieler Nils Becker und der Rheinland-Pfälzer Lennart Rilling. Ein Rennrad (Wert rund 10.000 Euro) zerbrach bei dem Strecken-Unfall in zwei Teile. „Drei Fahrer sind zur Sicherheit ins Krankenhaus transportiert worden, dazu wird ein Schwerverletzter im Hospital behandelt. Wir hoffen, dass es den Verletzten bald wieder besser geht. Ich bin in meiner aktiven Karriere auch einige Male gestürzt, habe mir aber nie ernsthafte Verletzungen zugezogen. Wenn man die Rennradfahrer da auf dem Boden liegen sieht, nimmt einen das schon mit. Wichtig war, dass die Rettungskräfte schnell vor Ort waren und sofort die Versorgung der Verletzten übernommen haben“, sagt Michael Zurhausen.
Fassungslos nahm Zurhausen die Information zur Kenntnis, dass zwei Leute mit Platzverweisen belegt werden mussten, weil sie offenbar einige Einsatzkräfte bei der Ausübung ihrer Tätigkeit beschimpften. Zurhausen: „Ich weiß nicht, was in solchen Menschen vorgeht.“
City Nacht in verkleinerter Form
Nach 45-minütigem Stillstand konnte das Rennen fortgesetzt werden: Allerdings in verkleinerter Form. Und mit weniger Teilnehmern. Mit Joshua Asel verabschiedete sich ein Mann aus dem Starterfeld, weil er seinen verletzten Kumpel Lennart Rilling am Krankenbett unterstützen wollte. Die Organisatoren reagierten auf die lange Unterbrechung und verkürzten das Rennen. Anstatt der geplanten 65 Runden fuhren die Rennradfahrer insgesamt nur 55 Runden.
van der Horst siegt vor Thurau und Noll
Nach der langen Verletzungs-Unterbrechung kam der Niederländer Dennis van der Horst (Team Allinq Continental CT) in 50:36,988 min als Erster über die Ziellinie. Zweiter wurde Sven Thurau (Team Sportforum), als Dritter wurde Christian Noll (Team Colonia Kids) vor Top-Talent Tim Torn Teutenberg (Leopard Pro Cycling) notiert. „Es war eine schöne Strecke und eine tolle Atmosphäre in Gelsenkirchen“, meinte Sieger van der Horst aus dem niederländischen Hasselt nach seiner zweistündigen Anreise aus dem Nachbarland.
van der Horst: „Wie ein langer Sprint...“
Van der Horst zeigte sich vom Sturz der vier Konkurrenten sichtlich bewegt: „Der Unfall ist hinter mir passiert, ich habe nur etwas gehört, aber nichts gesehen. Ich hatte selbst schon mal einen Sturz beim Radrennen, aber da ist mir nichts Schlimmes passiert. Ich hoffe, dass die Gestürzten schnell wieder gesund werden.“ Trotz des ungewöhnlichen und verkürzten Rennverlaufs zog Dennis van der Horst ein positives Fazit: „Es hat Spaß gemacht, in Gelsenkirchen an den Start zu gehen. Die letzten 15 Runden waren für mich wie ein langer Sprint.“
Krefelder Peschges schnappt sich zwei Auszeichnungen
Marcel Peschges räumte bei der 29. City Nacht von Schaffrath gleich zwei Preise ab: Der Radsportler aus Krefeld holte sich nicht nur den ELE Supersprint für die schnellste Runde, sondern heimste auch den Dekra-Lyderspreis, die Auszeichnung für die größte Anzahl an Führungsrunden, ein. „Die Stimmung in Gelsenkirchen war richtig gut. Es waren viele Leute an der Strecke, die einen natürlich zusätzlich motivieren. In so einem Rundkurs gibt man automatisch Gas. Ich war jetzt zum zweiten Mal hier in Schaffrath dabei und werde sicherlich wiederkommen“, sagt Peschges, der nach dem Unfall in der 20. Runde feststellte, „dass einige Fahrer nach der Fortsetzung des Rennens etwas zurückhaltender gefahren sind. Ich selbst habe mich bei einer Rundfahrt auch schon mal verletzt, konnte aber weitermachen. Es kommt immer darauf an, wie man hinfällt.“