Gelsenkirchen. Interview mit Hakan Durdu, dem neuen Coach des Gelsenkirchener Fußball-Westfalenligisten YEG Hassel. Für ihn ist es der erste große Trainerjob.

Am heutigen Mittwoch trifft Hakan Durdu auf seine neue, alte Mannschaft YEG Hassel. Bis zum vergangenen Sommer war er noch Co-Trainer beim Gelsenkirchener Fußball-Westfalenligisten, seit vergangener Woche ist der 30-Jährige nun Chefcoach. Er ersetzt den überraschend zurückgetretenen Ahmet Inal. Heute trifft sich Hakan Durdu mit dem Team zu einem kurzen Gespräch und lockeren Training, am kommenden Samstag wird’s dann zum ersten Mal ernst: YEG will bei der Hallenkreismeisterschaft den Titel verteidigen. Vorher spricht Hakan Durdu im WAZ-Interview über sein plötzliches Comeback und seine Pläne.

Herr Durdu, was hatten Sie ursprünglich für den kommenden Samstag geplant?

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Hakan Durdu: Ich wollte eigentlich etwas mit der Familie unternehmen, wir wollten was essen gehen und etwas mit den Kindern machen. Jetzt bin ich der Einzige, der nicht dabei sein wird (lacht). Aber das ist nicht so schlimm. Ich wollte im Laufe des Abends sowieso noch in die Halle kommen, um die Endrunde zu sehen.

Jetzt sind Sie den ganzen Samstag bei der Endrunde der Hallenkreismeisterschaft, als Cheftrainer von YEG Hassel. Wann hat YEG Sie nach dem Rücktritt von Ahmet Inal kontaktiert?

Das war am vorletzten Sonntag. Da hat mich die Vereinsführung zum Gespräch eingeladen, und wir haben uns kurz und knapp unterhalten. Ich bin ja schon länger im Verein, da war das Vertrauen direkt da. Beide Seiten wussten, was sie wollten, deshalb ging das dann recht schnell.

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Wie lange hat das Gespräch gedauert?

Keine zehn Minuten. Wenn das Vertrauen da ist, klappt das auch. Der Verein hat mich ja seit Jahren gefördert. Natürlich ist es für einen Trainer immer ein bisschen riskant, eine Mannschaft im Winter zu übernehmen. Aber da ich die Mannschaft kenne, will ich für den Verein dieses Risiko eingehen.

Das ist Ihre erste Trainerstation im Seniorenbereich – und dann direkt bei einem Westfalenligisten.

Jeder Trainer hat seine Ziele, die hatte ich auch, als ich hier Co-Trainer war, und das war auch nie ein Geheimnis. Ich hatte da auch andere Angebote aus dem NLZ-Bereich, aber ich habe mich nie für einen anderen Verein entschieden, weil ich unbedingt hier Cheftrainer werden wollte. Natürlich ist die Westfalenliga nicht einfach, aber ich finde, dass ich genug Erfahrung gesammelt habe, um erfolgreich zu sein. Ich habe von zwei der besten Amateurtrainer in Gelsenkirchen gelernt: Oktay Güney und Ahmet Inal. Außerdem bin ich dankbar für das Vertrauen, das will ich zurückzahlen. Gerade wenn man als Spieler einen Trainer kriegt, der bisher noch keine höherklassigen Stationen hatte, ist es wichtig, dass Vertrauen da ist. Ich habe mit den Spielern telefoniert, und die haben gesagt: ‚Trainer, wir stehen hinter dir.‘ Deshalb mache ich mir da keine Gedanken.

Als Jugendlicher spielte Hakan Durdu bei Teutonia Schalke

In seiner Jugend spielte Hakan Durdu bei Teutonia Schalke, danach wechselte er in den Trainerbereich. Vor knapp zehn Jahren kam er zu YEG Hassel, wo er zunächst verschiedene Jugendteams trainierte. Später wurde er Co-Trainer der ersten Mannschaft und arbeitete mit den Cheftrainern Oktay Güney und Ahmet Inal zusammen.

Vor dieser Saison legte er das Co-Trainer-Amt nieder, da er wegen seines Lehramtsstudiums und der Geburt seines zweiten Kindes nur wenig Zeit hatte. „Eigentlich war geplant, dass ich im Winter wieder langsam einsteige. Jetzt ist alles etwas schneller gegangen“, sagt er und lacht.

Was wollen Sie anders machen?

Wenn wir jetzt in der Sommervorbereitung wären, würde ich einiges ändern, aber im Winter sollte man nicht so viel anders machen. Dafür hat man einfach keine Zeit. Ich möchte erst mal den Punkteschnitt verbessern und kompakter dastehen, denn die Mannschaft hat viele Gegentore kassiert. Ich bin der Meinung: Wenn die Null steht, kann man ein Spiel einfacher gewinnen.

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Bisher stand YEG immer für kreativen Fußball und viel Ballbesitz. Planen Sie einen Strategiewechsel?

Nur weil wir die Null halten wollten, heißt das nicht, dass wir den Ball abgeben. Solange man den Ball hat, ist man schon im Vorteil. Deshalb ist es auch weiterhin wichtig für uns, viel Ballbesitz zu haben. Sich hinten reinzustellen, passt auch nicht zu unserem Verein, das habe ich in den vergangenen zehn Jahren gesehen. Ich bin ein Fan von Ballbesitz und schnellem Spiel nach vorne, aber wir müssen kompakteren Ballbesitzfußball spielen.

Ahmet Inal hat oft darüber geklagt, dass der Kader zu klein sei. Wie sehen Sie das? Brauchen Sie noch Spieler?

Der Kader ist dünn, das stimmt. Aber im Winter ist es immer schwierig, sich seine Wunschspieler zu holen. Und wir wollen jetzt auch nicht irgendeinen holen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit den Spielern, die wir jetzt haben, weitermachen können. Ich bin zufrieden mit dem Kader.

Ein Trainerwechsel kurz vor dem Start in die Wintervorbereitung bringt immer auch etwas Unruhe. Ist die Titelverteidigung bei der Hallenkreismeisterschaft deshalb in diesem Jahr sogar noch wichtiger als sonst, damit die Stimmung stimmt?

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Ich finde: Stimmungstechnisch hat sich nicht viel verändert, denn ich bin ja kein Unbekannter im Verein. Die Spieler waren am ersten Tag nach Ahmet Inals Rücktritt schockiert, aber jetzt sagen sie auch, dass es weitergehen muss. Wenn ich es jetzt rein als Hakan Durdu betrachte, ist es natürlich wichtig, wieder den Titel zu gewinnen, weil dann direkt das Vertrauen da ist. Wenn nicht, ist das für die Moral nicht gut. Wir sind der Topfavorit, aber dieser Rolle müssen wir auch gerecht werden. Und wir dürfen die anderen Teams wie Horst 08 und die SSV Buer nicht unterschätzen.