Scholven. Kuriosität beim Finale des Turniers in Gelsenkirchen-Scholven: Marcel Tondorf kam, sah und parierte. Erst im Elfmeterschießen war er zu schlagen.

Als ihn sein Verein brauchte, ließ Marcel Tondorf auf der Tribüne alles stehen und liegen und stellte sich in Jogginghose und Trainingspulli ins Tor. Der 41-Jährige wollte sich Sonntag eigentlich nur das Finale der Scholvener Turnierwoche zwischen Spvgg Middelich-Resse und Preußen Gladbeck ansehen. Das Spiel war etwa 20 Minuten alt, da prallte Resses Torwart Patrick Waschhöfer nach einer Flugeinlage so unglücklich auf dem Boden auf, dass er mit blutender Nase ausgewechselt werden musste. Aber für wen?

Middelich hatte keinen Ersatzkeeper dabei, doch zum Glück stand ja noch Tondorf auf der Tribüne. Der ist eigentlich Trainer der zweiten Mannschaft und hatte vor einiger Zeit schon mal als Keeper ausgeholfen. Kurzerhand stellte er sein Getränk zur Seite, streifte sich Waschhöfers Handschuhe über und ging auf den Platz.

SpVgg Middelich Resse: Das Outfit hatte Tondorf schon passend an

Sein Outfit mit Jogginghose und Trainingspulli hatte er dafür morgens vor dem Kleiderschrank schon instinktiv richtig gewählt. Und Middelichs Tribünen-Torwart kam, sah und parierte: Mit mehreren Paraden ebnete Tondorf seinem Team beim Stand von 0:0 den Weg ins Elfmeterschießen. Dort konnte er die 1:3-Niederlage zwar nicht verhindern, war hinterher aber trotzdem der gefeierte Mann bei Middelich.

Er hatte den Sieg auf dem Fuß: SpVgg-Spieler Mike Rogowski verpasste mit einem Fernschuss ganz knapp das späte Siegtor.
Er hatte den Sieg auf dem Fuß: SpVgg-Spieler Mike Rogowski verpasste mit einem Fernschuss ganz knapp das späte Siegtor. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Marcel kommt hier rein und hält das Team im Spiel. Das ist echt geil“, lobte ihn Trainer Marco Woditschka. Und was sagte Tondorf selbst zu seinem Auftritt? „Es war richtig gut, ich bin zufrieden“, grinste er. „Im Elfmeterschießen zu verlieren, ist zwar ärgerlich, aber die Mannschaft hat eine Top-Leistung gebracht.“

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Fast hätten sich seine Teamkollegen dafür sogar mit dem Turniersieg belohnt: Mike Rogowskis Fernschuss kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit strich nur wenige Zentimeter am Pfosten vorbei. In der ersten Halbzeit hatte Miguel Dreher frei vor Preußen-Torwart Marcel Dörnemann das 1:0 vergeben. Da auch die Gladbecker einige Male freistehend an Tribünen-Torwart Tondorf scheiterten, ging’s ins Elfmeterschießen. Im Gegensatz zum 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen im Halbfinale gegen Adler Ellinghorst zeigte Middelich diesmal Nerven.

Marvin Scherer und Richard Schaub scheiterten an Preußen-Keeper Dörnemann, Stefan Kuczinski schoss drüber. Bei den Gladbeckern vergab nur einer, er traf den Pfosten. Coach Woditschka war dennoch glücklich: „Elfmeterschießen“, meinte er, „ist immer fünfzig, fünfzig. Wenn du von Montag bis Sonntag durchspielst, sind die Beine irgendwann schwer. Die Jungs haben trotzdem durchgehalten und sich als Mannschaft immer besser gefunden. Ich bin super zufrieden.“

SG Eintracht lässt zu viele Chancen liegen

Mit seinen Middelichern saß Woditschka noch lange auf der Tribüne zusammen und feierte den zweiten Platz. Als sie ihre Lieder grölten, war Thorsten Schnürpel schon zuhause. Der Trainer der SG Eintracht Gelsenkirchen 07/12 hatte mit seinem Team am Samstag beim 3:6 gegen Preußen Gladbeck den Einzug ins Finale verpasst und kassierte auch am Sonntag im Spiel um Platz drei eine Niederlage. 0:1 hieß es für den A-Ligisten gegen die in der gleichen Klasse spielenden Adler Ellinghorst.

„Wir haben wieder die klarsten Chancen nicht genutzt“, haderte Schnürpel und verwies etwa auf einen Lattentreffer. Insgesamt war aber auch er zufrieden: „Das war eine sehr schöne Woche mit vielen guten Tests. Wir haben uns gut verkauft und die Jungs konnten viel Spielpraxis sammeln.“

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Spielpraxis wird auch Middelichs Marcel Tondorf in den nächsten Wochen vielleicht bekommen. Stammtorwart Patrick Waschhöfer wird mit seiner Nasenverletzung wohl erstmal ausfallen. Tondorf ist auf jeden Fall bereit, sagte er auf dem Weg zurück zur Kabine: „Wenn mich der Trainer braucht, bin ich da. Wir sind ein Verein, da mache ich das gerne.“