Gelsenkirchen. Für ihr Hobby werden die Mitglieder des RC Team Ruhr-Störung oft belächelt. Doch der RC-Sport ist mehr, der neue Verein hat viel vor.
Auf der Suche nach einem Ort für die Rennstrecke schaute Björn Scheid auch bei einem Bottroper Schützenverein vorbei. Mit weiteren Mitgliedern des neu gegründeten Modellauto-Rennvereins RC Team Ruhr-Störung begutachtete der 1. Vorsitzende den brachliegenden Tennisplatz vor dem Schützenhaus– und erlebte eine kuriose Begegnung: „Als die Schützen uns sahen, meinten sie zu ihrem 1. Vorsitzenden: ‚Hömma, du hast gesagt, da kommen Kinder mit Spielzeugautos. Das sind große Jungs, die verhauen uns‘“, erinnert sich Scheid lachend.
Heute sitzt Scheid mit den anderen „großen Jungs“ in einer Horster Kleingartenanlage und scherzt darüber. Daneben stehen die „Spielzeugautos“, wie es die Schützen formulieren würden: etwa ein rot-weißer Flitzer und ein Geländewagen, der mit seinen überdimensionierten Reifen ziemlich bedrohlich aussieht. Sie sind RC-Autos, werden also per Funk gesteuert.
Verein will RC-Strecken in Bismarck bauen
Statt in Bottrop werden sie bald in Gelsenkirchen umher sausen, denn hier hat der Klub inzwischen eine Heimat gefunden: Auf dem brachliegenden Tennisplatz auf dem Gelände der Sportanlage Reckfeldstraße in Bismarck sollen zwei Rennstrecken entstehen. Politik und Gelsensport habe ihre Unterstützung bereits zugesagt.
Vom Klischee der Kinder mit Spielzeugautos wird das dann in etwa so weit entfernt sein, wie ein Bobbycar-Fahrer vom Formel-1-Titel. Der Spaß hört schon beim Blick auf die nackten Zahlen der Flitzer auf, die die vier Ruhr-Störer mitgebracht haben: „Die sind bis zu acht Kilo schwer und können 160 km/h fahren, bei Tuning sogar noch schneller“, erklärt der 1. Vorsitzende Scheid.
Autos teurer als mancher Urlaub
RC-Autos sind deshalb erst ab 14 Jahren zu kaufen. Der Preis hat es in sich: „Der Bausatz kostet knapp 70 Euro, mit dem Drumherum landet man schnell bei 500 bis 1000 Euro“, verrät Scheid und stellt lachend fest: „Wovon andere in den Urlaub fliegen, fahren wir Modellautos.“
Zum „Drumherum“ gehört das, was es auch bei echten Autos an Zubehör und Ersatzteilen gibt: Scheibenbremsen, Federung, Tank – „es gibt sogar eine Maschine, um die Räder auszuwuchten“, wirft Schatzmeister Jan Hummler ein. „Die Szene ist riesig. Das ist eine Wissenschaft für sich.“ Hummler kennt sich besonders gut aus, denn er liebt es, an den mit Technik vollgestopften Autos zu schrauben. „Dr. Jan“ nennen ihn seine Vereinskollegen deshalb. Keines seiner 14 Autos sei noch so, wie es aus dem Karton kam, sagt Hummler stolz. „Das Schrauben macht die Faszination aus.“
Off- und Onroad-Strecke geplant
Die anderen drei nicken. Mit ihrem neuen Verein wollen sie genau da ansetzen. „Viele fangen als Jugendliche mit dem Hobby an und hören dann auf, weil sie keinen haben, der ihnen beim Schrauben hilft“, erzählt Scheid. Der Klub möchte deshalb vor allem Jugendarbeit betreiben, die Kinder und Jugendlichen von Anfang an beim Schrauben unterstützen. „Wenn sie das dann richtig können“, betont der 1. Vorsitzende, „macht es auch Spaß.“ Außerdem fördere das Schrauben die Fingerfertigkeit und Koordination.
Für die neue Heimat an der Reckfeldstraße haben die Ruhr-Störer deshalb eine eigene Schrauber-Zone eingeplant. Was sonst noch entstehen soll? „Auf der einen Seite eine Offroad-Strecke aus Erde, auf der anderen eine Onroad-Strecke und dazwischen ein Fahrerstand“, zeichnet Scheid ein erstes Bild der Anlage, die im Vergleich zu denen anderer Vereine aus der Region (meist On- oder Offroad) vielseitiger sein wird.
Elektro ja, Benziner nein
Umsetzen wollen die Ruhr-Störer das alles in Eigenregie, die Offroad-Strecke soll nach einem halben Jahr fertig sein. „Das wird eine Mammutaufgabe“, weiß Scheid, „aber wir haben gute Kontakte zu THW und Raffinerie, sie werden uns etwa die Erde für die Offroad-Strecke spenden. Wir suchen nur noch jemanden, der uns Asphalt für die Onroad-Strecke sponsern kann.“
Doch selbst wenn alles fertig ist: Die Benziner werden die Ruhr-Störer in der Garage lassen müssen. Im Gegensatz zum Vereinsnamen haben sie angekündigt, die Anwohner nicht stören zu wollen und deshalb nur auf die leiseren Elektro-Flitzer zu setzen. „Größere Benziner sind so laut wie ein 25er-Roller oder eine Kettensäge“, gibt der 2. Vorsitzende, Sven Walterscheid, zu bedenken. Auch das zeigt: Mit Kindern und Spielzeugautos hat dieses Hobby wirklich nichts zu tun – das sollten nun auch die Schützen wissen.
Wer den RC-Sport ausprobieren möchte, kann den Verein über dessen Homepage kontaktieren: www.rc-team-ruhrstoerung.de