Aus der Region. Vor 15 Jahren fuhren sie gemeinsam zum Jugendtraining beim VfL Bochum. Heute schaut Güngör Kaya seinem Kumpel aus Gelsenkirchen vor dem TV zu.
Es war das wohl schwerstmögliche Los im Topf. Im Viertelfinale der Champions League trifft Borussia Dortmund auf Manchester City. Dabei kommt es für den BVB zum Wiedersehen mit seinem ehemaligen Spieler Ilkay Gündogan. Einer, der den Nationalspieler persönlich gut kennt, weil er früher selbst mit ihm zusammen auf dem Platz stand, ist Güngör Kaya. Wie „Illy“ in Gelsenkirchen geboren, kickte der talentierte Angreifer als Kind zunächst bei der STV Horst vor seiner Haustür, ehe er mit zehn Jahren zum VfL Bochum wechselt. Dort hat er später in der B- und A-Jugend Nachwuchs-Bundesliga einen starken Vorlagengeber hinter sich – Ilkay Gündogan.
Im Interview mit dieser Zeitung erklärt „Günni“, was er von seinem früheren Mitspieler erwartet und was ihn selber nach seiner ziemlich wechselhaften Reise durch den Fußball nun zurück nach Horst gezogen hat.
Herr Kaya, am 6. April werden Sie wieder vor dem Fernseher sitzen, oder?
Güngör Kaya: Auf jeden Fall! Das Spiel Dortmund gegen ManCity werde ich mir reinziehen. Wenn ein alter Kumpel im Achtelfinale der Champions League dabei ist, muss ich mir doch ansehen, was er da auf dem Platz macht.
Wie haben Sie Ilkay Gündogan als Teamkollegen in Erinnerung?
‘Illy’ war schon in der Jugend sehr gut. Wir haben ein- zweimal bei der Stadtmeisterschaft der Schulen gegeneinander gespielt. Als er dann plötzlich in der B-Jugend zum Probetraining beim VfL Bochum auftauchte, dachte ich: ‘Den kennst du doch...’
Wie lange haben Sie in der Jugend des VfL Bochum zusammen gekickt?
Vier Jahre. Da wir in Gelsenkirchen nicht weit auseinander gewohnt haben, sind wir immer zusammen zum Training gefahren, entweder hat uns sein Vater oder meiner gebracht. Er hat in der Jugend offensiver gespielt, meistens auf der Zehn. Ich war Mittelstürmer, wir haben sehr gut zusammengepasst.
Haben Sie noch Kontakt zu ihm?
Na klar! Wir schreiben uns ab und zu, er weiß ja, wo er herkommt und ist sehr bodenständig, obwohl er eine große Karriere hingelegt hat. Eigentlich wollten meine Verlobte und ich ihn letztes Jahr in Manchester besuchen, aber wegen Corona ging das leider nicht. Wenn die Pandemie vorbei ist, wollen wir das aber nachholen oder wir treffen uns, wenn er mal hier ist.
Ist er – auch mit Blick auf die kommende EM – momentan der wichtigste Spieler in der deutschen Nationalelf?
Das ist immer schwer zu sagen, aber wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich ihn im offensiven Mittelfeld aufstellen. Dass er in dieser Saison so viele Tore für ManCity macht, weil er weiter vorne spielt, ist für mich keine Überraschung. So kenne ich ihn aus der Jugend, erst als er Profi wurde, ist ‘Illy’ zum Sechser umfunktioniert worden.
Sie galten selbst als großes Talent, eine vergleichbare Karriere aber gelang Ihnen nicht. Woran lag es?
Das hat verschiedene Gründe. Als Nürnberg mich aus Bochum geholt hat, war Michael Oenning dort Trainer. Er wollte mich eigentlich genau so an den Profifußball heranführen wie ‘lly’ aber dann ging es gegen den Abstieg, Herr Oenning wurde entlassen und Dieter Hecking als neuer Trainer verpflichtet. Er hat auf erfahrene Spieler gesetzt, da hatte ich in der ersten Mannschaft keine Chance mehr.
In Bochum waren Sie neun Jahre in der Jugend, in den Senioren haben Sie dann 14 Vereine in zehn Jahren angesammelt...
In einigen Fällen hatte ich kein Glück, in anderen habe ich die falsche Entscheidung getroffen. Von Nürnberg bin ich ja erst einmal zurück nach Hause und habe bei Rot-Weiss Essen unterschrieben. Dort lief es für mich aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte und ich bin in die Türkei gegangen. Das war eine schöne Zeit, auch wenn ich auch dort noch einige Mal den Verein gewechselt habe, ehe ich wieder zurück nach Deutschland gekommen bin.
Wann haben Sie den Traum vom Durchbruch im Profifußball aufgegeben?
Irgendwann war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich gesagt habe: Wenn du es bis jetzt nicht gepackt hast, dann ist es vorbei. Das war zu meiner Zeit bei Wattenscheid 09. Ich hatte, auch dank Trainer Farat Toku, zu meiner alten Stärke zurückgefunden und jede Menge Tore gemacht. Da habe ich schon auf Angebote von Zweit- oder Drittligisten gewartet, aber die kamen nicht.
Welcher Stürmertyp sind Sie und haben Sie ein Vorbild?
Ich bin so ein Schleicher, der sich zwischen der Viererkette bewegt und darauf wartet, dass der Pass in die Schnittstelle kommt. Daher brauche ich, um erfolgreich zu sein, einen starken Zehner – so wie es ‘Illy’ ist. Als Stürmer und Vollstrecker war Ruud van Nistelrooy immer ein Vorbild für mich, ihn habe ich sehr gerne spielen sehen.
Nun geht es für Sie im Sommer vom TuS Hordel zu Horst 08, ein Kreis schließt sich...
Genau! Als ich letztes Jahr gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, die B2 zu trainieren, habe ich gerne zugesagt. Ich wollte eh anfangen, Trainerscheine zu machen, daher war das ein guter Einstieg für mich. Im kommenden Sommer werde ich die B1 übernehmen und spiele dann auch im Verein. Das passt sehr gut, zumal ich wieder in Horst wohne und dort den Fußball gut mit meiner Ausbildung zum Immobilien-Kaufmann vereinbaren kann.