Gelsenkirchen. Schwimmtrainer Michael Seeger findet die Idee seines Teams klasse, sorgt sich aber grundsätzlich um den Sport und die Ausbildung.
Michael Seeger, Schwimmtrainer der SG Gelsenkirchen, ist stolz auf seine Mannschaft. Das hat in diesem Fall nichts mit sportlichen Leistungen zu tun, zumal es die seit Dezember 2020 gar nicht in gewohnter Form gibt. „Wir sind seit Monaten nicht im Wasser gewesen“, sagt Seeger und stellt fest: „Meine Athletinnen und Athleten haben für die internationalen Aktionswochen gegen Rassismus etwas auf die Beine gestellt. Das finde ich richtig toll. Man sagt ja immer, dass Sport verbindet. Im Moment kann man das zwar wegen der Corona-Beschränkungen nicht so mit Leben füllen, aber Integration ist und bleibt ein wichtiger Aspekt.“
SG Gelsenkirchen: Collage mit Fotos des A-Kaders
Mannschaftssprecherin Susanna Schumann hat die Idee mit ihren Teamkolleginnen und Teamkollegen umgesetzt. „Da wir wegen der Corona-Beschränkungen lange Zeit nur zu zweit trainieren durften, haben wir eine Collage aus Bildern zusammengestellt, auf denen jeder aus dem A-Kader einen Buchstaben hochhält“, sagt Schumann. Auch Mitglieder der anderen SG-Kader machen bei der Aktion mit. Felicitas Reinicke, Isabella Arne und Lorena Lissok haben sich mit „Stop Racism“-Zetteln ablichten lassen. Trainer Michael Seeger: „Bei uns im Schwimm-Team sind viele verschiedene Nationen vereint. Diese Anti-Rassismus-Aktion ist ein wichtiges Signal. Sie ist auch sehr wertvoll für das Team- und Zusammengehörigkeits-Gefühl.“
Weniger erfreulich läuft es für Seeger im Sport und bei der Schwimmausbildung. „Wir haben rund 130 Wettkampfschwimmerinnen und Wettkampfschwimmer im Verein. Davon dürfen mit Elias Kruck, Simon Hagin, Lorena Lissok und Sophie Huang aktuell genau vier Kaderschwimmer in Bochum trainieren. Das ist natürlich eine verschwindend geringe Anzahl. Wir in Gelsenkirchen zählen leider zu den zwei, drei Landesstützpunkten, an denen aktuell kein Training möglich ist“, stellt der Trainer ernüchtert fest.
SG-Trainer Seeger sorgt sich
Auch die Ausbildung bleibt komplett auf der Strecke. „Dieser Bereich und die Aqua-Fitness brechen bei uns komplett weg. Das ist eigentlich unsere Grundlage. Noch halten sich die Abmeldezahlen in Grenzen, aber mir bereitet durchaus Sorgen, dass uns jetzt schon ein kompletter Jahrgang wegen der Corona-Beschränkungen fehlt. Man benötigt sicherlich zwei Jahre, um das alles wieder aufzufangen. Bei einem Zoom-Meeting des Schwimmverband hat kürzlich ein Trainer sogar von fünf Jahren gesprochen. Irgendwann lässt die Motivation bei den Kindern nach, wenn sie nicht ins Wasser können.“
Ab dem 22. März sollen Hallensportarten wieder möglich sein. Immer vorausgesetzt, dass die Corona-Entwicklung keinen Strich durch die Rechnung macht. Michael Seeger: „Ich habe meinem Team gesagt, dass es sich noch gedulden soll. Wir werden sicherlich nicht am 22. März direkt im Schwimmbecken sein. Das Wasser muss erst geheizt werden, dazu muss das Schwimmbad gereinigt werden. Das dauert seine Zeit. Wenn es gut läuft, können wir vielleicht um die Ostertage mit dem Schwimmtraining beginnen.“
Schumann bleibt beim Thema Re-Start skeptisch
Teamsprecherin Susanna Schumann gibt sich keinen großen Illusionen hin. „Nach der Erfahrung aus dem ersten Lockdown habe ich ehrlich gesagt wenig Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr ins Becken. Für uns Schwimmer ist halt das Training im Wasser das Entscheidende. Ich merke, dass bei uns so langsam alle etwas ungeduldig werden.“ Durchaus verständlich nach den langen Trockenübungen. Auch Cheftrainer Seeger will jetzt schnellstmöglich Klarheit, wann in Gelsenkirchen wieder ein Stück Normalität eintritt: „Man kann die Augen nicht verschließen. Man muss ganz ehrlich sein: Wenn wir nicht bald wieder ins Wasser kommen, dann gehen die Lampen aus.“
Kein Hindernis wären für die Gelsenkirchener Athletinnen und Athleten bei einer Öffnung des Zentralbads die erforderlichen Corona-Tests. Seeger: „Wenn der Inzidenzwert die Zahl 50 überschreitet, müssen wir uns vor jedem Training testen lassen. Das wären also bei fünf Einheiten pro Woche 20 Tests und 100 Euro Kosten pro Person im Monat. Man könnte sicherlich über den Förderverein einen gewissen Kostenfaktor abfangen, wenn es dann so weit sein sollte.“