Gelsenkirchen. Phil Halbauer spielt bereits seine sechste Saison bei den Königsblauen. Der Profi-Sprung seiner Teamkollegen sorft für Ansporn.

Die Reserve des FC Schalke 04 muss im Jahr 2021 weiter auf ihren ersten Sieg in der Regionalliga West warten. Nach zwei knappen Niederlagen zum Auftakt fiel das Spiel gegen Bergisch Gladbach „General Winter“ zum Opfer. Mit Schnee und Kälte hat hat S04-Defensivmann Phil Halbauer an sich keine Probleme. „Wenn das so wäre, hätte ich mir die falsche Sportart ausgesucht“, sagt der 22-Jährige. Im WAZ-Interview spricht Halbauer über den Profi-Sprung seiner Teamkollegen Matthew Hoppe und Timo Becker, die eigene Entwicklung und gelegentliche Tritte in den Allerwertesten.

Herr Halbauer, wie hat sich das Training bei Schalkes U23 nach den heftigen Schneefällen der letzten Woche verändert?

Phil Halbauer: Die Trainingseinheiten haben sich vor allem insofern geändert, dass man nun schon mal häufiger einen Schneeball von den Kollegen abbekommt. Da sind wir dann doch alle noch ein bisschen Kind. (lacht). Sonst trainieren wir aktuell meist drinnen. Gegen die Schneemassen und den stark gefrorenen Boden kommt nicht einmal die moderne Rasenheizung an. Aber die Hauptsache ist ja, dass wir überhaupt trainieren können.

Sie kommen aus dem ostwestfälischen Lübbecke. Wie heftig hat der Winter dort zugeschlagen?

In Lübbecke war in den vergangenen Tagen auch ein heftiges Schneechaos. Da lag vielerorts die Höchstgeschwindigkeit mit dem Auto auf der Straße bei 30 km/h. Da Lübbecke eine vergleichsweise kleine Stadt ist, funktioniert der Winterdienst auch nicht so wie beispielsweise in mancher Großstadt.

Beim 1:2 in Rödinghausen haben Sie kürzlich zum ersten Mal in dieser Saison 90 Minuten durchgespielt. War das der Lohn für die engagierte Trainingsarbeit?

Durchzuspielen war natürlich zunächst einmal gut fürs Selbstvertrauen, auch wenn wir uns am Ende nicht mit Punkten belohnt haben. Mir ist es wichtig, so viel Spielpraxis wie möglich zu bekommen, was bei so einem großen Kader nicht immer einfach ist. Ich als Spieler sehe es als meine Aufgabe, dass ich, wenn der Trainer mich braucht, auf den Punkt da bin. Ich denke dieser Anforderung bin ich gerecht geworden.

Wie bewerten Sie Ihre Entwicklung auf Schalke und wo sehen Sie eventuell Verbesserungspotenzial?

Die aktuelle Saison ist bereits meine sechste Spielzeit auf Schalke. Eine Entwicklung sehe ich persönlich vor allem in Sachen Disziplin und Reife. Ich war leider in den letzten Jahren immer wieder vom Verletzungspech verfolgt und musste häufig pausieren, was jetzt keine Ausrede sein soll. Diese Saison bin ich nun schon etwas länger verletzungsfrei, was unheimlich gut ist, vor allem für den Kopf. Ich arbeite täglich an mir und möchte mich weiterentwickeln. Verbessern möchte ich unter anderem meinen rechten Fuß. Daneben kann auch eine Leistungssteigerung im Bereich Athletik auf keinen Fall schaden.

Wie motivierend ist es für U23-Spieler, wenn Teamkollegen wie Timo Becker oder Matthew Hoppe den Sprung nach oben schaffen und dann auch noch gute Kritiken für seine Bundesliga-Leistungen bekommen?

Timo und Matthew sind gute Beispiele dafür, dass die U23 auf jeden Fall ein Sprungbrett zu der ersten Mannschaft sein kann. Im Fußball kann alles sehr schnell gehen - das hat man jetzt wieder gesehen. Beide haben schon früh ihre Debüts in der Bundesliga geben können. Wenn sie gute Kritiken bekommen, fällt das natürlich auch auf uns als Mannschaft zurück. Wir sind ein Team und haben uns alle gegenseitig unterstützt. Deswegen freuen wir uns alle riesig, dass die beiden ihre Arbeit gut machen und Einsätze bei den Profis bekommen.

Belastet Sie die sportlich schwierige Lage bei den Profis, die ja den ganzen Verein als Lok ziehen, oder versuchen Sie das mit Ihren U23-Mitspielern von sich fernzuhalten?

Mich persönlich zieht es nicht runter, aber man verfolgt die Situation natürlich schon. Wenn du selbst den Traum hast, einmal Profispieler zu werden, dann sind die Spieler der Ersten Mannschaft schon wie eine Art Vorbild. Deswegen ist es für mich umso interessanter, zu beobachten, wie sie diese schwierige Situation angehen und, ob sie sich daraus kämpfen werden.

Gibt es für Sie ein fußballerisches Vorbild im internationalen Bereich?

Mein Vorbild war und ist noch immer der walisische Nationalspieler Gareth Bale. Er ist ein geradliniger Spieler, der sehr schnell ist und einen guten Linken hat.

Das Fußball-Jahr 2021 ist für Schalkes Reserve bisher nicht gut gelaufen. Wie sehr wurmt Sie das?

Im Jahr 2021 konnten wir leider noch kein Pflichtspiel gewinnen. Niederlagen sind natürlich nie schön. Vor allem, wenn man so wie wir die Spiele dominiert hat. Es waren keine schlechten Spiele von uns. Engagement, Wille und Aggressivität haben wir gezeigt. Da hat das Trainerteam auch betont, dass man uns in der Hinsicht keinen Vorwurf machen kann. Woran es bei uns momentan scheitert, ist, dass wir die Torchancen nicht verwerten. Wenn wir uns aber wieder belohnen und die Tore machen, dann werden wir auch Punkte sammeln. Wir arbeiten hart daran.

Wer ist Ihr größter Kritiker?

Ich bin eigentlich selbst mein größter Kritiker. Ich denke, dass Eigenmotivation das Wichtigste ist, um sich selbst immer wieder den nötigen Ruck zu geben und jeden Tag das Beste aus sich rauszuholen. Es ist nicht nur wichtig, an seinen Schwächen zu arbeiten, sondern auch seine Stärken zu stärken. Ich schaue nach jedem Spiel, was ich verbessern muss. Wenn ich mal einen Arschtritt von jemand anderem brauche, dann ist mein Vater zur Stelle. Er kritisiert mich und gibt mir aber auch mal einen Push. Mit Kritik muss man umgehen können und ich weiß, dass es wichtig ist, um sich zu verbessern.

Sind Sie nach Niederlagen ungenießbar oder können Sie solche Rückschläge schnell zur Seite schieben?

Nach Niederlagen bin ich meistens erstmal nicht mehr ansprechbar. (lacht) Ich hasse es, zu verlieren. Natürlich sollte man sich aber auch mit den negativen Dingen befassen und versuchen, diese dann im nächsten Training oder Spiel zu verbessern. Es ist jedoch auch wichtig, die negativen Erlebnisse schnell abzuhaken und nach vorne zu schauen. Man darf sich nicht runterziehen lassen und muss schnell den Blick nach vorne richten, um wieder angreifen zu können.

Ihr Vertrag bei der Schalker U23 endet im Juni. Haben Sie sich schon Gedanken über die Zukunft gemacht oder ist das in diesen Corona-Zeiten alles etwas schwieriger mit der Planung?

Ich denke schon, dass Corona den Transfermarkt beeinflusst und die Planungen nicht unbedingt erleichtern wird. Bis zum Sommer werde ich versuchen, so viele Spiele wie möglich zu absolvieren. Ich will noch einige Minuten mehr sammeln, um mich zeigen zu können. Alles weitere gilt es erstmal abzuwarten.


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