Gelsenkirchen. Sportschule organisierte eine Tanz-Challenge zum Song „Jerusalema“, um in der Corona-Krise Mut zu machen. Video im Internet zu sehen.
Wer ins Büro von Mike Dierig kommt, könnte meinen, dass der Sportkoordinator der Gesamtschule Berger Feld sehr gerne sehr laut Musik hört. Gleich acht Musikboxen stehen dort an der Wand. Von der kleinen Box im Handtaschen-Format bis zum klobigen Ghettoblaster ist alles dabei. Dreht Mike Dierig in der Pause also gerne mal die Mucke auf?
Im weitesten Sinne ja, allerdings nicht nur für sich selbst, sondern in erster Linie für die Schüler der Gesamtschule: „Ich mache hier in jeder Pause das Fenster auf, lasse die Musik laufen und draußen auf dem Hof tanzen hunderte Kinder. Die haben da total viel Spaß“, erzählt Mike Dierig, als er auf die Boxen in seinem Büro blickt. Der Sportkoordinator meint damit ein Lied, das an der Gesamtschule in den vergangenen vier Wochen vor den Ferien rauf und runter lief: Der Anti-Corona-Song „Jerusalema“.
Tanz geht weltweit viral
Das Lied und der dazugehörige Tanz haben sich in diesem Jahr zu einem weltweiten Hit entwickelt, der Mut in der Corona-Pandemie machen soll. Zuletzt drehten auch Mitarbeiter von Polizei und Krankenhäusern Videos, in denen sie zur Melodie tanzen, um damit für einen Lichtblick zu sorgen. Dies war der Anstoß für die ganz persönliche „Jerusalema-Challenge“ der Gesamtschule Berger Feld. „Ich habe in der Zeitung über diese Challenge im Krankenhaus gelesen und mir das dazugehörige Video angeschaut. Ich war begeistert und wollte das auch an unsere Schule bringen“, sagt Mike Dierig.
Die Sportlehrer der Gesamtschule, die als NRW-Sportschule und DFB-Eliteschule des Fußballs ohnehin viel Wert auf Bewegung legt, riefen daraufhin gleich zwei Challenges ins Leben. „Zum einen“, berichtet Mike Dierig, „haben wir eine Individual- und Gruppenchallenge gemacht. Die Schüler sollten uns Videos schicken, in denen sie zur Melodie irgendetwas Verrücktes aus ihrer Sportart machen. Zum anderen haben wir den Tanz auch in den Sportunterricht und die Vertretungsstunden integriert.“
Hüpfender Fahrradfahrer und tanzende Chemielehrerin
Dabei herausgekommen ist ein vierminütiger Zusammenschnitt aller Videos, der auf der Homepage der Gesamtschule (www.gesamtschule-berger-feld.de) zu finden ist. Vom Mountainbike-Fahrer, der auf seinem Fahrrad hüpft, über die im Chemieraum tanzende Lehrerin bis hin zu den im Takt tricksenden Fußballern ist alles dabei. Für Organisator Mike Dierig zeigt dies, wie gut die Aktion bei den Schülerinnen und Schülern ankam: „Alle haben mitgemacht, sogar die Schulleiterin Maike Selter-Beer. Das hat eine Eigendynamik entwickelt, die wir uns zwar erhofft hatten, aber natürlich nicht so erwarten konnten. Sowohl die Kinder, als auch die Lehrer hatten sehr viel Spaß.“
Die elfjährige Malak kann das nur bestätigen. Sie hat den Tanz gerade im Sportunterricht mit ihren Klassenkameraden geübt und kommt nun aus der Halle. „Ich mag Tanzen sehr. Es ist toll, dass alle mitmachen. Es hat viel Spaß gemacht“, freut sie sich.
Großes Event im Januar geplant
Thomas Kaiser, der als Sportmentor der persönliche Ansprechpartner für die Schüler im Berger Feld ist, führt die positive Resonanz auch darauf zurück, dass die Kinder zuletzt auf vieles verzichten mussten: „Sie durften zum Beispiel in der Pause nicht Fußball spielen, auch im Sportunterricht war Kontaktsport untersagt. Diese Bewegung fehlt den Kindern. Bei der Challenge konnten sie sich endlich mal wieder austoben und kreativ sein“, betont er und fügt erfreut hinzu: „Wir haben es geschafft, in dieser schwierigen Zeit eine positive Stimmung zu entfachen. Damit haben wir Corona etwas entgegengesetzt.“
Als Höhepunkt der Aktion hatte das gesamte Kollegium für die Woche vor den Weihnachtsferien einen Tanz mit allen Schülern auf dem Schulhof geplant und bereits ein Hygiene-Konzept erarbeitet. Der zweite Schul-Lockdown durchkreuzte diese Pläne jedoch. „Das war sehr schade, weil sich alle sehr darauf gefreut hatten. Wir werden das aber im Januar nachholen. Das wird die Krönung der Aktion“, kündigt Mike Dierig an. Um den ganzen Schulhof zu beschallen, wird der Sportkoordinator dann aber auf die Sprechanlage der Schule setzen. Die acht Musikboxen aus seinem Büro könnten dabei schließlich an ihre Grenzen kommen.