Gelsenkirchen. Der Chef der Gelsenkirchen Devils ist von der neuen European League of Football zwar noch nicht vollends überzeugt, sieht aber Potenzial.

Im Juni 2021 soll die European League of Football (ELF) starten. Commissioner der Liga ist Patrick Esume, der auch als ranNFL-Moderator bekannt ist. Er ist sich sicher, dass auch die deutschen Amateurklubs von der neuen Liga profitieren werden und die ELF keine Konkurrenz zur German Football League ist.

An der Basis im deutschen Amateur-Football ist man eher zwiegespalten. So auch bei den Gelsenkirchen Devils, deren Seniors in der Regionalliga spielen. Sven Kicza, Vorsitzender der Devils, ist einer von denen, die zwar gespannt sind auf das neue Format, aber nicht so recht wissen, ob es auch Erfolg haben kann und den Amateur-Football in Deutschland weiterbringt. „Es gab schon Stimmen, die gesagt haben, dass die ELF jetzt das ausnutzen möchte, was der American Football Verband Deutschland aufgebaut hat“, sagt er.

Den AFVD gibt es schließlich seit 40 Jahren. Und obwohl der AFVD bislang viel erreicht hat, ist die German Football League eine Amateur-Liga. „Kein GFL-Spieler kann bisher davon leben“, weiß Sven Kicza. Die neue ELF soll hingegen zumindest einen semi-professionellen Charakter bekommen.

„Drei Mannschaften der GFL haben sich darum bereits zurückgezogen“, so Kicza. In der Nähe ihrer Stadtorte werden sogenannte Franchises gegründet, also Mannschaften, die in der European League of Football antreten werden und bei denen sich die Spieler womöglich eine deutlich bessere Bezahlung erhoffen. Für die GFL natürlich ein herber Dämpfer.

Ob sich dieser Wechsel lohnt, wird sich zeigen, denn Kicza verweist darauf, dass es ja bereits diverse Vorgänger einer europäischen Football-Liga gab, diese aber allesamt gescheitert sind.

„Damit sich die Liga rentiert, müssen ja auch die Zuschauer in die Stadien kommen“, meint er und schätzt, dass regelmäßig rund 20.000 Leute zu den Spielen kommen müssten, damit sich das Konzept trage. „Ein Franchise ist ja ein Unternehmen und damit gewinnorientiert.“

Logistische Hürden

Des Weiteren sieht der Devils-Chef ein logistisches Problem. „Ein Football-Team mit Betreuen hat etwa 65 Mann, hinzu kommt das Equipment. Der Aufwand, zu Auswärtsspielen beispielsweise nach Polen zu fahren, oder vielleicht auch zu fliegen, dürfe da nicht unterschätzt werden. Weder finanziell noch organisatorisch.

In der Vergangenheit seien die Profiligen in Europa eben gescheitert, weil sie sich finanziell nicht getragen hätten.

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Allerdings betont der Vorsitzende der Devils: „Damals war die Medienpräsenz nicht so groß wie heute, das Internet mit Social Media noch nicht so weit und die Begeisterung für den Sport aus Übersee noch lange nicht so groß“, erinnert sich Sven Kicza. Und weiter: „Vielleicht ist die Zeit jetzt genau richtig. Es könnte also vielleicht klappen“, sagt er und kann sich vorstellen, dass auch der Amateur-Football dann davon profitiert, wenn plötzlich Spiele deutscher Mannschaften im Fernsehen übertragen werden.

„Wenn der Football in Deutschland dadurch dauerhaft mehr Aufmerksamkeit bekommt, wächst das Interesse und das werden wohl dann auch die kleinen Vereine merken.“