Gelsenkirchen/Mönchengladbach. 2010/2011 erreichte Schalke das Champions-League-Halbfinale, während Gladbach vor dem Fall in die 2. Liga stand. Was ist seither passiert?
Eigentlich wollte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nur über sein eigenes Erfolgsrezept sprechen. Doch indirekt sagte er damit einiges über den seit Jahren anhaltenden Niedergang auf Schalke aus: „Ein Kader ist wie ein Puzzle, das du zusammensetzen musst“, erklärte Eberl im Juni gegenüber dem „Spiegel“ und präzisierte: „Linksfuß, Rechtsfuß, Häuptlinge, Indianer, in der Mannschaft muss alles vertreten sein. Eine Mannschaft muss ein Gesamtpaket sein, wenn sie funktionieren soll. Wenn wir einen Spieler verpflichten, dann muss er auch passen.“
Schalke 04: Vor zehn Jahren noch im Halbfinale der Königsklasse
Zur Erinnerung: In der Saison 2010/11 hatte Gladbach erst in der Relegation gegen den VfL Bochum den Klassenerhalt gesichert, während Schalke das Champions-League-Halbfinale gegen ManU erreicht hatte. Seither investierte Eberl laut Branchendienst transfermarkt.de rund 247 Millionen Euro in substanzielle Verstärkungen wie Yann Sommer, Matthias Ginter, Lars Stindl, Christoph Kramer, Denis Zakaria, Alassane Plea, Breel Embolo oder Marcus Thuram.
Schalke gab im selben Zeitraum mehr als 264 Millionen für Ablösen aus . Der sportliche Ertrag, insbesondere seit dem Dienstantritt von Ex-Sportvorstand Christian Heidel im Sommer 2016, ist ungleich geringer: Nur noch ein einziges Mal, nämlich in der Vizemeister-Saison 2017/18, landete Königsblau in der Abschlusstabelle vor den „Fohlen“. https://www.waz.de/sport/fussball/s04/joerg-boehme-ueber-schalke-die-fans-sind-zu-recht-sauer-id231020472.html
Aktuell befinden sich die Knappen dort, wo Gladbach vor knapp zehn Jahren stand: am Abgrund zur 2. Liga. Während bei Borussia ein Puzzleteil ins andere greift, ergibt das von insgesamt drei Sportdirektoren (Horst Heldt, Heidel, Jochen Schneider) zusammengestellte Kadergefüge auf Schalke schon lange kein stimmiges Bild mehr.
Dabei durfte allein Heidel in nur eineinhalb Jahren rund 150 Millionen Euro an Ablösen ausgeben – größtenteils für krachende Flops und überbezahlte Durchschnittsspieler wie Nabil Bentaleb, Yevhen Konoplyanka, Breel Embolo, Coke, Pablo Insua, Hamza Mendyl, oder Sebastian Rudy. Wobei Heidels Einkäufe nicht immer an fehlender individueller Qualität scheiterten, wie das Beispiel Embolo zeigt: Der Schweizer, 2016 für 20 Millionen Euro aus Basel geholt, kam in drei Jahren nur auf 48 Bundesliga-Einsätze und zehn Tore für Königsblau.
Verkauf mit Wertverlust
Nach seinem verlustbringenden Weiterverkauf an den Niederrhein (2019, für rund zehn Millionen Euro) verbuchte Embolo auf Anhieb acht Saisontreffer und acht Vorlagen . Dabei agierte der bullige 1,87-Meter-Mann in Gladbach meist etwas zurückgezogener – wodurch er seine Stärken (Ballbehauptung, Wucht und Tempo) ungleich besser einbringen konnte. Ein Kader ist eben wie ein Puzzle: Alles muss sich richtig einfügen.