Gelsenkirchen. Spiele gegen den Ex-Klub sind immer etwas Besonderes. Kaum verwunderlich, dass sich Schalkes Verteidiger Hanraths auf Mönchengladbach freut.

Mika Hanraths zählt beim FC Schalke 04 zu den Talenten, denen früher oder später der Sprung nach oben zugetraut wird. Mit den Profis war er im Sommer-Trainingslager in Österreich. Dienstag (19.30 Uhr, Parkstadion) geht es in der Regionalliga West gegen Borussia Mönchengladbachs U 23 aber für seine Teamkollegen und ihn um das tägliche Brot. Im WAZ-Interview spricht der ehemalige Junioren-Nationalspieler über Ziele, seine Führungsrolle und darüber, warum eine Karriere im Profi-Fußball nicht planbar ist.

Schalkes Hanraths: Vorfreude auf Mönchengladbach

Herr Hanraths, ist es ein seltsames Gefühl, am Dienstag mit Schalke auf Ihren ehemaligen Verein Mönchengladbach zu treffen, oder spüren Sie mehr Vorfreude?

Mika Hanraths Natürlich freue ich mich sehr auf das Spiel und darauf, dass ich meine alten Teamkollegen wiedersehe. Zu einigen aus der Mannschaft habe ich noch Kontakt, deswegen ist die Vorfreude besonders groß. Nichtsdestotrotz werde ich auf dem Platz alles geben, dass die drei Punkte am Dienstag in Gelsenkirchen bleiben.

Haben Sie gravierende Unterschiede zwischen Borussias U 23 und Schalkes U 23 festgestellt, was Trainingsbedingungen und Philosophie insgesamt angeht?

Die Philosophie und das Konzept beider U-Mannschaften sind ziemlich ähnlich. Schalkes und Borussias Unterbau stehen dafür, junge Spieler mit Potenzial so auf den Herrenfußball vorzubereiten und zu fördern, dass sie sich dort durchsetzen können. Da ist die U 23 ein wichtiger Schritt. Bei den Trai­ningsbedingungen gibt es keine gravierenden Unterschiede, die sind bei beiden Bundesligisten sehr gut.

Sie stehen als Neuzugang direkt weit oben in der Team-Hierarchie und haben die Mannschaft mehrfach als Kapitän aufs Feld geführt, wenn Fatih Candan nicht in der Startelf stand. Was bedeutet Ihnen diese Rolle?

Ich bin sehr stolz, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn Fatih nicht auf dem Platz steht. Das gibt mir natürlich zusätzlichen Ansporn. Ich fühle mich geehrt, dass mir die Verantwortlichen und das Trainerteam diese Aufgabe anvertrauen. Als Teamplayer, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt und versucht, auf und neben dem Platz zu unterstützen, ist das eine zusätzliche Herausforderung, auf die ich mich aber absolut freue. Es hilft mir enorm, mich weiterzuentwickeln, als Spieler sowie menschlich.

Die Schnittstelle zwischen U 23 und Profibereich ist in diesem Jahr noch enger verzahnt als zuvor. Wie wichtig ist regelmäßiges Profi-Feedback für einen einen jungen Spieler?

Natürlich ist es wichtig, regelmäßig im Blickfeld zu stehen und Feedback zu bekommen. Das ist elementar, damit man weiß, woran man noch arbeiten muss und an welchen Stellen es noch Verbesserungsbedarf gibt. Es ist wichtig, viel Input zu bekommen. Man darf aber auch nicht vergessen, dass man sich das Blickfeld durch sehr gute Leistungen im Training und in den Spielen wöchentlich verdienen muss.https://www.waz.de/sport/lokalsport/gelsenkirchen-und-buer/schalkes-u23-coach-froehling-warnt-vor-dem-vfb-homberg-id230578802.html

Zu Ihren Stärken zählen neben der Abgeklärtheit am Ball und der Pass-Sicherheit auch das schnelle Erfassen der Situationen: Was müssen Sie noch verbessern?

An meinem offensiven Kopfballspiel und auch am Timing im defensiven Kopfballspiel muss ich noch arbeiten. Bei Diagonalbällen ist die Streuung manchmal noch zu groß, und an der Wendigkeit auf engen Räumen muss ich mich insofern verbessern, als ich mich lockerer und leichter bewege. Insgesamt gibt es da viele Sachen, an denen ich noch arbeiten muss.

Wie kritisch sehen Sie sich selbst nach Spielen? Und gibt es Leute zum Austauschen?

Konzentriert und fokussiert: Mika Hanraths beim Training mit den Profis des FC Schalke 04.
Konzentriert und fokussiert: Mika Hanraths beim Training mit den Profis des FC Schalke 04. © RHR-FOTO | RHR-FOTO/Tim Rehbein

Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch, weshalb ich immer möglichst viel Feedback nach den Spielen oder nach dem Training bekommen möchte. Nur so kann ich einschätzen, wie meine Leistung war. Für jede konstruktive Kritik bin ich offen, egal ob positiv oder negativ. Nur so werde ich besser. Ich möchte alles aufsaugen, damit ich so schnell wie möglich die Fehler abstellen kann. Aber auch gute Dinge sollte man sich merken. Nach den Spielen frage ich unter anderem meine Eltern, die mich ja sehr gut kennen und mich noch mal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten.https://www.waz.de/sport/lokalsport/gelsenkirchen-und-buer/schalke-04-drei-punkte-und-wein-fuer-u23-manager-asamoah-id230581632.html

U 23-Trainer Torsten Fröhling hat zum Saisonstart gesagt: „Ich möchte eine lautes Team auf dem Platz.“ Kann man als Spieler dieses „laut sein“ lernen?

Es ist extrem wichtig in der Liga, mit einer lauten Mannschaft und lauten Kommandos aufzutreten. Wir haben im Team eine gute Mischung. Jeder Mensch ist unterschiedlich, und auch ruhigere Charaktere gehören dazu. Das ist völlig in Ordnung, und eine gute Balance ist wichtig. Manche Jungs von uns haben viel Wucht in ihrer Stimme, andere geben leisere Kommandos. Das hängt auch vom Typ Mensch ab. Da wir insgesamt ein starkes Teamgefüge haben, klappt es bei uns ganz gut, dass wir laut und präsent auftreten.

Kann man als junger Spieler eine Profi-Karriere planen, oder hängt das neben der eigenen Qualität auch einfach vom Glück ab?

Eine Karriere kann man in dem Sinne nicht planen. Du musst alles dafür tun, dich jeden Tag zu verbessern. Dann setzt sich Qualität durch, wenn man das Ziel vor Augen hat und hart arbeitet. Vor allem musst du aber auch gesund bleiben. Das gewisse Quäntchen Glück gehört am Ende sicherlich auch dazu.