Buer. In der Nachspielzeit macht der Erler SV 08 den Sieg im Landesliga-Derby bei der SSV Buer perfekt und verwandeln die Kabine in ein Tanzlokal.

Derbys haben nicht nur ihre eigenen Gesetze, sondern offenbaren oft auch die gesamte Bandbreite an Gefühlen. Die Partie zwischen der SSV Buer und dem Erler SV 08 in der Fußball-Landesliga lieferte den nächsten Beweis dieser These. Nach dem Last-Minute-Erfolg gab es kein Halten mehr in Reihen der Null-Achter. Der Neuling feierte den überraschenden 2:1-Sieg an der Löchterheide wie den vorweggenommenen Klassenerhalt.

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Die Kabine glich nach dem Derby einem Tanzlokal. Es fehlten nur die Damen. „Erst wenn’s im Sommer schneit“ von Jörg Bausch wummerte es aus der Anlage, und selbst Trainer Hartmut Scholz swingte im Sound der Discofox-Klänge mit. Der 53-Jährige war fürwahr nicht unbeteiligt am zweiten Erler Dreier in Folge. Er verpasste seiner Mannschaft eine Taktik, die ihr für dieses Duell der Nachbarn auf den Leib geschneidert war.

Misel Zec verschlägt es die Sprache: Der SSV-Trainer schweigt

Nur ein paar Meter weiter, in der Kabine der gastgebenden SSV Buer, war es so leise wie im Konzertsaal unmittelbar vor einer Orchester-Aufführung. Es war kein Ton zu hören, auch nicht von Trainer Misel Zec, der gegenüber der Öffentlichkeit zu keinem Kommentar bereit war. Sein Assistent Benjamin Bork entschuldigte ihn: „Nach einem solchen Derby fehlen einem die Worte, auch dem Chef.“

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Der Mann, der den Bueranern die Sprache verschlug, heißt Bünyamin Karagülmez. Wieder einmal Bünyamin Karagülmez. Der 28-Jährige, der bereits sechs Tage zuvor der Matchwinner beim Erler 3:2 gegen Langenbochum gewesen war, entpuppte sich auch diesmal als der Mann, der den Unterschied machte. Mit seinem herrlichen Freistoß aus 20 Metern, der in der vierten Minute der Nachspielzeit zum 2:1 für den Gast rechts oben in den Winkel einschlug, sorgte er einmal mehr für einen besonderen Knalleffekt. Es war der Schlussakkord einer Partie, die bei aller Spannung lange Zeit unter den widrigen Platz- und Wetterbedingungen gelitten hatte.

Tim Heinsen gleicht für die Bueraner zum 1:1 aus

Bünyamin Karagülmez freute sich, nach dem Abpfiff von allen Erlern geknuddelt zu werden, aber er gab das Lob an seine Mitspieler weiter. „Die gesamte Mannschaft hat gewonnen“, meinte er. „Jeder hat für den anderen gekämpft. Wir haben immer an uns geglaubt.“

Hartmut Scholz ist froh, einen solchen Mann für die besonderen Momente in seinen Reihen zu haben, aber auch er stellte in erster Linie die Leistung des gesamten Teams heraus. „Was die Jungs in der Rückwärtsbewegung geleistet haben, war einfach klasse“, lobte er. „Dieser Sieg ist für das Selbstvertrauen wichtig.“

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Seine Erler standen sicher in der Abwehr und versuchten, über Konter immer wieder kleine Nadelstiche zu setzen. Ihnen kam dabei entgegen, dass Lukas Borutta bereits nach fünf Minuten das 1:0 für die Forsthaus-Buben gelang. Die Bueraner hatten in der langen Phase zwischen dem frühen ersten und dem späten zweiten Erler Treffer optisch mehr vom Spiel, aber besonders effektiv war es nicht, was sie an Stückwerk auf den Rasen brachten.

SSV-Chef Marcel Denneborg: „Wir haben verdient verloren. Erle hat das gut gemacht“

Als die Erler Abwehr einmal nicht energisch genug zu Werke ging, traf Tim Heinsen aus der Drehung zum zwischenzeitlichen 1:1 (22.). Über den Rest hätte auch Co-Trainer Benjamin Bork am liebsten den Mantel des Schweigens gehüllt. Aber er duckte sich nicht weg. „Wir haben nichts umgesetzt von dem, was wir uns vorgenommen hatten“, resümierte er. „Die Schuld daran tragen alleine wir – nicht das Wetter und auch nicht die Schiedsrichterin.“

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SSV-Chef Marcel Denneborg wurde noch deutlicher. „Wir haben verdient verloren. Erle hat das gut gemacht“, stellte er enttäuscht fest. „Uns ist es über die gesamten 90 Minuten nicht gelungen, unser Leistungsvermögen abzurufen.“

Tore: 0:1 Lukas Borutta (5.), 1:1 Tim Heinsen (22.), 1:2 Bünyamin Karagülmez (90.+4).

SSV Buer: van Holt, Dziabel, Bertram, Occhiuzzo (60. Sachsenweger), Sell, Bienk (65. Jürgensen), Yigit, Jozek (89. Tunjic), Heinsen (77. Gürdal), Yilmaz, Mutluer.

Erler SV 08: Wollny, Jung, Reckort, Auth (84. Lobe), Bakir, Scholz (61. Simsek), Sahin (90. Heitbreder), Glittenberg (90. Janßen), Borutta, Karagülmez, van den Boom.