Heilbronn. Die Schalker Lilly Kaden und Mateusz Lewandowski haben bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn Maßstäbe gesetzt.
Die beiden Schalker Leichtathletik-Talente Lilly Kaden und Mateusz Lewandowski haben bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften im Heilbronner Frankenstadion Geschichte geschrieben. Die beiden S04-Nachwuchsleute holten am Wochenende jeweils eine Goldmedaille – ein Wahnsinns-Erfolg für die Königsblauen. „Für uns als FC Schalke 04 war es ein perfektes Wochenende. Ich weiß nicht, was noch hätte besser laufen können. Die ganzen Mühen des Jahres haben sich gelohnt“, bilanziert Trainer Timo Krampen.
„Ich kann es noch gar nicht richtig realisieren“, meinte Mateusz Lewandowski nach seinem U18-Sieg über 400 Meter Hürden im Gespräch mit der WAZ, „aber es ist natürlich ein tolles Gefühl. So eine Medaille überreicht zu bekommen, ist schon etwas Besonderes.“ Der gebürtige Pole, der auf Anraten seiner ehemaligen Sportlehrerin überhaupt erst zur Leichtathletik kam („Sie hat mir gesagt, dass ich sehr schnell wäre und die Sportart Leichtathletik mal probieren sollte“), erhielt erst vor wenigen Tagen die Deutsche Staatsbürgerschaft und durfte somit erstmals überhaupt an nationalen Titelkämpfen teilnehmen. Lewandowski qualifizierte sich im Vorlauf als Erster in 54,47 Sekunden und packte im Finale noch eine Schippe drauf.
Das S04-Talent fand sofort seinen Rhythmus, zog an allen Konkurrenten vorbei und kam in starken 53,44 Sekunden vor dem Zweitplatzierten Maximilian Köhler (LG Karlsruhe/54,80sek) ins Ziel. Lewandowski: „Man merkt das so nach 150 Metern, dass in dem Rennen richtig etwas möglich ist. Aber bei Hürden kann alles passieren, deswegen ist eine Prognose immer schwierig. Die 400 Meter Hürden machen mir am meisten Spaß.“ Mateusz Lewandowski hatte nach seinem Sieg eine Menge zu lesen. „Es gab viele Glückwünsche via Handy“, meint der neue U18-Champion grinsend.
Auch Lilly Kaden hatte reichlich zu feiern. Nicht nur wegen ihren sensationellen 100-Meter-Siegerzeit (11,32 Sekunden), die sie zur Deutschen Meisterin machte und in die Riege der vier stärksten U20-Sprinterinnen weltweit katapultierte, sondern auch wegen ihres Geburtstags: Lilly wurde am Sonntag 19 Jahre jung.
Eltern saßen im Biergarten
„Das hat natürlich gut gepasst. Meine Eltern waren am Samstag neben dem Stadion im Biergarten und haben den Livestream geschaut. Wir haben abends zusammen etwas gegessen und konnten so meinen Titel feiern“, sagt Lilly Kaden und stellt fest: „Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass ich mich zu sehr verrückt mache. Es gab eine gewisse Erwartungshaltung, die hatte ich bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften in Braunschweig nicht.“
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Lillys Sorgen waren letztlich unbegründet. Die Schalkerin erwischte einen Traumstart, setzte sich sofort an die Spitze des 8er-Feldes und packte im Endspurt noch einmal ein paar Prozent drauf, um die etwas stärker aufkommende Talea Prepens (TV Cloppenburg) in Schach zu halten. Mit ihrer 11,32 Sekunden-Zeit toppte sie ihren eigenen Deutschen U20-Rekord aus dem August und stellte auch eine neue Jahresbestleistung in der weiblichen Jugend A auf. „Die 11,32-Sekunden-Zeit ist einfach irre. Ich wusste, dass Lilly gut drauf ist, aber mit so einer Zeit hätte ich wirklich nicht gerechnet“, fasst Trainer Timo Krampen zusammen. Die Medaillenübergabe lief etwas anders ab als gewohnt: Anstatt auf dem Siegertreppchen das Edelmetall in Empfang zu nehmen, lag die Medaille an einer gesonderten Stelle im Stadion zur Abholung bereit. „Das muss man in diesen Corona-Zeiten mit den besonderen Bestimmungen eben so akzeptieren. Lilly ist überglücklich, sie genießt den Erfolg richtig. Das war das Sahnehäubchen einer ohnehin schon sehr erfolgreichen Saison“, stellt Timo Krampen fest.
Lilly verzichtet auf die 200 Meter
Ursprünglich war angedacht, dass Lilly Kaden am Sonntag auch über die 200 Meter-Strecke an den Start geht. Zwar wurde sie beim Start noch offiziell im Teilnehmerfeld angekündigt, trat dann allerdings doch nicht mehr an. Krampen: „Lilly hat sich doch nicht hundertprozentig gefühlt. Das war eine spontane Entscheidung. Aber auch so sind wir mit dem Wochenende rundum glücklich.“
Die Deutsche U20-Meisterin über 100 Meter hat in der durch Corona unterbrochenen und deswegen ungewöhnlichen Saison Eindruck hinterlassen. Lilly Kaden analysiert: „Ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, im Jahr 2020 solche Zeiten zu laufen. In der Halle ist es vielleicht nicht ganz so gut gelaufen, aber draußen war wirklich alles super.“