Resse. Viktoria Resse und Platzrivale VfL Resse 08 machen in der A-Jugend gemeinsame Sache.
Als der Ball neben ihm im Netz einschlägt, wird es Tobias Meier zu bunt. Der 41-Jährige steht gerade auf der Sportanlage am Emscherbruch und will eigentlich erklären, wie er in wenigen Wochen eine fast komplette A-Jugend beim Fußball-Kreisligisten VfL Resse 08 auf die Beine gestellt hat. Der Distanzschuss nach der Passübung unterbricht ihn jedoch. „So, da haben wir die ersten 20 Liegestütze. Alle runter“, brüllt er quer über den kleinen Kunstrasenplatz. Der 41-Jährige weiß, wie er mit seinen 18- und 19-jährigen Nachwuchskickern umgehen muss. „In der A-Jugend darfst du es nicht schleifen lassen, sonst hast du verloren“, erklärt Tobias Meier. „Einige wollen da schon mal die Grenzen austesten. Für Schüsse aus Langeweile gibt es deshalb 20 Liegestütze.“
Dennis Bittermann steht einige Meter daneben und grinst. Für den Vorsitzenden des VfL sind Tobias Meier und sein Co-Trainer Sebastian Schmitt ein echter Glücksfall. Über 30 Jahre lang hatten die einst sogar in der damals drittklassigen Verbandsliga spielenden Null-Achter keine A-Jugend mehr..
Auch in den restlichen Altersklassen herrschte zuletzt gähnende Leere. Als sich Tobias Meier Anfang Juni mit dem Angebot an den VfL wandte, eine neue A-Jugend zu gründen, sagte Dennis Bittermann begeistert zu. „Wir wollten sowieso wieder eine Jugendabteilung aufbauen und mit einer G- oder F-Jugend anfangen. Corona hat uns aber ausgebremst“, erzählt der Vorsitzende. „Das mit der A-Jugend kam dann spontan über unseren Sponsor Norman Bartnik zustande. Er kannte Tobias und hat den Kontakt hergestellt.“
Viktoria hatte nur noch sieben Spieler
In der kommenden Saison schicken die Null-Achter also wieder eine Juniorenmannschaft ins Rennen, und das ist eine ganz besondere: Der VfL bildet in der kommenden Saison nämlich eine Spielgemeinschaft mit dem „großen“ Platznachbarn Viktoria Resse. Die Viktoria hätte ihre Mannschaft nach einem personellen Aderlass in diesem Sommer eigentlich vom Spielbetrieb der Kreisliga A abmelden müssen. „Die Hälfte unserer Spieler ist zu den Senioren aufgerückt. Da wir keine B-Jugend haben, sind keine Neuen dazugekommen. Deshalb hatten wir letztlich nur noch sieben Jungs“, erzählt Viktoria-Geschäftsführer Peter Colmsee. Dass Tobias Meier für seine neue Truppe beim VfL ohnehin noch Spieler suchte, war das Glück der Viktoria. Deren Kicker bilden nun gemeinsam mit früheren Spielern des SV Westerholt und Meiers Ex-Verein FC/JS Hillerheide, den der Trainer aufgrund der weiten Entfernung zu seiner Bertlicher Heimat verließ, das Gerüst der Spielgemeinschaft.
Da diese den Platz der Viktoria in der Kreisliga A übernimmt und Resse 08 somit nicht in der B-Klasse starten muss, profitiert auch der VfL von der Kooperation. Trainer Tobias Meier ist optimistisch, dass sein Team im Kreisoberhaus eine gute Rolle spielen kann: „Die Mannschaft wächst immer besser zusammen und man merkt, dass die Jungs richtig Bock haben. Wir wollen auf jeden Fall im oberen Drittel mitspielen“, sagt er. 20 Liegestütze bei Schüssen aus Langeweile können dabei nur helfen.