Gelsenkirchen. Daniel van den Boom weiß, wie man den Körper auf Trab bringt: Er ist Personal-Trainer. In der neuen Saison coacht er Schalkes Handballer.

Mit Daniel van den Boom (26), der die Nachfolge von Sebastian Hosenfelder (macht seinen Trainerschein) angetreten hat, gibt in der Saison 2020/2021 ein neuer Coach den Takt bei den Handballern des FC Schalke 04 vor. Van den Boom legt vor allem auf die körperliche Fitness seines Teams großen Wert. Das kommt nicht von ungefähr: Der Mann ist Personal-Trainer und weiß, wie man den Körper in Schwung bringt.

Herr van den Boom, wird Schalke 04 die fitteste Handball-Mannschaft der Oberliga?

Daniel van den Boom Das weiß ich nicht, weil ich über die anderen Teams in unserer Liga noch nicht so im Bilde bin. Meine Spieler haben alle Athletikpläne bekommen, um bis zum Trainingsstart am 1. August schon eine gewisse Grundlage zu schaffen. Alle freuen sich darauf, dass es bald los geht. Zum modernen Handball gehört aus meiner Sicht ein hohes Maß an Athletik.

Das heißt im Umkehrschluss: Bei Ihnen wird gepowert und nicht zurückgeschaltet?

Ich bin ein großer Freund vom Tempo-Handball. Dafür muss man 60 Minuten Gas geben. Man muss erkennen können: Da spielt eine Mannschaft, die brennt.

Über Sie ist zu lesen, dass Sie „mit Leidenschaft und Erfolg die optimale Grundlage für das Erreichen der Ziele schaffen“. Wie sieht Leidenschaft bei Ihnen aus?

Im Handball macht es für mich den Reiz aus, mit 14 Spielern hart zu arbeiten und dann ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ich habe Riesen-Freude daran, zu sehen, wie wir uns als Team auf dieses Ziel zubewegen. Ich gebe selbst Impulse, das reizt ungemein. Und ich habe großes Interesse am Gewinnen.

Daniel van den Boom als Trainer der MTG Horst.
Daniel van den Boom als Trainer der MTG Horst. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Gohl

Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp charakterisieren? Eher ruhig oder mehr impulsiv?

Ich bin eher impulsiv. Ich kriege es nicht immer hin, am Rand ruhig und cool zu bleiben. Ich freue mich über jedes Tor, jede gelungene Aktion meiner Mannschaft. Und manchmal ärgere ich mich auch über Schiedsrichter-Entscheidungen.

Wie lautet das sportliche Ziel für Schalke 04 in der kommenden Saison?

Eine genaue Platzierung ist nebensächlich. Darüber können wir immer noch sprechen, wenn wir die ersten drei, vier Monate gespielt haben. Für uns geht es in erster Linie darum, die Liga zu halten und uns zu etablieren.

Sie haben zuletzt beim Essener Verbandsligisten MTG Horst gearbeitet. Sehen Sie Schalke als nächsten Schritt auf der Karriereleiter?

Ja, das sehe ich absolut so. Schalke ist eine Super-Möglichkeit, um mich weiterzuentwickeln. Der Trainerstab und die medizinische Abteilung sind super. Es gibt hier andere Ziele, mehr Möglichkeiten. Schalke 04 ist dazu ein klangvoller Name, auch wenn wir jetzt nichts mit der Fußball-Bundesliga-Mannschaft zu tun haben. Aber wir repräsentieren den Verein auch als Schalkes Handballer. Und das wollen wir natürlich so gut wie möglich tun.

Sie haben als Fünfjähriger mit dem Handball angefangen. Normalerweise ist bei Jungs in dem Alter der Fußball die erste Wahl. Haben Ihre Eltern da eingewirkt?

(lacht) Nein, meine Eltern hatten mit Ballsport nichts an der Mütze. In meiner damaligen Grundschule haben ein paar Klassenkameraden Handball gespielt, so habe ich beim VfB Günnigfeld angefangen und bin dem Sport treu geblieben. In der Jugend war ich bei TuSEM Essen, dann einige Zeit auch bei Schalke 04 beim Übergang zwischen Jugend- und Herrenbereich. Bei der MTG Horst hatte ich aber seinerzeit mehr Perspektiven und bin deswegen dorthin gewechselt.

Als Personal-Trainer erstellen sich nicht nur Trainingsprogramme für ihre Kunden, sondern auch Ernährungspläne. Dürfen Ihre Spieler eigentlich Burger essen?

(lacht) Ja, das dürfen sie. Burger und Pizza in Maßen ist okay. Einige meiner Jungs haben mich bereits gefragt, ob es hier bei Schalke jetzt auch Ernährungspläne gibt, das fand ich schon sehr gut. Ich bin aber auch ein absoluter Befürworter einer Kiste Bier nach einem Spiel. Oder einer Cola. So etwas gehört für mich einfach dazu.

2019 wurde Ihnen der Neos Award, die höchste Auszeichnung im Personal-Training, verliehen. War das für Sie eine Bestätigung Ihrer Arbeit?

Die Auszeichnung hat mich stolz gemacht, weil ich den Bereich Personal-Training repräsentieren und unterstreichen konnte, dass es sich um einen ernstzunehmenden Job handelt. Das ist nicht nur, einen Trainingsplan zu erstellen. Man telefoniert viel mit den Kunden, pflegt ein enges Verhältnis. Das ist schon ein intensiver Job.

Kann es vorkommen, dass Sie um 23 Uhr einen Anruf erhalten und einem Kunden Tipps geben müssen?

Um 23 Uhr eher nicht, aber um 21 Uhr kann es schon vorkommen, dass jemand anruft und sagt: Ich habe heute nur Mist gegessen und jetzt wieder Hunger. Daniel, hast Du einen Tipp für mich? Oder ein Kunde meldet sich aus dem Urlaub und fragt, welche Übungen er machen kann. So etwas gehört dazu und es macht mir einfach Spaß.