Gelsenkirchen. Auszeichnung für eine Schwimmerin, einen Kampfsportler und ein Team, das die Rasenlöcher selbst stopft. Preisübergabe für 4. September geplant.
Wegen der Corona-Pandemie hat sich die Wahl der Gelsenkirchener Sportler des Jahres 2019 um einige Monate nach hinten verschoben. Die siebenköpfige Jury entschied sich für eine Schwimmerin, einen Kampfsportler und bei der Mannschaft des Jahres für einen Klub, der nicht nur beeindruckende Erfolge vorzuweisen hat, sondern auch noch ein Musterbeispiel an Integration darstellt. Die Preise sollen am 4. September (Freitag) im Rahmen eines kleines Empfangs überreicht werden.
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Als Sportlerin des Jahres setzte sich Schwimmerin Judith Hermeler durch. Sie gewann im vergangenen Jahr bei der Masters-Weltmeisterschaft in Südkorea in der Altersklasse 25 eine Silbermedaille über 50 Meter Brust und drei Goldmedaillen (viermal 50-Meter-Freistil-Staffel, viermal 50-Meter-Lagen-Staffel und 200 Meter Brust). „Ich habe relativ gut abgeschnitten“, sagt Judith Hermeler im Gespräch mit der WAZ – und untertreibt damit ein kleines bisschen.
Judith Hermeler: „Das ganze Drumherum in Südkorea war überwältigend“
Gleich in ihrem ersten Wettkampf in Südkorea landete sie in Gwangju auf dem undankbaren vierten Platz, danach folgten vier weitere Rennen, die sie allesamt erfolgreich gestaltete. „Das ganze Drumherum in Südkorea war überwältigend. Kurz, bevor unsere Wettkämpfe stattgefunden haben, wurde dort die normale Weltmeisterschaft ausgetragen. Wir haben im Athletendorf gewohnt, sind mit dem Shuttle zur Schwimmhalle gefahren worden, haben mit den anderen Athleten gemeinsam in der Mensa gegessen“, blickt Judith Hermeler zurück.
Für sie und ihre Mitstreiterinnen war die Masters-WM mit erheblichem Aufwand verbunden. „Ich habe das selbst finanziert, mit Flug und Unterkunft sind rund 2500 Euro Kosten angefallen. Wir waren insgesamt mit vier Mädels da und haben anschließend noch eine Woche Urlaub drangehangen. Wahrscheinlich kommt man in diese Region nur ein einziges Mal“, meint Judith Hermeler, die bei der Stadt Gelsenkirchen arbeitet und seit drei Jahren für die SG Ruhr in Bochum startet.
2022 steigt die Masters-Weltmeisterschaft in Japan
„Judith ist eine Schwimmern, die extrem fokussiert arbeitet. Und das schon über viele, viele Jahre. Sie bekommt mit ihrem Beruf alles unter einen Hut, ist immer am Sport drangeblieben. So etwas stemmt nicht jeder. Dass sie jetzt zur Sportlerin des Jahres ernannt wurde, ist für Judith eine toller Ansporn und eine schöne Auszeichnung“, sagt ihr Trainer Christoph Kreutzenbeck. Durchaus möglich, dass Judith Hermeler, die neben dem Schwimmsport auch Tennis spielt und an Triathlon-Wettbewerben teilnimmt, 2022 noch ein Großereignis in Angriff nimmt. Dann steigt die Masters-WM in Japan. „Ausgeschlossen ist eine Teilnahme nicht“, blickt sie voraus, „aber bisher habe ich mir noch nicht richtig Gedanken gemacht.“
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Bei den Männern fiel die Entscheidung zugunsten von Kampfsportler Louis Theodoridis, der für Bushido-Ryu antritt und bei der Deutschen Ju-Jutsu-Meisterschaft im Bodenkampf die Goldmedaille (bis 94 Kilo) holte. Bei den Ju-Jutsu-Weltmeisterschaften in Abu Dhabi fightete sich das Gelsenkirchener Talent zur Silbermedaille.
Wenn Louis Theodoridis in die Halle kommt, leuchten seine Augen
„Louis hat mit der Ernennung zum Sportler des Jahres nicht gerechnet, sich aber riesig über die Auszeichnung gefreut. Er ist ein sehr bescheidener Junge, aber eben auch richtig ehrgeizig im Sport“, sagt sein Trainer Chris Oczylok und fügt eine bildliche Beschreibung hinzu: „Wenn Louis in die Halle kommt, dann ist das so, als würde ein Kind ins Bälleparadies eintauchen. Dann leuchten seine Augen. Er liebt diesen Sport.“
Louis Theodoridis ist durchaus facettenreich. So kraftvoll er seine Gegner im Ju-Jutsu besiegt, so filigran spielt er abends schon einmal auf dem Klavier, um ein wenig herunterzufahren. „So weit ich das beurteilen kann, macht Louis das richtig gut“, stellt Chris Oczylok fest. Bei der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi hatte er nur über Handy Kontakt zu seinem Schützling, eine Mitreise war aus finanziellen Gründen nicht stemmbar. „Louis hat vor seinen Kämpfen immer ein paar Worte mit auf den Weg bekommen und letztlich tolle Kämpfe abgeliefert“, sagt Chris Oczylok. Rund 20 Stunden pro Woche trainiert Louis Theodoridis, um in der Kampfsportart voranzukommen. „Ich glaube, dass er über Jahre hinweg auf dem Level weitermachen kann“, ist Chris Oczylok optimistisch.
Cricket: Pokalwettbewerb startet am 11. Juli
Als Mannschaft des Jahres stecken auch die Black Miners Gelsenkirchen noch mitten in der Entwicklung, haben aber durch ihren Aufstieg in die Cricket-Bundesliga bereits Maßstäbe gesetzt. „Wegen des Corona-Virus findet die nächste Bundesligas-Saison leider nicht dieses Jahr, sondern erst 2021 statt, aber ich sehe das gar nicht so nachteilig an: Bis dahin können wir noch dazulernen und uns verbessern“, sagt Trainer Vignaesh Sankaran, der mit seinen Jungs ab dem 11. Juli in den Pokalwettbewerb einsteigt.
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„Dass wir Mannschaft des Jahres geworden sind, ist eine sehr große Überraschung. Ich hätte damit nicht gerechnet. Ohne die tolle Unterstützung des Gesamtvereins VfB Gelsenkirchen wäre unser Erfolg gar nicht möglich“, betont Vignaesh Sankaran. Nicht nur im Sport, sondern auch in Sachen Integration sind die Black Miners ganz weit vorne. Fast die komplette Mannschaft besteht aus Flüchtlingen. Der Großteil des Teams lernt fleißig Deutsch und jetzt zusätzlich auch noch Englisch. Mit Leistungsträger Mirwali Jabarkhil befindet sich ein Cricket-Akteur in der Ausbildung zum Kinderpfleger. „Wir haben eine lernwillige Mannschaft und achten auf einen guten Umgang“, sagt Vignaesh Sankaran. „Nach dem letzten Training haben wir die Löcher in der Rasenfläche des Revierparks selbst gestopft. Das sind so Kleinigkeiten, die einfach sein müssen.“