Duisburg. Markus Happe schwärmt noch heute, wenn er auf seinen Ex-Klub Schalke angesprochen wird. „Schalke besitzt Wucht - positiv und negativ.“

Am Sonntag schaltet Markus Happe um 18 Uhr ganz entspannt den Fernseher ein. Schalke 04 gegen Bayer 04 Leverkusen – seine beiden Ex-Klubs treffen im Bundesliga-Geisterspiel aufeinander. Happe hat sich von der Hektik des Fußballgeschäfts schon lange entfernt. Seit zehn Jahren betreibt er in Duisburg eine Personalmanagement-Firma. „Viele meiner Kunden sind Schalke-Fans, da kommt man natürlich immer mal wieder ins Gespräch. Sie lieben den Klub und sie leiden mit ihm“, sagt Happe. Im Moment wird eher gelitten.

Happe, der mit Schalke 04 in den Jahren 2001 und 2002 zweimal den DFB-Pokal holte und dazu das Drama der Vier-Minuten-Meisterschaften miterlebte, stellt fest: „Schalke ist ein großer Verein. Es ist schade, dass dieser Klub nie so richtig in die Spur kommt, sondern sich sehr wechselhaft präsentiert. Nach einem tollen Halbjahr folgt eine Saisonhälfte, die nicht toll ist. Da fehlt einfach die Kontinuität.“

Der 216-fache Bundesligaprofi blickt ein paar Kilometer an Gelsenkirchen vorbei. „Auch wenn es die Schalke-Fans nicht gerne hören: Bei Borussia Dortmund ist Ruhe drin, da wird über Jahre gut gearbeitet, der Erfolg ist da. Vom Fanpotenzial muss sich Schalke bestimmt nicht hinter dem BVB verstecken, aber für die teure Mannschaft, die bei den Königsblauen zusammengestellt wurde, kommt zu wenig Ertrag heraus. Schalke sollte in jedem Jahr um die Champions League oder zumindest um die Europa League mitspielen.“

Blick auf die letzten 30 Jahre

Markus Happe gewann mit Schalke zweimal den Pott - und stemmte ihn einmal mit Bayer 04 Leverkusen in die Höhe. Rechts: Heiko Scholz und Andreas Thom.  
Markus Happe gewann mit Schalke zweimal den Pott - und stemmte ihn einmal mit Bayer 04 Leverkusen in die Höhe. Rechts: Heiko Scholz und Andreas Thom.   © imago sportfotodienst

Angesichts der Konkurrenz dürfte das Euro-Unterfangen für den Traditionsverein immer schwieriger werden. „Wenn man sich die letzten 30 Jahre so anschaut: Da gab es immer ein Auf und Ab bei den Schalkern. Ich glaube nicht, dass sich daran etwas ändern wird, sondern befürchte: Schalke bleibt Schalke“, sagt Happe und blickt auf den S04-Negativlauf von zwölf Spielen ohne Sieg: „So eine Serie habe ich als Spieler auch schon erlebt. Schalke kann froh sein, dass sie in der Hinrunde so gut gepunktet haben.“ Happes Herz schlägt trotz der beiden Pokalerfolge mit Schalke deutlich mehr für Leverkusen. „Ich habe dort viele Jahre gespielt, bin für Bayer in der Champions League aufgelaufen, war dort auch Pokalsieger und Vizemeister. Ich wohne nicht weit von Leverkusen entfernt, habe eine Jahreskarte bei Bayer und spiele in der Bayer-Traditionself“, fasst Happe zusammen.

Rückblickend ist er mit seiner Karriere im Reinen, auch wenn es zur Schale nicht gereicht hat: „Die Meisterschaft fehlt mir, aber auch so bin ich zufrieden mit der Laufbahn.“ Ob er heute gerne noch mal Bundesliga-Profi wäre? Happe muss schmunzeln: „Sagen wir mal so: Diesen ganzen Social Media-Kram brauche ich nicht, das gesteigerte Interesse brauche ich auch nicht. Die Gehaltschecks, die es heute gibt, hätte ich dagegen schon gerne. Heute muss ein Spieler nur schnell sein und geradeaus laufen, dann bekommt er schon einen gut dotierten Vier-Jahres-Vertrag. Wir haben damals auch nicht schlecht verdient, aber da waren die Voraussetzungen noch anders.“

Was das Bundesliga-Duell am Sonntag angeht, sieht Happe die Rollen klar verteilt. „Leverkusen hat das Pokalfinale erreicht, das gibt Schwung und Selbstvertrauen. Bayer 04 ist Favorit. Mit einem Dreier wäre die Tür zur Champions League relativ weit auf. Für Schalke kann es im Endspurt nur noch um Schadensbegrenzung gehen.“ Geht es nach Happe, kann die Schadensbegrenzung noch ein Spiel warten.