Gelsenkirchen. Motivationsprobleme, wegbrechende Einnahmen: Hendrik Pfeiffer, der für den TV Wattenscheid 01 startet, hat schon bessere Zeiten erlebt.
Hendrik Pfeiffer hofft darauf, dass seine Pechsträhne irgendwann vorbei ist. Der Gelsenkirchener Marathonläufer befindet sich mit 27 Jahren „im besten Alter“, wie er findet. Und auch seine Form hätte zu Beginn des Jahres kaum besser sein können. Pfeiffer unterbot im Februar, also wenige Wochen, bevor das Corona-Virus die Sportwelt komplett lahmlegte, die Olympia-Norm beim Sevilla-Marathon deutlich.
Das beste Rennen seiner Karriere endete mit einer Zeit von 2:10:18 Stunden. Pfeiffer rückte damit zum achtschnellsten deutschen Marathonläufer aller Zeiten auf. Doch der aufgebaute Erfolg wurde durch Corona brutal ausgebremst. Beim Berlin-Marathon wollte sich Pfeiffer eigentlich final für die Europameisterschaft qualifizieren. Das Highlight in der Hauptstadt musste abgesagt werden. So wie alle anderen Lauf-Veranstaltungen danach auch. „Ich habe in meiner Karriere bisher fünf Großereignisse verpasst“, sagt Pfeiffer. Sowohl bei Europameisterschaften als auch bei den Olympischen Spielen konnte er seine Qualitäten noch nicht unter Beweis stellen. 2016 verpasste er Olympia in Rio de Janeira wegen einer Verletzung. Die Olympischen Sommerspiele in Tokio wurden wegen Corona auf 2021 verschoben.
„Ob Olympia dann überhaupt stattfindet, lässt sich aktuell nur schwer vorhersagen. Wer weiß, ob das funktioniert“, fragt Pfeiffer und stellt fest: „Bis jetzt ist ja noch kein Corona-Impfstoff da.“ Natürlich kreisen seine Gedanken um das Weltereignis in der japanischen Metropole. Pfeiffer klingt skeptisch: „Meine Konkurrenten haben jetzt ein Jahr mehr Zeit, um aufzuholen. In diesem Sommer wäre ich sicher gewesen, aber wie sieht das in ein paar Monaten aus?“
Auch, wenn sich die Leichtathletik-Kommission des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW) im Herbst zumindest punktuell wieder in den Wettkampfmodus schalten will, hilft Pfeiffer das wenig. Die Events, bei denen er am Start gewesen wäre, sind allesamt gestrichen worden. Rund 20.000 Euro, so hat er durchgerechnet, fehlen dieses Jahr auf der Habenseite.
Alle Pläne wurden umgeworfen
„Ich hatte einen Plan mit vielen internationalen Wettkämpfen und kleineren Rennen, bei denen man Geld hätte verdienen können. Das geht nun alles nicht mehr. Sowohl finanziell als auch psychologisch ist das nicht einfach zu verpacken“, gibt der Journalistik-Student zu.
Mit seinen Wattenscheider Teamkollegen hat Pfeiffer oft über Corona und die Folgen gesprochen. „Das grundsätzliche Dilemma ist für alle Sportler, nicht nur für uns Leichtathleten, gleich. Natürlich fallen da auch einige in ein Loch, weil einfach kein Ziel da ist, auf das man hinarbeiten kann.“ Der ehemalige Rheder, der als Jugendlicher ein Fußball-Probetraining bei Schalke absolvierte, aber nicht genommen wurde, musste mehrfach wegen Verletzungen Wettkämpfe sausen lassen. „Das“, sagt er, „ist aber kein Vergleich zu dem, was wir jetzt erleben. Wenn du verletzt bist, weiß du: Zu dem und dem Zeitpunkt kann man wieder trainieren und sich auf Läufe vorbereiten. Jetzt gibt es kein sportliches Ziel. Ich muss mich schon zusammenreißen, um meine 120, 130 Wochenkilometer zu absolvieren.“ Hendrik Pfeiffer hofft, dass er den Faden irgendwann aufnehmen kann. „Ich bin gerade dabei, meinen sportlichen Durchbruch zu schaffen. Und genau in diese Phase fällt Corona. Für mich ist das ein Karriereknick. Es fühlt sich wie ein verlorenes Jahr an. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als das Training so gut wie möglich durchzuziehen.“ Für große Ziele.