Gelsenkirchen-Erle. „Ich denke, wir haben es verdient“, findet Trainer Rainer Sowa. Seine Mannschaft war oft knapp gescheitert. Verbandstag bringt die Entscheidung.
So ganz traut Rainer Sowa, der Trainer der Spvgg Erle 19, dem Braten noch nicht. Gratulationen zum langersehnten Aufstieg seiner Mannschaft von der Kreisliga A in die Bezirksliga wehrt er derzeit noch mit diesen Worten ab: „Das Präsidium des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen ist der Empfehlung des Verbands-Fußball-Ausschusses einstimmig gefolgt. Aber das letzte Wort über den Abbruch der Saison mit Wertung hat der Außerordentliche Verbandstag im Juni.“
Sowa glaubt trotz Lockerungen nicht an Fortsetzung des Spielbetriebs
Aber auch der 57-Jährige kann sich nicht vorstellen, dass der Verbandstag alles umkippt und der Spielbetrieb in dieser Saison noch fortgesetzt wird – trotz der Lockerungen, die die nordrhein-westfälische Landesregierung ausgesprochen hat.
„Man kann derzeit nicht vernünftig trainieren, auch nach dem 30. Mai nicht“, sagt Rainer Sowa. „Meine Mannschaft und ich werden dann jedenfalls nicht auf dem Platz sein.“ Die Empfehlung des FLVW-Präsidiums, den beiden Meistern der Gelsenkirchener Kreisliga-A-Staffeln das Aufstiegsrecht zu geben, hält der Coach der Lila-Weißen für eine gerechte Lösung.
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Den Unmut, der sich bei FSM Gladbeck und auch beim SSV/FCA Rotthausen rührt, die dahinter platziert waren, kann er nachvollziehen. Aber: „Irgendeine Lösung musste man finden. Und ich denke, wir haben es, nachdem wir oft so knapp gescheitert sind, verdient, in die Bezirksliga aufzusteigen.“
55 von 57 möglichen Punkten
Seit dem letzten ausgetragenen Spieltag am 8. März führt seine Mannschaft die Tabelle nach 19 Spieltagen in der Staffel 1 mit 55 von 57 möglichen Punkten an. Nur beim 3:3 auswärts gegen den FC Horst 59 gingen die 19er nicht als Sieger vom Platz. Bereits in den vergangenen Jahren waren sie mehrere Male ganz dicht dran am Aufstieg in den überkreislichen Fußball.
Wie 2017, da scheiterte Erle 1:1 und 3:3 gegen Adler Riemke. Oder 2019, als Erle 129 Tore in 28 Spielen schoss, aber einen Punkt hinter Kirchhellen landete. Seit 2013/14 belegten die Veilchen in der Abschlusstabelle nie einen schlechteren Rang als den dritten. Zweimal wurden sie sogar Meister, aber in den Entscheidungsspielen fehlte neben Nervenstärke auch das nötige Glück. Es gibt wohl niemanden, der den Erlern den Aufstieg nicht gönnt. „Es wäre schön, wenn der Außerordentliche Verbandstag wie erwartet beschließen würde“, sagt Rainer Sowa. „Aber so richtig freuen kann man sich trotzdem nicht. Man steigt auf – und kaum jemand bekommt es mit.“
„Wir haben schließlich lange darauf hingearbeitet“
Die Freude wird kommen, je näher der Beginn der neuen Spielzeit rückt, wann immer das auch sein wird. „Wir haben schließlich lange darauf hingearbeitet“, betont der erfahrene Coach der Erler Veilchen.
Dass sein seit dem 18. November 2018 in Meisterschaftsspielen ungeschlagenes Team auch in der Bezirksliga von Sieg zu Sieg eilen wird, ist indes nicht zu erwarten. Da widerspricht auch Rainer Sowa nicht. „Wir wollen uns in der für uns neuen Spielklasse behaupten“, sagt er. „Es geht im ersten Jahr nur um den Klassenerhalt.“ Sowa coacht die Sportvereinigung seit 2012 und wird ihr gemeinsam mit Co-Trainer Heiko Buczkowski auch in der kommenden Spielzeit die Treue halten. Was die Zusammensetzung des Kaders anbetrifft, hat er klare Vorstellung. „Wichtig war mir, dass die Mannschaft zum größten Teil zusammenbleibt“, sagt er. 17 Spieler haben ebenfalls zugesagt, an der Oststraße bleiben zu wollen.
Voraussichtlich Fünf Abgänge
Fünf Spieler werden, so wie es aussieht, den Klub verlassen. „Wir werden uns dafür mit vier oder fünf Leuten verstärken“, teilt Rainer Sowa mit.
Rückkehr nach 35 Jahren
Mit dem Aufstieg in die Bezirksliga beendet die Spvgg Erle 19 eine 35 Jahre dauernde Abstinenz vom überkreislichen Fußball. Nach dem Abstieg aus dieser Spielklasse zum Ende der Saison 1982/83 brauchten die Lila-Weißen nur ein Jahr, um mit ihrem damaligen Trainer und leider viel zu früh verstorbenen Wolfgang „Jonny“ Matebel in die Bezirksliga zurückzukehren.
Aber auch im Frühjahr 1985 waren die Veilchen nicht stark genug, um den Klassenerhalt zu schaffen. Sie mussten erneut runter in die Kreisliga A und versanken anschließend in der Versenkung. Zwischenzeitlich ging es sogar mal runter in die Kreisliga B.
Namen möchte er derzeit nicht nennen – weder jene der Abgänge noch jene der potenziellen Zugänge. Auch in dieser Hinsicht traut er dem Braten noch nicht.