Gelsenkirchen. Bei den Gelsenkirchener Sportvereinen herrscht zum einen riesige Freude, zum anderen aber auch große Vorsicht. Nur nichts überstürzen.

Peter Müller fühlte sich ein bisschen in die Kindheit zurückversetzt. Das erste Tennisspiel nach wochenlanger Sportpause, die zur Eindämmung des Coronavirus im Sport flächendeckend für Vereine eingeführt wurde, erinnerte den Vorsitzenden des TC Rotthausen an einen dampfenden Topf mit äußerst leckerem Inhalt.

Nach langem Warten durfte endlich der Deckel geöffnet und genascht werden. „Man spürt einfach nur noch Riesenfreude. Ich habe Donnerstag, Samstag und Sonntag Tennis gespielt. Das fühlt sich an, als hätte man ein neues Leben. Endlich kann man wieder das machen, was man seit Jahren so gerne tut“, stellt der TC-Vorsitzende fest.

Allerdings gelten noch relativ große Einschränkungen, wie Gelsensport den Gelsenkirchener Klubs in einem ausführlichen Schreiben darlegte. Peter Müller: „Wir im Tennis haben natürlich den Vorteil, das wir ohnehin mit großem Abstand spielen. Wir sind so aufgestellt, dass alle Hygieneregeln ohne Schwierigkeiten eingehalten werden können.“

Umkleiden bleiben geschlossen

Die TC-Umkleidekabinen und Cafeteria bleiben geschlossen, das WC wird nur bei Bedarf geöffnet, auf das übliche Shakehands wird verzichtet. Müller: „Wir haben 65 Mitglieder, die teilweise auch zur Risikogruppe gehören. Umso wichtiger ist es, dass wir uns und andere Schützen und uns an die Regeln halten.“ Ursprünglich wollten die Rotthauser schon längst ihre zwei nagelneuen Boulebahnen einweihen, doch das Vorhaben muss noch warten. Vorstandsmitglied Dietmar Musialek dazu: „Die Eröffnung der Bahnen holen wir nach.“

Während im Tennis die Filzbälle wieder fliegen, sieht es bei Hallensportarten mit der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs noch mau aus. Anna Leister, Turn-Trainerin des BC Erle 49: „Wir werden nicht direkt am Montag starten können, da wir noch planen müssen, wie wir die Konzeptvorschläge von Gelsensport und dem Deutschen Turnerbund umsetzen.“ Schwierigkeit: Es dürfen nur fünf Personen gleichzeitig in die Halle.

Bei den älteren Turnerinnen ist keine Hilfestellung nötig. Bei den Kleineren geht es nicht ohne, sie ist allerdings nicht erlaubt. Die Frage nach der Sicherheit im Training stellt sich in Erle somit automatisch.
Bei den älteren Turnerinnen ist keine Hilfestellung nötig. Bei den Kleineren geht es nicht ohne, sie ist allerdings nicht erlaubt. Die Frage nach der Sicherheit im Training stellt sich in Erle somit automatisch. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Leister: „Wir haben aber eine Nachwuchsgruppe mit knapp 30 Kindern, die einmal pro Woche trainiert. Wenn wir da rotieren, würden die Kinder nur alle fünf Wochen kommen können.“ Weiterer Punkt: „Zudem dürfen wir keine Hilfestellungen geben. Das ist aber gerade bei den Kleineren sehr schwierig. Was passiert, wenn sich jemand verletzt?“ Leister gibt zu: „Wir hatten allerdings auch nicht damit gerechnet, dass wir so schnell wieder starten dürfen. Eigentlich war geplant, unser vor einigen Wochen gestartetes Online-Training über die Videoplattform Zoom bis zu den Sommerferien fortzusetzen. Deshalb brauchen wir jetzt auf jeden Fall noch Vorlaufzeit. Wenn alles gut läuft, können wir am 18. Mai loslegen, und dann wahrscheinlich auch zunächst nur mit den Älteren.“

Tammo Fitzek wägt das Risiko ab

Tammo Fitzek, erster Vorsitzender des Tischtennisvereins TST Buer-Mitte, will es bei seinem Verein ganz besonnen angehen. Das Einheiten des umfangreichen Hygienekonzepts stuft er als besondere Herausforderung ein. „Die Gefahr, etwas falsch zu machen, ist groß. Das Risiko, jetzt zu starten, ist zu groß. Ich habe als Vorsitzender auch eine Verantwortung für unsere Spielerinnen und Spieler“, betont Fitzek.

Da die Bueraner in einer kommunalen Sporthalle spielen, müssen sie ohnehin auf die Freigabe von Gelsensport warten. Zudem sind die Hygieneauflagen im Tischtennis hoch. Fitzek: „Bei uns müsste jeder Spieler einen eigenen Ball haben. und diesen nach einem Ballwechsel auch selbst wiederholen. Wir müssten alle Platten desinfizieren, feste Trainingspartner zuteilen, Anwesenheitslisten führen. Das ist alles ziemlich schwierig. Ich hoffe, dass es ab dem 30. Mai, wenn es weitere Lockerungen geben soll, für uns losgehen kann.“

Lars-Erik Heinen, Tischtennis-Abteilungsleiter des SC Hassel, war beim WAZ-Anruf gerade dabei, eine Mail an seine Vereinsmitglieder zu verfassen. „Vor dem 30. Mai findet bei uns kein Training in der Halle statt. Ich muss eine Hallenbegehung machen, Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die Abstände zwischen den Platten vergrößern, Desinfektionsmittel und Seife beschaffen. Da die Saison abgebrochen wurde, stehen wir nicht unter Druck. Unser Motto ist: Lieber langsam und sicher als übereilt und hektisch.“