Gelsenkirchen. Football-Regionalligist Gelsenkirchen Devils paukt fast ausschließlich Theorie über eine Videoplattform. Das Team will bald zurück auf den Rasen.

Gemeinsamer Trainingsbetrieb ist für die Devils wegen der Corona-Beschränkungen nicht möglich, auch das Eisenbiegen im Fitness-Studio fällt für die Footballer weg. „Die Situation nervt. Uns fehlt das gemeinsame Training komplett“, sagt Quarterback Johannes Werner, der zumindest beruflich keine Einbußen in Kauf nehmen muss.

Werner arbeitet bei einer Xantener Firma, die im Energiesektor tätig ist und pendelt täglich von seinem Wohnort Gelsenkirchen in die Römerstadt. „Es gibt auch in Corona-Zeiten genug zu tun, wir können uns nicht beklagen“, bilanziert Werner. Gerne würde er das auch von seiner Lieblingssportart behaupten. Der 32-Jährige beschränkt sich auf etwas Krafttraining in den eigenen vier Wänden. „Ich habe zuhause Hanteln, da kann man schon ein paar Übungen machen“, so Werner. Ab und zu zieht es ihn dann doch auf den Platz: „Dann werfe ich ein paar Bälle, allerdings alleine.“

Im komplexen American Football geht es aber nicht nur um das nötige Wurfgefühl beim Quarterback, der zig verschiedene Spielzüge in seinem Kopf gespeichert haben und die Handlungsweise seiner Mitspieler genau kennen muss, sondern auch um Automatismen. „Wir haben in dieser Saison viele neue Spieler hinzubekommen. Mit ihnen müssen wir gemeinsam das Timing auf dem Rasen abstimmen. Im Moment kann man es fast noch als Vorteil ansehen, dass wir wegen der Corona-Beschränkungen viel gemeinsame Theorie über eine Videoplattform machen. So sehen wir uns zumindest virtuell und können die Neuen mental vorbereiten, aber das Umsetzen muss dann noch folgen.“ Rund sechs Wochen, so schätzt Johannes Werner, wird es im normalen Trainingsbetrieb dauern, „um uns so zu präparieren, dass wir spielbereit sind.“

Wann und ob die Regionalliga-Saison überhaupt startet, ist noch völlig offen. „Man tauscht sich natürlich untereinander aus, holt Infos ein. Es gibt verschiedene Szenarien. Eine Möglichkeit wäre, die Saison in abgespeckter Form zu absolvieren, das heißt, vielleicht nur die Hinrunde zu spielen“, lässt der Devils-Quarterback durchblicken und schiebt grübelnd nach: „Bei uns geht es natürlich auch um die Fanbase. Die Frage ist: Kriegen wir die Leute zurück, wenn man Wochen oder Monate kein Spiel austrägt?“ Und ein weiterer Punkt beschäftigt ihn. „Bei uns gibt es auch einige ältere Spieler, die vielleicht vor ihrer letzten Football-Saison stehen. Wie kriege ich die Jungs motiviert, trotz der ungewissen Situation weiterzumachen?“

Johannes Werner checkt mehrfach täglich die Nachrichten, welche Neuigkeiten es bei der Coronapandemie gibt und wie die einzelnen Bundesländer und Städte reagieren. „Wenn heute um 19 Uhr der Hinweis käme, dass die Gelsenkirchener Sportanlagen wieder geöffnet würden, dann wäre ich um 19.10 Uhr auf dem Platz. Wir wollen einfach alle, dass es mit dem gemeinsamen Sport bald wieder losgeht. Dieses Auspowern, das Gemeinschaftsgefühl fehlt einfach. Sport ist ja nicht nur Aktivität, sondern auch Zusammenhalt. Oft fühlt man sich nach einem schlechten Tag besser, wenn man mit den Teamkollegen geredet oder Trainingserfolge erzielt hat. Training ist oft auch eine Art Selbsthilfegruppe.“ Im Moment findet sie allerdings weiterhin vor dem Laptop statt.

Bei der Kontaktsportart American Football, in der sich die Spieler auf engstem Raum bekämpfen, ist es ohnehin schwierig, die allgemeinen Corona-Sicherheitsvorgaben einzuhalten. Eine Atemmaske zur Verhinderung von Tröpfcheninfektion ist in dieser Power-Sportart undenkbar. „Wir spielen unter unserem Helm mit Mundschutz, da kann man nicht noch zusätzlich eine Maske überziehen. Das funktioniert nicht“, wiegelt Johannes Werner ab. Denkbar wären für ihn Corona-Tests unmittelbar vor Meisterschaftsspielen.

Werner: „Das wäre zumindest mal eine Überlegung, solche Tests durchzuführen, um wieder spielen zu können, wobei man gar nicht weiß, ob überhaupt ausreichend Kapazitäten vorhanden wären. Ich persönlich würde so einen Test aus eigener Tasche bezahlen, weil ich den Sport so sehr liebe. Ich kann mir vorstellen, dass viele meiner Teamkollegen genauso handeln würden.“