Oberhausen. Im Kampf gegen den Abstieg sendet das Osipovitch-Team ein Signal. 98:91 über Karlsruhe. Das Spiel in Hagen fällt wegen des Coronavirus aus.
So sieht jemand aus, der total erleichtert und glücklich zugleich, der aber auch fix und fertig ist. Tobias Steinert, dem Chef der Basketballer des FC Schalke 04, ist am Mittwochabend diese berühmte Zentnerlast vom Herzen gefallen. Dank des 98:91 (43:46)-Erfolges über die PS Karlsruhe Lions hat sich seine Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Pro A zurückgemeldet. „Das waren unfassbarer Kampf und eine große Teamleistung“, sagte der 32-Jährige nach dem Geisterspiel in der Willy-Jürissen-Halle.
Was enorm auffiel bei diesem Spiel ohne Zuschauer und sonst vielleicht wegen der Lautstärke etwas untergeht: Alexander Osipovitch, der Schalker Headcoach, lebte an der Seitenlinie das vor, was seinem Team hin und wieder zu fehlen scheint: pure Leidenschaft. Der 37-Jährige litt, er suchte mit seinem Co-Trainer Patrick Carney Kopf an Kopf immer wieder nach Lösungen für dieses Basketball-Rätsel, und er schrie – ja er brüllte, wenn es sein musste, auch mal richtig los. „Das macht er“, sagte Tobias Steinert und schmunzelte, „aber immer.“
Es wäre sicherlich auch nicht falsch, in die Tiefen dieses Spiels zu gehen und Fehler zu suchen. Dass die Schalker davon reichlich machten, verriet regelmäßig der Blick auf Alexander Osipovitch. Aber wie schon erwähnt: Die königsblauen Korbjäger rackerten. Sie verloren nicht die Kontrolle, als die Karlsruher dank eines 8:0-Laufes auf 33:25 davonzogen; sie verloren auch nicht die Kontrolle, als Johannes Joos mit seinem zweiten Saison-Nasenbeinbruch in der 28. Minute ausschied, nachdem er versucht hatte, Maurice Pluskota zu stoppen. „Jeder“, sagte Tobias Steinert, „hat bis zum Umfallen gekämpft.“
Zwei Punkte Rückstand auf Karlsruhe
Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass Björn Rohwer an diesem Abend der herausragende der drei starken Schalker Center war und sich Platz eins in der internen Tabelle der Leidenschaft mit Alexander Osipovitch teilen durfte. „Ein Riesen-Kämpferherz“, lobte Tobias Steinert den 24-Jährigen, der bei seinen 21 Punkten eine tolle 88-Prozent-Quote hatte. „Er hat von der ersten Sekunde an um jeden Ball gefightet.“ Und er hat sich nach seinen erfolgreichen Aktionen auch immer selbst gefeiert. Herrlich. Einen Nicht-Center wollte Tobias Steinert aber auch herausheben: Courtney Belger. „Er hat“, sagte er, „das Spiel überragend geleitet.“
Zwar drehten die Karlsruher die Partie im letzten Viertel noch einmal, doch nachdem Alexander Osipovitch beim 81:84 eine Auszeit genommen und sich für eine Schimpftirade entschieden hatte, lief es. Es folgte nach dem 81:85 ein 10:0-Lauf, und in der Schlussphase half es den Lions auch nicht mehr, die Schalker ständig zu foulen und an die Freiwurf-Linie zu schicken. Als Courtney Belger zum 95:88 und 96:88 verwandelt hatte, war der achte Saisonerfolg perfekt.
Den direkten Vergleich gewonnen
„Dieser Sieg macht definitiv Mut für die anstehenden Partien“, sagte Tobias Steinert, der sich nicht nur freute, weil sich der Rückstand auf die Karlsruher Löwen und somit das rettende Ufer auf zwei Punkte reduziert hat, sondern auch darüber, dass seine Basketballer nach dem 74:78 im Hinspiel nun den besseren direkten Vergleich haben. „Jetzt müssen wir die Energie“, sagte er, „nur mitnehmen.“
Am kommenden Sonntag, an dem das Spiel bei Phoenix Hagen hätte stattfinden sollen, werden die Schalker diese Energie jedoch nicht brauchen. Die 2. Basketball-Bundesliga hat nämlich am Mittwochabend bekanntgegeben, dass sie beschlossen hat, den nächsten Spieltag wegen des Coronavirus komplett ausfallen zu lassen – ebenso wie die Play-offs und die Play-downs in der 2. Bundesliga Pro B.
Viertel: 19:17, 24:29, 24:17, 31:28.
FC Schalke 04: Newkirk (16/2), Jean-Louis, Joos (11/1), Dunn, Touray (16), Szewczyk (3/1), Rohwer (21/4), Gulley (7), Wessel (n. e.), Belger (24/3).