Buer. „Das war eine richtig schöne Erfahrung“, sagt Josefine Osigus (15) nach dem Algarve-Cup. Sie beendet das Turnier als Siegerin und ohne Gegentor.

Das Strahlen, das immer noch in ihrem Gesicht steht, verrät eigentlich alles: Der Algarve-Cup in Portugal ist für Josefine Osigus ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen. „Das war eine richtig schöne Erfahrung“, sagt die Bueraner U-16-Nationaltorhüterin und erzählt von der Gänsehautstimmung bei der Nationalhymne. Und das Ergebnis dieses hochklassig besetzten Fußball-Turniers ist auch großartig: Es ist nach Siegen über Frankreich (5:4 nach Elfmeterschießen), die Niederlande (2:0) und Portugal (4:0) mit Platz eins für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes zu Ende gegangen.

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Okay: Es war auch ein bisschen stressig, und es war bei herrlichem Wetter – 21, 22 Grad und Sonne – überhaupt kein Urlaub. „Es war alles sehr durchstrukturiert, wir hatten einen straffen Zeitplan“, sagt Josefine Osigus, die sich die Einsätze zwischen den deutschen Pfosten mit Kiara Beck vom SC Freiburg geteilt hat und gegen die Niederlande komplett sowie gegen Portugal die zweite Halbzeit gespielt hat. Und das jeweils zu null! Etwas Besonderes? Die 15-Jährige lächelt. Glücklich irgendwie.

1:1 gegen die U 16 von Borussia Mönchengladbach

Papa Christof Osigus, der über weitaus mehr Spiele im Kasten erzählen könnte als seine Tochter, klärt auf. „Natürlich steht der mannschaftliche Erfolg im Vordergrund, aber zu null zu spielen, ist das absolut vorrangige Ziel“, sagt der 47-Jährige. „Wie sagt Mama immer: Wenn du zu null spielst, kannst du nicht verlieren.“ Und Mama Tina Osigus (46) serviert ihrer Tochter gerade einen Obstsalat – an diesem Tag, an dem sich Josefine Osigus bei ihrem Verein, der SGS Essen, mal trainingsfrei genommen hat, um ein bisschen was für die Schule zu tun. Eben auch, weil sie wegen ihrer Portugal-Reise ein paar Stunden am Leibniz-Gymnasium verpasst hat.

Weil die Schönebecker Fußballerinnen zuletzt reichlich Verletzungssorgen hatten, hat Josefine Osigus in dieser Saison auch schon einige Partien im U-17-Team bestritten, das die Tabelle der Bundesliga-Staffel West/Südwest anführt und auf einem guten Weg ins Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft ist. Wenn es dann so weit ist, will die Zehntklässlerin auch wieder dabei sein, zumindest zum Kader gehören. Zunächst aber geht sie davon aus, vor allem wieder für ihre eigentliche Mannschaft zu spielen, für die U 16 der SGS in der B-Juniorinnen-Regionalliga – wie am Samstag beim 1:1 gegen die U 16 von Borussia Mönchengladbach.

Einzelgespräch und Hausaufgaben-Katalog

Doch so oder so: Das sind nur Zwischenstationen, es sollen nur Zwischenstationen auf dem Weg in die Frauen-Bundesliga sein. Und dorthin sind die Ausflüge zu den Nachwuchs-Nationalteams auch besonders wichtig, ja hilfreich. Nach dem Algarve-Cup hat Christian Hill, der Torwart-Trainer der deutschen U-16-Nationalmannschaft, seine beiden Schlussmädels zu Einzelgesprächen gebeten. „Wir haben ausführliche Bewertungsbögen bekommen, in denen alles im Detail beschrieben ist“, sagt Josefine Osigus. Und? Zufrieden mit dem Hausaufgaben-Katalog? „Ja“, antwortet sie und schmunzelt wieder herrlich. „Sehr.“

Im deutschen Nationaltrikot beim Algarve-Cup: Josefine Osigus spielte gegen die Niederlande durch und gegen Portugal eine Halbzeit.
Im deutschen Nationaltrikot beim Algarve-Cup: Josefine Osigus spielte gegen die Niederlande durch und gegen Portugal eine Halbzeit. © CO

Das gilt übrigens für die ganzen Tage an der Algarve, die trotz der Spiele und der täglichen ein, zwei Trainingseinheiten nicht so vollgestopft waren, dass überhaupt keine Zeit für ein kleines bisschen Freizeit blieb. Zum Beispiel, um einmal zu golfen sowie auch mal Sand und Wasser am Hotel zu genießen. Was Josefine Osigus besonders gut gefallen hat, war das Klima innerhalb der Mannschaft, in der beim Algarve-Cup alle deutschen U-16-Topspielerinnen versammelt waren, von denen zwei auch schon zum U-17-Team des DFB gehören. „Das ist eine super Mannschaft“, sagt sie. „Wir haben uns alle gut verstanden, und es hat keine Cliquen-Bildung gegeben, keine Zickereien.“

EM-Qualifikation gegen Malta, Aserbaidschan und Belgien

Klar: Weil’s so schön war beziehungsweise ist, will Josefine Osigus auch in Zukunft dabei sein. Demnächst, nach den Vergleichsspielen der Landesverbände, stehen zwei DFB-Lehrgänge an, und die Bueranerin hofft, dass sie direkt zum Kaderlehrgang eingeladen wird und nicht erst beim Sichtungslehrgang vorstellig werden muss. Um dann auch dabei zu sein, wenn die kommenden beiden Länderspiele im Mai gegen Frankreich und Juni gegen einen bislang noch unbekannten Gegner anstehen.

Und erst recht würde Josefine Osigus im September gerne zur deutschen U-17-Auswahl des DFB gehören, wenn es darum geht, auf Malta die erste Runde der Qualifikation für die Europameisterschaft 2021 auf den Färöer zu überstehen – gegen Belgien, Aserbaidschan und Gastgeber Malta (1. bis 10. September). Aus den zwölf Gruppen qualifizieren sich die beiden Erstplatzierten sowie die vier besten Dritten für die zweite Qualifikationsrunde im März 2021. Josefine Osigus stutzt ein bisschen, weil Papa Christof das alles so ganz genau weiß, und verabschiedet sich. „Ich muss noch ein bisschen lernen, obwohl ich keine Lust habe“, sagt sie. An diesem für sie trainingsfreien Fußball-Tag.