Scholven. Da mehrere Spieler ihren Weggang angekündigt haben, verzichten die Bülser auf einen möglichen Aufstieg ins Kreisoberhaus.

Es ist noch gar nicht so lange her, da sprach Rejhan Nailovic, Trainer des Fußball-B-Ligisten SV Schwarz-Weiß Bülse, im WAZ-Interview davon, dass er es seinem ehemaligen Jugendverein „noch einmal ermöglichen will, in der Kreisliga A zu spielen.“ Ein realistisches Ziel, schließlich führten die erst im vergangenen Sommer aufgestiegenen Bülser die Staffel eins der B-Klasse zum Zeitpunkt des Interviews Anfang Februar an.

An der Tabellenkonstellation hat sich seitdem auch nicht viel geändert: Die Schwarz-Weißen sind nach zwei Niederlagen aus den ersten beiden Ligaspielen dieses Jahres zwar auf den Relegationsplatz zurückgefallen, liegen aber mit zwei Punkten Rückstand immer noch in Schlagdistanz zu Spitzenreiter SV Zweckel II. Doch die Zielvorgabe des Herbstmeisters ist nun eine andere: Wie Trainer Rejhan Nailovic nämlich mitteilte, verzichtet sein Team im Falle der sportlichen Qualifikation auf den Aufstieg.

Eine überraschende Wendung, die jedoch nichts mit dem schwachen Start ins Jahr 2020 zu tun hat, wie der Coach betont: „Wir haben Gespräche mit unseren Spielern geführt, weil wir Klarheit haben wollten, wer in der nächsten Saison dabei ist. Uns war wichtig, dass der Großteil des Kaders zusammenbleibt, da es wegen unserer schlechten Anlage mit dem einen grauen Ascheplatz schwierig ist, Neue zu holen. In den Gesprächen haben dann aber acht bis zehn Spieler gesagt, dass sie den Verein verlassen werden“, berichtet Rejhan Nailovic. „Es ist einfach eine zu große Herausforderung, Spieler mit A-Liga-Niveau zu holen. Bülse ist schließlich ein kleiner Verein, der kein Geld zahlen kann. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen – falls es soweit kommen sollte – auf den Aufstieg zu verzichten.“

Sportfreunde Bulmke könnten profitieren

Da es mit hoher Wahrscheinlichkeit nur einen Gelsenkirchener Bezirksliga-Absteiger gibt, steigen drei Teams aus der Kreisliga B ins Kreisoberhaus auf. Dazu gehören die Meister der beiden Staffeln und der Sieger eines Relegationsspiels zwischen den Zweitplatzierten. Sollte Bülser am Ende der Saison immer noch auf einem der ersten beiden Ränge liegen, übernehmen die in der Tabelle dahinter platzierten Teams das Aufstiegs-, beziehungsweise Relegationsrecht.

Aus Gelsenkirchener Sicht könnten am ehesten die Sportfreunde Bulmke von dem Bülser Verzicht profitieren. Sie sind aktuell Vierter, sechs Punkte hinter Liga-Primus SV Zweckel II und einen hinter dem drittplatzierten BV Rentfort III.

Diese Entscheidung hätten er und sein Co-Trainer Daniel Borzek auch zum Wohle des Klubs getroffen. „Bei so vielen Abgängen würden wir in der Kreisliga A abgeschossen werden. Ich will aber nicht, dass der Klub als Schießbude der Liga dasteht. Dann spielen wir lieber weiterhin gesund in der Kreisliga B.“

Auch 31-Tore-Mann Garrido geht

Unter den Akteuren, die ihren Weggang am Ende der Saison ankündigten, sind auch mehrere Leistungsträger wie Torjäger Miguel Quijada Garrido (31 Treffer) und Klemens-Roy Gerling (neun Tore, 13 Vorlagen). Beide zieht es am Ende der Saison zum B-Ligisten SuS Hervest Dorsten. Doch warum konnten die Bülser die abwandernden Kicker trotz des sportlichen Höhenflugs nicht an der Honigmannstraße halten? Die Gründe hierfür seien „vielfältig und nachvollziehbar“, wie Rejhan Nailovic erklärt: „Einige wollen berufsbedingt kürzertreten oder altersbedingt nur noch aus Spaß bei den Alten Herren kicken. Andere haben die Anlage als Grund genannt. Außerdem wurden einige auch mit Geld gelockt. Wenn ein Verein dann 300 Euro bietet, ist klar, dass die Spieler wechseln. Bülse hat dafür nicht die Möglichkeiten.“

Von Ärger über den Zerfall seiner vor zwei Jahren mühsam aufgebauten Mannschaft, die im ersten Jahr direkt den Aufstieg in die Kreisliga B schaffte und nun beste Chancen auf den Durchmarsch hatte, ist bei Rejhan Nailovic also keine Spur. „Es ist nun mal schwierig, ein Team über drei, vier Jahre zusammenzuhalten. Wir haben immer versucht, den Spielern eine Wohlfühloase mit Klamotten, Getränken und Trikots mit Namen zu schaffen. Das ändert letztlich aber nichts daran, dass der Verein kaum Strukturen hat und du auf einer grauen Asche spielst“, räumt er ein.

Zukunft des Trainerteams ungewiss

Wie es für ihn und seinen Co-Trainer Daniel Borzek in der kommenden Spielzeit weitergeht, weiß Rejhan Nailovic aber noch nicht genau: „Die restlichen Spieler wollen, dass wir bleiben. Wir halten uns das allerdings offen und schauen, ob wir genügend Leute haben.“ Eines sei jedoch klar: Wir werden diese Saison durchziehen und trotzdem versuchen, oben zu bleiben“, versichert Rejhan Nailovic. Eine Zielsetzung, an der es diesmal wirklich nichts zu rütteln geben soll.