Gelsenkirchen. Für Erle 19 wird's nochmal eng und Neustadt gewinnt das Straßen-Schneckenrennen. Acht Prognosen zum Start der Rest-Rückrunde der Kreisliga A.
Für die meisten Fußball-Kreisligisten hat das Warten nun ein Ende: Nachdem in der vergangenen Woche der erste Spieltag der Rest-Rückrunde wegen Sturmgefahr abgesagt worden war, wird der Großteil dieser Auftaktpartien nun am Wochenende nachgeholt. Gerade in den beiden Staffeln der Kreisliga A elektrisiert dabei der Kampf um die Meisterschaft und den damit verbundenen Platz in der Aufstiegsrelegation zur Bezirksliga. Die Spvgg Erle 19 sehnt sich nach der Rückkehr in den überkreislichen Fußball. Aber können die Veilchen ihre perfekte Hinrunde wiederholen? Wer muss runter in die Kreisliga B? Und was passiert sonst noch in den beiden Staffeln des Kreisoberhauses? Die WAZ stellt acht mehr oder weniger gewagte Prognosen auf.
Kreisliga A1:
1. Für Erle 19 wird’s nochmal eng
17 Spiele, 17 Siege: Die bisherige Bilanz von Spitzenreiter Spvgg Erle 19 ist beeindruckend, die Veilchen sind seit über einem Jahr ungeschlagen. Doch sicher ist der Meistertitel noch nicht. Zwar liegen die Verfolger FSM Gladbeck und SuS Beckhausen schon sechs, beziehungsweise sieben Punkte zurück, doch gerade die Gladbecker haben in der Winterpause noch einmal personell nachgelegt und beispielsweise Mert Durmaz vom SC Hassel geholt. Der Torschützenkönig der Saison 2017/18 verpasste damals mit FSM nur knapp den Titel.
Zudem stellt sich die Frage, ob die Erler eine solch perfekte Hinrunde tatsächlich wiederholen können. Stolpergefahr birgt ausgerechnet das Derby gegen die Eintracht, die bereits als Vorgriff auf die kommende Saison einige Neuzugänge verpflichtet hat und daher alles daran setzen wird, die Sportvereinigung noch ins Straucheln zu bringen. Zum Titel wird es für die Veilchen dank des Polsters aus der Hinrunde dennoch reichen, allerdings nicht mit einer weißen Weste.
2. Horst 59 muss diesmal nicht mehr zittern
In der vergangenen Saison erlebte der FC Horst 59 eine grauenvolle Rückrunde. Von Platz acht, den die 59er am 20. Spieltag innehatten, ging es durch eine Negativserie von neun Spielen mit nur einem Punkt runter auf Rang 15. Damals retteten sich die Horster erst in der Relegation. Diesmal wird es aber nicht so weit kommen, der FCH ist Sechster und tritt in Gewissheit des Absturzes aus dem Vorjahr deutlich gefestigter auf. Statt zu zittern, preschen die Horster sogar noch ins obere Tabellendrittel vor.
3. Genclerbirligi verliert jedes Spiel, bleibt aber drin
Eines der Teams, das die Horster überholen, ist Genclerbirligi Resse. Der Bezirksliga-Absteiger und aktuelle Tabellenvierte hat in der Winterpause 18 Spieler verloren und will dies wohl mit Spielern der bisherigen zweiten Mannschaft kompensieren. Die kämpfte aber schon in der Kreisliga B gegen den Abstieg. Im Kreisoberhaus ist das Team daher chancenlos, schafft aber dank der 28 Punkte, die die alte Mannschaft in der Hinrunde gesammelt hat, trotzdem den Klassenerhalt. Im Sommer starten die Verantwortlichen dann einen Neuaufbau.
4. Westfalia Buer verpasst den Klassenerhalt
Auch bei Schlusslicht Spvgg Westfalia Buer ging es in der Winterpause turbulent zu: Aufstiegstrainer Mark Lamberty musste gehen, dafür übernahm mit Oliver Komander der bisherige Coach der zweiten Mannschaft. In den Testspielen hagelte es anschließend empfindliche Pleiten gegen C-Liga-Spitzenreiter Erler SV 08 II (2:6) und die B-Ligisten SSV/FCA Rotthausen II (0:3) sowie SSC Recklinghausen (1:7). Auch in der Rückrunde kann Oliver Komander trotz aller Anstrengung das Ruder nicht entscheidend herumreißen, die Qualität reicht einfach nicht aus. Die Westfalia muss als Tabellenletzter zurück in die Kreisliga B.
Kreisliga A2:
1. SSV/FCA und Blau-Weiß können Hessler nicht stoppen
Der Aufstieg in die Bezirksliga – das war das klar formulierte Saisonziel des SV Hessler 06. Und aktuell liegt der Titelanwärter auch auf Kurs Richtung Aufstiegsrelegation: Hessler ist Erster, vier Punkte vor dem SSV/FCA Rotthausen und der DJK Blau-Weiß, wobei die Rotthauser ein Spiel weniger absolviert haben. An dieser Konstellation wird sich auch in der Rückrunde nichts ändern.
Das liegt zum einen an der Konstanz der Null-Sechser, die ihre einzige Niederlage gegen Blau-Weiß kassierten, und zum anderen an den Problemen der beiden Konkurrenten. Der SSV/FCA gab sich zwar gegen die „Kleinen“ keine Blöße, blieb bei den Pleiten gegen Hessler und Blau-Weiß aber den Beweis schuldig, dass es wirklich für ganz oben reicht. Und die DJK gewann zwar beide Direktduelle, brachte sich aber mit Patzern gegen schwächere Teams um eine bessere Platzierung. Hessler wird daher den Titel holen. Ob das Team von Trainer Holger Siska dann auch die Relegation gegen die Spvgg Erle 19 schafft, steht jedoch auf einem anderen Blatt.
2. Eintrachts Rasselbande wird die Nummer eins im Süden
In Sachen Meisterschaft würde Hessler 06 auf die SG Eintracht 07/12 folgen. Ja, einige mögen es vielleicht schon vergessen haben, der aktuelle Tabellenelfte stand im vergangenen Jahr ganz oben. Da jedoch die komplette Meistermannschaft abwanderte und das Team mit Spielern der zweiten Mannschaft und A-Jugend aufgefüllt wurde, fühlt sich auch die aktuelle Platzierung im Südstadion wie die Meisterschaft an. Die Rasselbande der Eintracht stellte in der Hinrunde mit ihrem laufintensiven Spiel so manchen Gegner vor Probleme. Die mangelnde Erfahrung soll der zurückgekehrte 38-jährige Leif Lermer ausgleichen. Deshalb wird es für die SGE am Ende der Saison zumindest zu einem inoffiziellen Titel reichen: Nummer eins im Süden, und zwar vor den Lokalrivalen Arminia Ückendorf, ETuS Gelsenkirchen und Union Neustadt.
3. Mike Rogowski blüht bei Middelich auf
Hinter Mike Rogowski liegen schwierige Zeiten: Vor anderthalb Jahren war das Kapitel Spvgg Erle 19 für den Angreifer schon nach dem zweiten Spieltag beendet, auch die anschließende Rückkehr zur SSV Buer war nur von kurzer Dauer. Jetzt ist der Torjäger, der einst erfolgreich für die Rothosen sowie den SC Hassel in der Landes- und Westfalenliga stürmte, beim Tabellenvorletzten Spvgg Middelich-Resse gelandet. Freunde überzeugten ihn von den Plänen des Klubs und lotsten ihn in den Stadtosten. In diesem kollegialen neuen Umfeld blüht Rogowski wieder auf und führt Middelich mit seiner Erfahrung und seinen Toren zum Klassenerhalt.
4. Union Neustadt gewinnt das Schneckenrennen auf der Dessauerstraße
Twingo gegen Corsa oder mit anderen Worten Union Neustadt gegen ETuS Gelsenkirchen: Die beiden Kellerkinder, deren Sportanlagen an der Dessauerstraße nur wenige Meter voneinander entfernt liegen, liefern sich im Abstiegskampf ein Schneckenrennen. Während sich die Spvgg Middelich-Resse dank der Winter-Verstärkungen schnell ins Tabellenmittelfeld verabschiedet und auch Arminia Ückendorf die Kurve kriegt, tun sich die beiden anderen schwer, ihre bisher mit sechs (Union) und zehn (ETuS) Punkten gefüllten Konten aufzubessern. Das einzig Gute: Dank des Rückzug von Teutonia Schalke ist der direkte Abstiegsplatz bereits vergeben. Aber wer muss die Umleitung Relegation nehmen? Das werden die Eisenbahner sein, denn Union zieht unter anderem durch einen Sieg im Derby noch vorbei.