Buer. Zur Schalker Ü-60-Mannschaft, die bei der DM spielen will, gehören auch zwei Bundesliga-Männer von 1982/83: Hubert Beck und Wolfgang Krullmann.
Immer wieder montags ab 20 Uhr. Und wer die Männer kennt, die da erst in der Kabine und dann auch auf dem Parkett der Turnhalle an der Pfefferackerstraße bestens gelaunt sind, der strahlt förmlich mit. Zumindest, wenn er alt genug ist. Eigentlich geht es ja darum, dass sich diese Herren auf ihre Deutsche Meisterschaft am 23. und 24. Mai 2020 in München vorbereiten, auf die Ü-60-Titelkämpfe. Doch ein solcher Abend ist vor allem immer eine Reise in die Vergangenheit, eine Erinnerung an die ersten Basketball-Jahre des FC Schalke 04.
Mittendrin ist auch Hubert Beck: einmal Trainer, immer Trainer. „Ich habe mit allem nichts mehr zu tun. Ich will nur spielen“, sagt der 70-Jährige, der dann aber doch die Anweisungen fürs kurze Aufwärmen gibt, als er unserem Fotografen Heinrich Jung gerade die Namen seiner Teamkollegen diktiert. Dieter Pothmann zum Beispiel. Oder Gerd Kusau, der erst einmal Heinrich Jung anrempelt, den er geschätzte 40 Jahre nicht gesehen hat. Aber auch Wolfgang Krullmann, mit dem Hubert Beck damals, in der Saison 1982/83, Bundesliga-Basketball für Schalke gespielt hat. „Er war“, sagt er, „einer der schlausten Spieler.“ Ein Center mit verdammt langen Armen.
Zwei Siege gegen den MTV Wolfenbüttel
Ihr einziges Jahr in der 1. Bundesliga beendeten die Basketballer des FC Schalke 04 1982/83 als abgeschlagenes Tabellenschlusslicht. Nach der Hauptrunde, an der zehn Mannschaften teilgenommen hatten, standen ein Sieg und 17 Niederlagen auf dem Konto der Königsblauen, nach der Relegationsrunde waren es dann drei gewonnene – zweimal gegen den MTV Wolfenbüttel und einmal gegen Mit-Aufsteiger 1. FC 01 Bamberg – sowie 21 verlorene Spiele.
„Insgesamt zehn der 24 Spiele haben wir mit weniger als zehn Punkten Unterschied verloren“, sagt Hubert Beck. Herausragender Werfer im Schalker Bundesliga-Jahr waren Todd Burton (21,8 Punkte im Schnitt) und Wolfgang Krullmann (16,5).
Souveräner Deutscher Meister wurde damals der BSC Saturn Köln, der nach der Finalrunde auf 22 Siege sowie sechs Niederlagen kam und ein Acht-Punkte-Polster auf den ASC Göttingen hatte.
Da kommt noch einer rein. Ein Ü-60-Basketballer? „Jahrgang 1971. Er ist unser Nachwuchsspieler“, sagt Safet Hasanović und schmunzelt. „Er bewirbt sich.“ Was für Markus Horn, den ehemaligen Bundesliga-Spieler des TuS Herten, als Hubert Beck sein Trainer gewesen ist, wegen seiner 48 Jahre allerdings ziemlich kompliziert ist.
Da hat es Safet Hasanović, Jahrgang 1960, etwas einfacher. Weil er im nächsten Jahr 60 wird, darf er auch mitspielen. Seine Freude ist jetzt schon riesig. „Das ist für mich eine Ehre“, sagt er. Er fühle sich wie ein 17-Jähriger mit 25-, 26-Jährigen. Schließlich seien seine Teamkollegen die Szepans, Kuzorras und Libudas des königsblauen Basketballs. Und Safet Hasanović ist stolz darauf, dass in München ein Ü-60-Team des FC Schalke 04 spielen wird. „Die meisten haben ja Spielgemeinschaften“, sagt er und präsentiert einige Antiquitäten, die er in seinem Smartphone gespeichert hat. Alte Zeitungstexte vor allem. Er zeigt unter anderem einen von 1974. „Dieter Pothmann“, sagt der 59-Jährige. „Der Graue mit Brille.“ Der gerade versucht, den Ball durch die Reuse zu befördern.
1300 Zuschauer in der Sporthalle an der Vinckestraße
1974. Es ist das Jahr, in dem Deutschland zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister und die Basketball-Abteilung des FC Schalke 04 gegründet wird. Und es ist der Start einer Gelsenkirchener Korbjäger-Erfolgsgeschichte, deren Krönung schließlich das eine Jahr in der Eliteklasse gewesen ist, als unter anderem auch der Amerikaner Todd Burton das königsblaue Trikot getragen hat.
An den Weg dorthin kann sich Hubert Beck, der in diesem Jahr schon eine Weltmeisterschaft gespielt hat und mit dem deutschen Ü-70-Team in Finnlands Hauptstadt Helsinki Elfter sowie 2017 in der Toscana bei der Ü-65-WM mit Deutschland Siebter geworden ist, noch allzu gut erinnern. Vor allem ans letzte Spiel der Aufstiegsrunde vor 1300 Zuschauern in der Sporthalle an der Vinckestraße gegen den TSV Hagen 1860.
Die Ü-50-Basketballerinnen werden parallel in München spielen
„Das Hinspiel hatten wir mit 35 gewonnen, wir brauchten nur einen Sieg“, erzählt Hubert Beck. Es hat geklappt. Aber? „Es war fürchterlich. Ich war so sauer, weil wir so schlecht waren“, antwortet er. „Ich war völlig fertig mit den Nerven.“ Nach dem dritten Bier aber sei die Stimmung wieder besser geworden.
Als die SG Eurovia Buer Schalke wurde
Die Basketball-Abteilung des FC Schalke 04 entstand im Jahr 1974, als sich die SG Eurovia Buer den Königsblauen anschloss. Die SG Eurovia Buer war zur Saison 1972/1973 aus den Vereinen BG Eurovia Buer und ASC Gelsenkirchen, dessen Basketball-Abteilung aus dem BV Erle entstanden war, gebildet worden. Durch den Aufstieg des BC Gelsenkirchen 1971 in die zweitklassige Regionalliga gab es zu dieser Zeit gleich drei Gelsenkirchener Vereine in einer Liga.
Die Eingliederung der SG Eurovia Buer war seinerzeit vor allem eine Initiative des Bueraners
Peter Paziorek (71). Der CDU-Politiker, der sein Abitur 1968 übrigens am Schalker Gymnasium machte, dem ältesten Gelsenkirchens, war von 2007 bis 2011 Präsident des Regierungsbezirks Münster.
Gut ist die Stimmung in den Jahren vor dem Sprung in die Erstklassigkeit gewesen, und zwar regelmäßig. „Wir waren in den 70er Jahren immer top“, sagt Hubert Beck. „Wir haben immer um den Aufstieg gespielt und waren im Ruhrgebiet die Nummer eins.“ Und das hat es den Schalker Basketballern auch trotz des alles andere als üppigen Budgets ermöglicht, den einen oder anderen Spieler nach Gelsenkirchen zu lotsen.
Überhaupt kein Budget gibt es für München. Diese Wochenendreise zum Wiedersehen mit vielen alten Bekannten werden die Schalker Basketball-Oldies selbst finanzieren. Klar: Es wird ein nettes Bankett am Samstagabend geben, und voll wird es auch, weil in München parallel die Deutschen Meisterschaften der Ü-50-Basketballerinnen ausgetragen, also 32 Teams in der bayrischen Landeshauptstadt sein werden.
Hubert Brinkmann trifft aus der Distanz
„Das Üble ist, dass du von Samstag, 10 Uhr, bis Sonntag, 12 Uhr, sechs Spiele hast. Da kannst du nicht mit sechs Leuten hinfahren. Wir hoffen auf zehn Mann“, sagt Hubert Beck und gibt schon mal Live-Anschauungsunterricht. Vor dem Sprungball humpelt der eine oder andere, danach aber tut plötzlich nichts mehr weh. „Der Ehrgeiz ist enorm“, sagt er.
Aber jetzt muss doch auch das Training endlich beginnen. Hubert Beck lacht. „Ein bisschen zocken. Trainiert wird hier nicht“, sagt er. Das Spiel läuft. Wolfgang Krullmann, der Center mit den verdammt langen Armen, befreit sich gerade noch von seiner langen Hose, als Hubert Brinkmann schon den ersten Distanzwurf von der Außenposition versenkt. „Er ist ein guter Schütze“, sagt Hubert Beck. „Die Kleinen sind oft noch fit. Die Großen, die früher gut waren, haben Probleme.“