Gelsenkirchen. Seit 2009 lenkt Sasse im Vorstand die Geschicke von Erle 08. Für sein Engagement wurde er als Kreissieger des DFB-Ehrenamtspreises ausgezeichnet.

Dass der Erler SV 08 aktuell mit sieben Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Fußball-Bezirksliga steht, ist auch der Verdienst von Andreas Sasse. Nach seinem Amtsantritt als zweiter Vorsitzender im Jahre 2009 trieb er die Schuldentilgung des Klubs voran und engagiert sich seither auch bei der Sponsorensuche, Bewirtung im Vereinsheim und Instandhaltungsarbeiten am Sportplatz. Nun wurde der 60-Jährige, der inzwischen erster Vorsitzender ist, als Sieger des Fußballkreises Gelsenkirchen, Gladbeck, Kirchhellen des DFB-Ehrenamtspreises ausgezeichnet. Anlässlich des heutigen Tages des Ehrenamts spricht Andreas Sasse im WAZ-Interview über die Auszeichnung, die positive Entwicklung der Null-Achter und einen möglichen Bau eines Kunstrasenplatzes am Forsthaus.

Herr Sasse, wie hat Ihnen die Preisverleihung in der Veltins-Arena am Freitag gefallen?

Andreas Sasse Es war ein netter Abend, ich habe auch noch einige Idole aus den 70er-Jahren und meinen ehemaligen Trainer aus Zeiten bei der SSV Buer, Matthias Herget, getroffen. Ihn hatte ich schon sehr lange nicht mehr gesehen.

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Als mir gesagt wurde, dass ich gewonnen habe, war meine erste Reaktion: ‘Wie, ich habe doch gar nichts gemacht.’ (lacht) Mir persönlich bedeutet die Auszeichnung nicht so viel. Ich nehme sie stellvertretend für meine Vorstandskollegen und alle anderen, die in unserem Verein mitarbeiten und teilweise sogar noch viel mehr tun als ich, entgegen.

Der Klub hat Sie vor einigen Monaten selbst für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen. War das mit Ihnen abgesprochen oder eine geheime Aktion?

Meine Kollegen wollten das wohl geheim halten, aber es ist mir dann über andere Wege doch schon vorher zugetragen worden (lacht).

Was macht für Sie den Reiz der ehrenamtlichen Arbeit aus?

Ich mache das, weil ich junge Menschen dazu bringen will, dass sie Sport machen. Durch den Sport lernen sie, zu gewinnen und zu verlieren. Das finde ich sehr wichtig, gerade in Zeiten, in denen Kinder viel Zeit vor dem Computer oder der Spielekonsole verbringen. Zudem möchte ich dem Verein damit etwas zurückgeben. Mit dem Geld, das ich zu aktiven Zeiten bei Erle 08 verdient habe, habe ich einen Teil meines Studiums finanziert.

Für den Fußballkreis war besonders die Schuldentilgung, die Sie seit dem Zwangsabstieg in die Kreisliga A im Jahr 2009 vorangetrieben haben, ausschlaggebend. Wie haben Sie das erreicht?

Ich bin Kaufmann, bei mir müssen die Zahlen stimmen. Als ich 2009 in den Vorstand gekommen bin, hatten wir ungefähr 110.000 Euro Schulden. Es ging ganz klassisch darum, Kosten zu senken und Einnahmen zu erhöhen. Wir haben beispielsweise den Mitgliedsbeitrag etwas angehoben und die Preise im Vereinsheim gestrafft. Außerdem habe ich aufgrund meiner beruflichen Kontakte auch einige Sponsoren gefunden. Das haben wir immer weiter optimiert und tun es auch weiterhin.

Kommen wir mal zum aktuellen sportlichen Geschehen: Die erste Mannschaft ist Tabellenerster in der Bezirksliga. Wie wichtig wäre die Rückkehr in die Landesliga für die weitere Entwicklung des Klubs?

Welchen Effekt ein Aufstieg für die weitere Entwicklung hat, kann ich nicht absehen. Es wäre aber natürlich für das Renommee sehr schön. Ich habe in Erle früher immer in der Verbands- und Landesliga, damals die vierte und fünfte Liga, gespielt. Deshalb würde ich Null-Acht gerne in der Westfalen- oder Oberliga sehen. Das ist jedoch nicht zu finanzieren, die Landesliga ist wahrscheinlich das Höchste, das wir stemmen können. Der Aufstieg wäre aber natürlich eine schöne Belohnung für die Spieler selbst.

14-jährige Fußballpause

Andreas Sasse trug zwischen 1972 und 85 selbst das Trikot des Erler SV 08. 1977 rückte er aus der A-Jugend in die damals in der drittklassigen Verbandsliga spielende erste Mannschaft auf. Nach acht Jahren zog es ihn jedoch zur SSV Buer, wo er bis 1990 blieb.

Anschließend legte Sasse eine 14-jährige Fußballpause ein, ehe er nach dem Angebot eines Freundes ab 2004 wieder bei den Alten Herren des ESV kickte. 2009 wurde er zweiter Vorsitzender, seit 2016 bekleidet er das Amt des ersten Vorsitzenden.

Auch in der Jugendabteilung läuft es gut: Von der C- bis zur A-Jugend sind stets je zwei Teams in der Kreisliga A vertreten, in jeder Altersklasse gibt es Chancen auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Kann Erle 08 mittelfristig an der Jugend-Vormachtstellung der SSV Buer und des SV Horst 08 rütteln?

Eher nicht, dafür fehlen uns die Grundlagen. Die SSV Buer hat beispielsweise eine Anlage mit bald zwei Kunstrasenplätzen und einem Naturrasen. Wir haben für die erste Mannschaft unseren Naturrasen am Forsthaus, auf dem im Winter aber nicht trainiert werden kann. Die Jugend und die Zweite teilen sich die Sportplätze an der Oststraße mit Eintracht und Erle 19. Das ist nicht optimal, wir haben nicht den Platz, um weiter zu expandieren. Wir haben aber Fördergelder beantragt, um aus dem Rasen am Forsthaus einen Kunstrasen zu machen. Wenn das klappt, könnten alle Teams dort kicken und wir hätten unseren eigenen Platz.

„Ich bin für einen großen Erler Klub“

Mit Eintracht Erle, Erle 19 und Erle 08 gibt es gleich drei Fußballvereine im Stadtteil. Eine mögliche Fusion wurde bislang aber strikt abgelehnt. Wie stehen Sie dazu?

Andreas Sasse Ich bin auch für einen großen Verein in Erle. Ich habe die Verantwortlichen von Eintracht und Erle 19 im Jahr 2017 mit der Frage kontaktiert, ob wir nicht mal darüber reden können. Doch darauf wurde nicht eingegangen. Aber so könntest du Sponsoren, ehrenamtliche Kräfte und Jugendmannschaften bündeln. Dann hättest du eine riesige Basis. Ein großer Verein wäre dadurch sportlich deutlich erfolgreicher, die Westfalenliga wäre definitiv drin.

Viele Gegner der Fusion argumentieren mit der nicht zu überwindenden Rivalität zu den Lokalrivalen.

Aber wir können doch nicht nur nach hinten schauen. Wir müssen in die Zukunft blicken und uns Gedanken machen, wie wir sportlich etwas auf die Beine stellen können. Ich würde in meinem Verein sicherlich eine Mehrheit für einen großen Klub finden. So sehr hänge ich doch nicht an Erle 08, als dass ich nicht die Vorteile einer Fusion sehen würde.