Hassel. Der Tabellenletzte liegt sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer. Für eine Aufholjagd brauche es aber eine andere Mentalität, findet Ali Durmaz.
In der vergangenen Woche war es vergleichsweise ruhig auf der Sportanlage Lüttinghof, zumindest am Montag, Mittwoch und Freitag. Normalerweise trainieren an diesen Tagen die Fußballer von YEG Hassel. Doch in der ersten von zwei spielfreien Wochen gab Trainer Ali Durmaz seinen Schützlingen frei. Der Lohn für gute Leistungen an den ersten 15 Westfalenliga-Spieltagen? Schön wär’s. Das Gegenteil ist der Fall: Die Hasseler sind in der Krise, liegen mit nur fünf Punkten am Tabellenende. Der Relegationsplatz ist schon sieben Zähler entfernt. „Die Jungs sollten mal abschalten und die Köpfe frei bekommen“, erklärt Ali Durmaz die Entscheidung. Dass sich YEG nun aber kurz vor dem Ende der Hinrunde ernsthafte Gedanken um einen Abstieg in die Landesliga machen muss, hätten vor der Saison aber wohl nur die wenigsten für möglich gehalten.
Schließlich waren die Hasseler in der vorigen Spielzeit auf einem soliden sechsten Platz eingelaufen. Schwerwiegende Abgänge gab es anschließend nicht, der Klub verstärkte sich sogar noch mit jungen, vielversprechenden Nachwuchskräften wie Enes Kodaman, Bünyamin Celen, Aykan Göktas und Malik Durmus. Einzig auf der Trainerposition gab es eine ernsthafte Rochade vom aus beruflichen Gründen zurückgetretenen Hakan Karabal zum einstigen YEG-Spieler Ali Durmaz. Jener schrieb sich vor Beginn der Saison vor allem die Integration der jungen Wilden und die Verjüngung des mit reichlich Erfahrung ausgestatteten Kaders als Ziele auf die Fahne. Ein Saisonziel äußerte er vor dem Start in die Spielzeit dagegen nicht. „Ich bin erst relativ spät ins Boot geholt worden und habe die Mannschaft daher nicht zusammengestellt. Ich kenne natürlich den ein der oder anderen Spieler, aber ich kann nicht genau sagen, wofür das Potenzial reicht“, erklärte er damals. Als Ausrede will Ali Durmaz das allerdings nicht gelten lassen.
Erfahrene Spieler in der Pflicht
Doch woran liegt es dann, dass sich die im Vergleich zum Vorjahr nahezu identische Hasseler Truppe in dieser Saison so schwertut? „Da gibt es mehrere Faktoren“, beginnt der Coach seine Ursachen-Suche. „Wir konnten beispielsweise in der Vorbereitung nicht planmäßig arbeiten, da viele Spieler im Urlaub waren. Deshalb hatten wir zu Beginn der Saison Probleme, alle Jungs fit zu kriegen.“ Inzwischen sei dieses Problem gelöst, ein anderes habe sich aber immer stärker ausgeprägt: „Wir haben die nötige Qualität, das hat man in den vielen engen Spielen gesehen. Wir rufen sie jedoch nicht ab. Das hängt mit der Einstellung zusammen, denn einige haben unsere Situation wohl auf die leichte Schulter genommen“, klagt Ali Durmaz. Besonders die erfahrenen Akteure nimmt er daher in die Pflicht: „Die jungen Spieler können nichts für unsere Platzierung. Sie geben immer ihr Bestes. Wenn drei, vier gestandene Spieler auch so auftreten würden, stünden wir woanders.“
Genau nach solchen charakterstarken Kickern sucht Ali Durmaz. Doch solche Neuzugänge sind schwer zu finden: „Es ist schwierig, drei bis vier Leute zu finden, die uns auf Anhieb helfen können. Und dann muss man sie ja noch von uns überzeugen. Das ist in unserer Situation nicht so leicht“, erklärt er. Zweifel oder geschweige denn Rücktrittsgedanken hat der 42-Jährige jedoch nicht. „Ich denke keineswegs ans Aufhören. Ich habe hier zu so vielen Leuten eine enge Verbindung, sie sprechen mir immer ihr Vertrauen aus. Ich kann sie nicht im Stich lassen, dafür sind sie mir zu wichtig“, betont er.
Stattdessen gibt sich der Fußballlehrer kämpferisch: „Wenn wir eine kleine Serie starten, stehen wir auch schnell wieder weiter oben. Die anderen Teams sind ja punktemäßig auch nicht viel besser. Wir müssen nur daran glauben, das würde ich mir von mehr Spielern wünschen“, betont er. Inwiefern seine Schützlinge da mitziehen, wird sich in den letzten beiden Spielen dieses Jahres in einer Woche gegen den FC Iserlohn und anschließend gegen die DJK TuS Hordel zeigen.