Horst. Christian Greve trägt seit 25 Jahren das Trikot von Horst 08. Auch seinem 19-jährigen Sohn Danielo hat er die Null-Acht-Gene übertragen.
Auf den ersten Blick ist es ein ganz normaler Sonntagnachmittag. Die dritte Mannschaft des SV Horst 08 trifft in der Fußball-Kreisliga B 1 auf die Reserve von Viktoria Resse. Zehnter gegen Siebter auf dem Ascheplatz am Schollbruch, ein fußballerischer Leckerbissen sieht wahrlich anders aus. Die Gäste aus Resse gewinnen letztlich mit 2:0, entsprechend gedämpft ist die Stimmung. Es dauert daher etwas, bis zwei Horster ihr Lächeln von vor dem Anpfiff wiederfinden.
Der eine ist Christian Greve. Der 42-jährige Co-Trainer, vor 25 Jahren nach Null-Acht gekommen und inzwischen Kapitän der Altherren, half aufgrund der Horster Personalnot in der Innenverteidigung aus. Der andere heißt auch Greve, ist aber 23 Jahre jünger: Christians Sohnemann Danielo. Vater und Sohn gemeinsam auf dem Platz. „Das war schon immer mein Traum“, sagt Christian Greve. Am Sonntag war nun der große Augenblick gekommen, erstmals tauchten auf dem Aufstellungsbogen zwei Greves in der Startelf auf.
Während der 19-jährige Danielo auf der Sechser-Position die Fäden zog, hielt Christian ihm in der Verteidigung den Rücken frei. „Das war ein schönes Erlebnis, darauf können wir stolz sein“, sagt der junge Greve. Sein Vater ergänzt: „Es war richtig geil. Ich fand es aber auch etwas komisch, seinen Sohn auf dem Platz zu dirigieren.“ Der gemeinsame Auftritt sei jedoch eine Ausnahme gewesen: „Ich spiele nur, wenn es gar nicht anders geht. Ich will keinen unserer Jungs vor den Kopf stoßen.“
Vater und Jugendtrainer zugleich
Genau dieser Fall trat am Sonntag also ein und sorgte für einen neuen Höhepunkt der Marke „Wie der Vater, so der Sohn“ in der generationenübergreifenden Geschichte der fußballverrückten Familie Greve. Die Null-Acht-Gene bekam Christian nämlich schon in die Wiege gelegt. Zum einen von Onkel Berni Büchner, der 1967 Deutscher Amateurmeister mit der STV Horst-Emscher geworden und ab Ende der 70er Jahre als Trainer der ersten und zweiten Mannschaft sowie im Vorstand von Horst 08 tätig war.
Heute ist Berni Büchner übrigens immer noch einmal pro Woche bei den Altherren-Kickern am Ball. Zum anderen aber auch von Vater Karl-Heinz, der für Null-Acht kickte und heute Platzwart ist. „Ich bin schon als sechsjährige Kröte immer mit meinem Papa zu den Spielen gegangen“, erzählt Christian Greve lachend. „Ich bin mit Horst 08 aufgewachsen, Das ist einfach mein Herzensverein.“
Spitzname Juhnny, ausgesprochen Dschunni
Bis zur A-Jugend trug er allerdings noch das Trikot der STV Horst-Emscher, ehe die Jugendabteilung des Klubs 1994 aufgelöst wurde und Christian Greve mit einigen Teamkollegen in die neu geschaffene Jugendabteilung der Null-Achter wechselte. In 25 Jahren als Spieler, zunächst in der Jugend, dann in den einzelnen Seniorenmannschaften und nun bei den Altherren, und den Jahren zuvor als größter Fan seines Vaters hat er viele Geschichten erlebt. Eine davon ist die, wie er zu seinem Spitznamen Juhnny (ausgesprochen: Dschunni) kam: „Den habe ich von Norbert Schäfer bekommen. Er war Trainer bei Horst und ist eng mit meiner Familie befreundet. Meinen Vater hat er immer Oldie genannt, weil der schon etwas älter war. Da er mich aber nicht Junior nennen wollte, hat er daraus Juhnny gemacht“, erklärt Christian Greve.
1999 kam dann mit Danielo der nächste Greve-Sprössling zur Welt. Bis einschließlich der A-Jugend wurde er von seinem Vater trainiert, Mutter Alexandra gab die Mannschaftsbetreuerin. Bei den Horstern spielte Danielo Greve allerdings nur anderthalb Jahre, bevor er im Sommer vom SV Zweckel II zurückgekehrt ist. Den Null-Acht-Virus bekam er dennoch eingeimpft: „Der Verein begleitet mich schon sehr lange. Ich war ja auch immer dabei, wenn mein Vater gespielt hat. Da baut sich dann natürlich eine besondere Verbindung auf.“
Christian Greve: „Ja, es war erschreckend, dass ich läuferisch voll mitgehen konnte“
Apropos Verbindung: Die Abstimmung auf dem Platz klappte bei der gemeinsamen Premiere schon ziemlich gut. Aber konnte Routinier Christian Greve auch sonst mithalten? „Ja, es war erschreckend, dass ich läuferisch voll mitgehen konnte. Die Jungs sind zwar ziemlich flink, aber ich gehe ja neben der Trainingseinheit bei den Altherren auch einmal pro Woche zehn Kilometer joggen.“ Ausgewechselt werden musste der 42-Jährige in der 60. Minute aber dennoch, im Bein zwickte es. Der Schmerz war aber sehr schnell vergessen. Was die Freude über einen solchen Vater-Sohn-Auftritt alles bewirken kann...