Gelsenkirchen. Unterwasser-Rugby erfordert nicht nur langes Luft-Anhalten, sondern auch großes Geschick und schnelles Handeln.
Norbert Stommel lacht verschmitzt. Zunächst macht der 70-Jährige einen ziemlich bodenständigen Eindruck. Dann erzählt er aber, dass er den festen Boden unter seinen Füßen auch gerne einmal verlässt. Er erzählt von seinen Fallschirmsprüngen auf Texel, Segel- und Motorradtouren und seiner großen Leidenschaft, die sich meist unterhalb des Meeresspiegels abspielt: dem Tauchen.
Nicht verwunderlich also, dass Stommel der erste Vorsitzende des Gelsenkirchener Tauchsportvereins ist, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert und damit der älteste der Stadt ist. „Und wir haben die Fachschaft Tauchen ins Leben gerufen.“
Wie Basketball in drei Dimensionen
Von Anfang an war Stommel dabei. „Allerdings nicht von Beginn an Vorsitzender“, betont der sportliche Rentner, der wie es sich für ein Kind des Ruhrgebiets gehört, auch gerne Fußball gespielt hat. „Bis zu meinem 50. Lebensjahr“, sagt Stommel.
Zeitgleich widmete er sich aber auch einem Sport, der nach blauen Flecken und großer Anstrengung klingt: Unterwasserrugby.
Stommel lacht. „Ja, beides trifft zu“, bestätigt er. Wer diesen Sport betreibt, muss nicht nur lange die Luft anhalten können, er muss unter Wasser auch eine gute Orientierung haben und blitzschnell schalten können. „Es ist ein bisschen wie Basketball, nur findet das Spiel eben in drei Dimensionen statt“, beschreibt der Vorsitzende des GTV.
Mit dem Tauchen begann er 1976 in Spanien. Ein Jahr später traf er auf der Wassersportmesse „Boot“ in Düsseldorf eine Gruppe Gelsenkirchener. „Die kamen vom Schwimmverein S04, waren aber eine Untergruppe von Tauchern. Zack war ich dann da Mitglied.“ Stommels Augen strahlen, wenn er von den Anfängen seiner Taucherlaufbahn berichtet. Ganz so reibungslos ging es für die Taucher des S04 aber nicht weiter. „Wir wollten unsere Abteilung vergrößern, das passte aber dem Verein nicht, weil wir Taucher dann im Schwimmbad mehr Wasserfläche gebraucht hätten und die Schwimmer welche hätten abgeben müssen“, erzählt Stommel. „Wir haben dann im Streit den Klub verlassen und einen eigenen gegründet. Das war 1979“, erinnert sich der heutige Vorsitzende des Gelsenkirchener Tauchsportvereins. Seit 1982 führt er diesen an. „Und zwar nur, weil mein Vorgänger, Ingolf Feilhaber, nach Berlin gezogen ist.“
Derzeit hat der Klub 32 Mitglieder, größtenteils bestehend aus dem Gründungsteam. „Aber wir haben auch junge Leute im Verein. Zum Beispiel Daniel Strelow, er spielt in Essen sogar in der Unterwasserrugby-Regionalliga“, weiß Stommel, der schätzt, dass es derzeit in Gelsenkirchen rund 120 Taucher gibt.
Mit dem Tauchverein Poseidon gebe es eine gute Zusammenarbeit. Dort werde das Augenmerk eher auf die Tauchausbildung gelegt, beim GTV stehe Unterwasserrugby mittlerweile im Mittelpunkt, so Stommel, der mit seinem Team zwar nie Wettkämpfe bestritten hat, „aber, wir waren schon nicht schlecht“, sagt er bescheiden und erinnert sich an Trainingsspiele in den 90er Jahren gegen die Mannschaft aus Bottrop. „Meistens sind die Becken ja drei Meter tief. In Buer sind es aber fünf Meter. Dort haben wir immer trainiert. Wenn wir gegen die Bottroper gespielt haben, hatten sie keine Chance. Wir hatten die deutlich bessere Kondition“. Stommel erinnert sich lachend an die Partien. „In einem der Jahre ist Bottrop dann Deutscher Meister geworden.“
Inzwischen spielen die Taucher des GTV nicht mehr ganz so ambitioniert, gehen aber weiterhin zweimal in der Woche ins Wasser. Und ein bisschen gefeiert wird auch, nämlich das 40-jährige Bestehen des Vereins.