Gelsenkirchen. Die DJK Schwarz-Weiß Gelsenkirchen-Süd feiert bald ihren 100. Geburtstag. Ein Verein zwischen Motivation, Hindernissen und Hoffnung.

Jeder große Fußballer hat einmal klein angefangen. Bevor die Gelsenkirchener Zwillinge Halil und Hamit Altintop ihre Profi-Karrieren in Kaiserslautern und bei Schalke 04 starteten, atmeten sie als Mini-Kicker die Asche-Staubwolke bei der DJK Schwarz-Weiß Gelsenkirchen-Süd ein. Eine Ausbildungsentschädigung gab es für die Altintops nicht – sie wurden zu spät offiziell angemeldet, wechselten zudem nach ein paar Monaten zu TuS Rotthausen. Den Staub gibt es dafür noch immer. Die Schwarz-Weißen trainieren und spielen nach wie vor auf dem unbeliebten roten Untergrund. Demnächst geht es auf der Anlage am Halfmannshof zumindest etwas moderner zu.

„Im Februar oder März soll der Spatenstich für unser kleines Kunstrasen-Spielfeld erfolgen. Die Bauzeit wird etwa sechs Wochen betragen“, sagt Jugendleiter Holger Marin. Der kleine Schritt, um den Verein etwas attraktiver zu machen, kommt passend. Im nächsten Jahr feiert die DJK ein rundes Jubiläum. Der Klub wird 100 Jahre alt. Bis auf die C-Jugend haben die Schwarz-Weißen alle Altersklassen besetzt, 150 Mitglieder zählt die Jugend. Fast ein komplettes Team ging der DJK im U15-Sektor verloren. „Die meisten Jungs wollten höher spielen. Wir hatten nur noch sieben, acht C-Jugendspieler. Das hätte keinen Sinn gemacht, so in die Saison zu gehen“, sagt der stellvertrende Jugendleiter Manuel da Silva.

Die DJK Schwarz-Weiß Gelsenkirchen-Süd, deren Vorgängerverein DJK Neustadt im Juni 1920 ins Leben gerufen wurde, steht nicht nur für Fußball, sondern für weitaus mehr.

Wertvolle Integrationsarbeit

DJK-Spieler Paul Matzkowski (links) beim Kampf um den Ball gegen TuS Rotthausen.
DJK-Spieler Paul Matzkowski (links) beim Kampf um den Ball gegen TuS Rotthausen. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Korte

Der Ausländeranteil bei den jungen Fußballern liegt bei rund 70 Prozent. Der Verein gibt den Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit zur sportlichen Aktivität und zum Ausleben des Teamgedanken, sondern auch eine gewissen Rückhalt. Es wird wertvolle Integrationsarbeit geleistet. Dreiviertel der Beitrags-Einnahmen investiert die DJK in Material oder Ausrüstung für die Kids und Jugendlichen. „Was wir hier machen, geht deutlich über die normale Trainingsarbeit hinaus“, beschreibt Manuel da Silva.

Der Portugiese sieht sich nicht nur als B-Jugend-Coach, sondern auch als Problemlöser und Unterstützer. „Ich bin auf der Straße groß geworden und kenne die Schwierigkeiten. Wir geben den Kindern hier Halt und Hilfe. Es kann schon mal vorkommen, dass der eine oder andere Spieler noch spät abends eine Nachricht schreibt, in der steht: Ich habe ein Problem. Und dann kümmert man sich eben darum.“

Da Silvas Söhne David und Mario spielen ebenfalls bei der DJK, dazu ist Mario auch noch einer von vier jungen Schiedsrichten, die der Klub stellt. „Meine Frau kümmert sich zudem noch um die Kantine am Platz, für uns ist die DJK eine Herzensangelegenheit“, sagt Manuel da Silva.

Nicht nur da Silva, sondern auch Jugendleiter Holger Marin arbeitet ehrenamtlich bei der DJK. Hochgerechnet ist er mit Training, Spiel, Terminen und Gesprächen in dieser Woche 15 bis 16 Stunden für die Schwarz-Weißen im Einsatz. Marin macht das gerne, er will den Klub nach vorne bringen. „Bei uns heißt das Motto nicht: Wir schaffen das, sondern wir machen das. Die DJK ist ein Familienverein, jeder weiß, wie der andere tickt“, stellt Marin fest, „wir haben hier nicht viel Geld zur Verfügung, aber auf der anderen Seite auch nicht den Insolvenzverwalter vor der Tür stehen. Sportlich sind wir ganz gut dabei, aber wir müssen uns natürlich Gedanken machen , wie wir das Tempo der anderen Vereine mitgehen können.“

Marin vermisst unter den Klubs mitunter einen fairen Umgang. „Eigentlich ist der Fair-Play-Gedanke unter einigen Klubs miserabel. Wenn ich sehe, mit welchen Geldern teilweise gearbeitet wird, dann ist das schon bedenklich. Kleine Klubs kriegen in manchen Altersklassen keine Mannschaften mehr zusammen. Irgendwann wird es so sein, dass die Größeren nur noch unter sich spielen“, meint der 51-Jährige.

10.000 Euro Kosten pro Saison

Rund 10.000 Euro fallen pro Saison im Jugendbereich an Kosten an. Neben Mitgliedsbeiträgen kommt Geld durch einige Kleinsponsoren herein. Gerade erst hat die DJK eine Sponsorentafel installiert, auf der die ersten sechs Gönner ihren Schriftzug erhalten haben. Ein Anfang. Marin: „Als ich bei der DJK gestartet bin, habe ich Firmen angerufen, um dort zu fragen, ob wir als Verein etwas Unterstützung bekommen können.“ Das Ergebnis war ernüchternd. „Du wirst gar nicht erst durchgestellt. Man kommt sich vor wie ein Bettelmönch.“ Für das Jubiläumsjahr werden Marin und da Silva wieder oft zum Hörer greifen. Möglicherweise hilft die Zahl „100“ ja beim Durchstellen.