Schalke. WAZ-Interview mit Patrick Carney, dem Coach des Basketball-Oberligisten FC Schalke 04 II, der seine aktive Karriere beim Pro-A-Team beendet hat.

Eigentlich war die zweite Basketball-Herrenmannschaft des FC Schalke 04 in der vergangenen Saison sportlich aus der Oberliga abgestiegen. Da ein Team jedoch freiwillig zurückzog, blieb die königsblaue Reserve in der Sechstklassigkeit. In der am kommenden Sonntag startenden Saison soll nun alles besser werden. Dafür erhielt die Zweite ein prominentes Gesicht als neuen Headcoach: Patrick Carney. Der 34-jährige Publikumsliebling spielte bis zu seinem Karriereende im Juni dieses Jahres fünf Jahre lang für die erste Mannschaft der Schalker. Im WAZ-Interview spricht der US-Amerikaner über die neue Aufgabe und den Saisonauftakt am Sonntag beim SC Westfalia Kinderhaus (14 Uhr).

Wie fühlt sich das an, nun nicht mehr selbst auf dem Parkett, sondern nur noch daneben zu stehen?

Patrick Carney: Bisher macht mir der Trainerjob viel Spaß. Ich wollte eine neue Herausforderung in meiner Karriere suchen. Und ich trainiere ja noch zweimal pro Woche bei der ersten Mannschaft mit, so dass das Verlangen dadurch gut ausgeglichen wird.

Das heißt, Sie haben die Entscheidung nicht bereut?

Natürlich war es schwierig, diese Entscheidung zu treffen. Aber angesichts meines Alters und des Schalker Angebots war es die richtige Wahl. Für mich hat es mehr Sinn ergeben, hier Coach zu werden, statt noch eine Saison zu spielen oder zu einem anderen Klub zu wechseln.

Wie kam es denn dazu, dass Sie die zweite Herrenmannschaft übernommen haben? Sie waren ja ursprünglich für den Jugendbereich eingeplant.

Ich bin auch Co-Trainer der U 18 und des JBBL-Kaders der Metropol Baskets Ruhr. Ich bin durch diese beiden Jobs also regelmäßig im Jugendbereich aktiv. Aber mein Hauptziel ist der Männer-Basketball. Als dann die zweite Herrenmannschaft einen Trainer gesucht hat, fand ich diese Tätigkeit attraktiver. Ich habe bei den Männern auf hohem Niveau gespielt und möchte daher eines Tages auch auf einem solch hohen Niveau coachen.

Sie arbeiten nun seit Mitte Juli mit Schalkes zweiter Mannschaft. Welchen Eindruck haben Sie von Ihrem neuen Team?

Die Jungs arbeiten hart, denn die neue Saison wird eine große Herausforderung. Als ich angefangen habe, war das Wichtigste, dass wir mehr Wert darauf legen, wie wir trainieren und uns vorbereiten. In der vergangenen Saison hat das nicht so gut geklappt, so dass die meisten Spiele verloren gingen. Die Jungs nehmen das aber gut an. Wir werden diesen Weg in dieser Saison weiterverfolgen und hoffen, dass wir damit Erfolg haben.

Welche Ziele haben Sie sich für neue Saison gesetzt?

In erster Linie möchte ich, dass wir am Ende der Saison besseren Basketball spielen als zu Beginn. Wir können nicht um die Meisterschaft spielen, da müssen wir realistisch bleiben. Wenn wir uns weiter verbessern, kann es ein Platz im Mittelfeld der Tabelle sein. Die wichtigsten Dinge sind aber, dass wir in der Liga bleiben und uns stetig weiterentwickeln.

Am Sonntag steht der erste Spieltag beim SC Westfalia Kinderhaus an. Haben Sie sich schon erste Informationen über den Gegner eingeholt?

Nein, noch nicht. Aber ich werde die Jungs beim Abschlusstraining mal danach fragen. Grundsätzlich kann ich zu den Gegnern halt wenig sagen, weil ich neu in der Liga bin und in der Oberliga sehr wenig gescoutet wird. Aber wir schauen auch zunächst auf uns und wollen mit einem Erfolg in die Saison starten.

Sie werden nun in Ihre erste Sai­son als Trainer gehen. Wie würden Sie Ihre Spielphilosophie beschreiben?

Ich möchte den Jungs in der Offensive viele Freiheiten geben, damit sie ihr Spiel spielen können und nicht so sehr an Regeln gebunden sind. Sie sollen selbst Lösungen finden. In der Defensive braucht es allerdings bestimmte Regeln und ein striktes Abwehrverhalten, um die Ordnung zu halten.

Sie hatten in Ihrer Karriere viele verschiedene Trainer. Inwiefern hilft Ihnen das nun?

Ja, absolut. Ich habe von meinem Trainer auf Schalke, Raphael Wilder, und meinen anderen Coaches viele Sachen mitgenommen, die mir gefallen haben und erfolgreich waren. Das werde ich in meinen eigenen Trainerstil einfließen lassen. Ich beginne, bestimmte Dinge nun aus der Sicht meiner damaligen Trainer zu sehen, was sie damit meinten und beibringen wollten. Der Wechsel vom Spieler zum Trainer ändert deine Perspektive.