Gelsenkirchen. Schalke 04 arbeitet seine Vergangenheit auf und hat das Buchprojekt „Spurensuche – Jüdische Schicksale auf Schalke“ fertiggestellt.

Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 begibt sich weiter auf Spurensuche. Nach der 2005 veröffentlichten Studie von Stefan Goch und Norbert Silberbach („Zwischen Blau und Weiß liegt Grau: Der FC Schalke 04 in der Zeit des Nationalsozialismus“) steht nun die nächste Aufarbeitung aus der bewegten Vereins-Vergangenheit an.

In Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, dem Institut für Stadtgeschichte und dem Schalker Fanprojekt hat der Traditionsverein sein neuestes Buchprojekt „Spurensuche – Jüdische Schicksale auf Schalke“ in der Veltins-Arena vorgestellt.

„Ich war beim Lesen schockiert und sprachlos. Da wird etwas lebendig, was man so nicht mehr konstant in Erinnerung hat“, sagt Schalkes Finanzvorstand Peter Peters nach seinem intensiven Blick ins Buch und fügt sichtlich betroffen hinzu: „Ich spüre heute noch Wut und Scham, weil die Opfer feste Bestandteile des Vereinslebens waren.“

Entsetzen bei Zuhörern spürbar

Als Dr. Daniel Schmidt vom Institut für Stadtgeschichte vor rund 100 Gästen in seinem Rückblick von Gräueltaten an den jüdischen Schalker Vereinsmitgliedern während der Zeit des Nationalsozialismus berichtete, war das Entsetzen bei den Zuhörern spürbar. Sebastian Buntkirchen von Schalke-hilft: „Wir wollen zeigen, dass solche Taten genau hier vor Ort abgelaufen sind und nicht nur in Berlin oder Auschwitz.“

Um die Publikation fertigzustellen, war bei den Organisatoren viel investigative Arbeit erforderlich. Um die Lebenswege der jüdischen Vereinsmitglieder nachvollziehen zu können, mussten Gedenkstätten, Archive, Behörden und Museen in Deutschland, den Vereinigten Staaten, Israel, den Niederlanden und Peru angeschrieben werden. Die Recherchen zogen sich über zwei Jahre hin, bis alle Mosaiksteine für das wertvolle Nachschlagewerk zusammengeführt werden konnten.

Ein Fazit, das sich aus den Recherchen ergibt: Schalke 04 hat sich während der NS-Zeit nicht schützend vor seine jüdischen Mitglieder und Förderer gestellt. Einige aus den Schalker Reihen zogen sogar ihren Vorteil aus der Juden-Enteignung. Vorstandsmitglied Peter Peters bilanziert: „Aus dieser Vergangenheit wächst gesellschaftliche Verpflichtung. Wir stehen als Verein für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt ein. Dieses Buch soll uns daran erinnern, dass so etwas nie wieder passieren darf.“ Das Buch richtet sich insbesondere an Schülerinnen und Schüler aus Gelsenkirchen – und an alle Schalker, denen die Erinnerung an die jüdischen Vereinsmitglieder am Herzen liegt.

Das Buch „Spurensuche - Jüdische Schicksale auf Schalke“ ist kostenfrei erhältlich. Bestellungen per E-Mail: schalkehilft@schalke04.de