Bismarck. Unkompliziert und unterhaltsam: Roundnet wurde einst in den USA erfunden. Nun wird die Mischung aus Volleyball und Squash auch in GE gespielt.

Die Angabe erfolgt mit einem heftigen Schlag. Lukas Karrenbrock hechtet durch den Sand und bugsiert den Ball im letzten Moment noch zu seinem Teamkollegen. Der stellt ihn direkt über dem Netz. Lukas Karrenbrock hat sich inzwischen wieder aufgerappelt und schmettert ihn zurück auf die andere Seite. Der Ball landet unerreichbar für die beiden Gegenspieler im Sand. Lukas Karrenbrock und sein Spielpartner klatschen sich ab, dank Lukas Karrenbrocks Flugeinlage geht der Punkt an sie.

Es ist das 1:0 auf dem Beachvolleyballfeld im Bismarcker Consol-Park. Die vier Sportler messen sich gerade allerdings nicht im Volleyball, sondern im Roundnet, einer Trendsportart, die ursprünglich aus den USA stammt. Seit der Gründung des ersten deutschen Roundnet-Vereins vor drei Jahren erfreut sich die Mischung aus Volleyball und Squash auch hierzulande immer größerer Beliebtheit und ist inzwischen auch in Gelsenkirchen angekommen. Die Gorillas Gelsenkirchen, deren Gründer Lukas Karrenbrock ist, sind die erste und bisher einzige Roundnet-Gruppe im Stadtgebiet.

Ein Roundnet-Set als Geburtstagsgeschenk

Seit Anfang April treffen sie sich zweimal pro Woche im Consol-Park, um ihrem neuen Hobby zu frönen. Dies sieht dann so aus: Zwei Zweierteams stehen rund um das am Boden stehende, einem kleinen Trampolin ähnelnde Netz. Jedes Team kann den Ball bis zu dreimal berühren, um ihn dann so wieder auf dem Netz zu platzieren, dass die gegnerische Mannschaft ihn möglichst nicht dorthin zurückschlagen kann. Ideal ist also wie beim Volleyball die Aufgabenfolge Ballannahme, stellen und schmettern. Eine Spielbegrenzung gibt es dabei nicht, der Ball kann in alle Himmelsrichtungen befördert werden. Gepunktet wird, wenn der Ball nach höchstens drei Kontakten nicht zurück auf das Netz gelangt, wenn er den Rand des Netzes trifft oder zweimal hintereinander auf das Netz springt. Gewonnen hat das Team, das – je nach Absprache vor der Partie – als erstes entweder 15 oder 21 Punkte hat.

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© Jörg Schimmel

„Das Schöne am Roundnet ist, dass man es überall spielen kann. Am besten ist es natürlich am Strand, damit man sich richtig schmeißen kann. Aber es geht auch auf Rasen oder Asphalt“, sagt Lukas Karrenbrock. Der 30-Jährige bekam vor drei Jahren ein Roundnet-Set zum Geburtstag geschenkt.

Erste Turnierteilnahme in Haltern

„Meistens habe ich damals mit meinem Bruder und meinen Cousins gespielt. Danach kamen auch noch einige Freunde hinzu“, erzählt er. Inzwischen ist die Gruppe auf rund 30 Mitspieler gewachsen. Die Gründe für den Erfolg der neuen Sportart, die im Volksmund meist Spikeball (so heißt der bekannteste Hersteller des Spielgeräts) genannt wird und am vergangenen Wochenende in Freiburg ihre ersten Deutschen Meisterschaften erlebte, seien vielfältig. „Roundnet ist schnell zu lernen, da die Regeln relativ einfach sind. Außerdem muss man nicht der Sportlichste sein. Es kommt weniger auf Kraft, sondern eher auf Hand-Augen-Koordination an“, sagt Lukas Karrenbrock. „Es gibt immer einen Sprinter, der auf die langen Bälle geht, und einen Verteidiger, der die Bälle am Netz versucht zu blocken. Je länger die Ballwechsel dann werden, desto höher ist der Spaßfaktor. Ich kenne keinen, der nach dem ersten Spiel keinen Spaß daran hatte.“

Die Gorillas Gelsenkirchen suchen weitere Mitspieler

Die Gorillas Gelsenkirchen sind weiterhin auf der Suche nach neuen Mitspielern. Die Gruppe trifft sich immer montags und donnerstags von 16 bis 20 Uhr auf dem Beachvolleyballfeld der Trendsportanlage im Bismarcker Consol-Park.

Zur Kontaktaufnahme stehen Gründer Lukas Karrenbrock per E-Mail unter raffett@hotmail.de oder die Gruppe selbst auf ihrer Instagramseite „Gorillas Gelsenkirchen“ zur Verfügung.

Ein bisschen Übung braucht es wie bei jeder Sportart aber natürlich dennoch. Die meisten Anfänger hätten nach zwei, drei Spielen den Bogen raus. „Das Schwierigste ist, das richtige Ballgefühl in den Händen zu bekommen. Das kommt jedoch mit der Zeit“, stellt er fest.

Kontakt zu Rot-Weiß Wacker Bismarck

Als Anfänger fühlten sich wohl auch die Gorillas Gelsenkirchen, als sie vor wenigen Wochen erstmals an einem Roundnet-Turnier teilnahmen. Sechs Zweierteams der Gorillas traten bei der Veranstaltung des 1. Spikeball-Klubs Köln in Haltern am See an, schieden aber jeweils in der Vorrunde aus. Lukas Karrenbrock fand den Tag dennoch gelungen: „Das Niveau war echt heftig. Die schlagen dir die Bälle um die Ohren. Aber wir konnten neue Erfahrungen sammeln und uns einiges abschauen.“ Im kommenden Jahr wollen die Gorillas dann an deutlich mehr Turnieren als in diesem Jahr teilnehmen.

Bis dahin heißt es trainieren, trainieren, trainieren. Doch wie soll das gehen, wenn das Beachvolleyballfeld im Consol-Park spätestens im Winter ausgedient hat? „Wir sind ja noch kein eingetragener Verein. Wir überlegen, ob wir uns einem Sportverein anschließen, damit wir bei der Stadt einen Antrag auf die Nutzung einer Sporthalle stellen können. Momentan stehen wir mit Rot-Weiß Wacker Bismarck in Kontakt“, berichtet Lukas Karrenbrock.

Dann sollte er sich vielleicht nur zweimal überlegen, ob er auch auf dem harten Hallenboden so beherzt nach den Bällen hechtet.