Bulmke-Hüllen. Studenten-EM: Die 20-jährige Alina Przygoda gewinnt dank ihres Sudden-Death-Sieges über die Britin Lorna Greatbatch in Zagreb Bronze.
Sudden Death: Es läuft die Verlängerung im Viertelfinale, das die Gelsenkirchenerin Alina Przygoda bei den Europameisterschaften der Studenten in Zagreb gegen die Britin Lorna Greatbatch bestreitet. „Ich wollte unbedingt alles geben und gewinnen“, sagt die 20-Jährige, die lange in Rückstand und auch schon ziemlich weit hinten gelegen hat. Aber dann schafft sie das Unentschieden und im Sudden Death den Kopftreffer ins Glück: 14:11-Sieg und Bronze-Medaille im Taekwondo-Leichtgewicht.
Okay: Es gab dann auch noch ein Finale, das Alina Przygoda gegen die an Position eins in der 62-Kilo-Klasse gesetzte spanische Europameisterin Jone Magdaleno Albizu mit 1:19 verlor, aber das schmerzte überhaupt nicht. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt sie. „Mein Ziel war es, eine Medaille zu holen. Und das habe ich erreicht. Das ist mein bisher größter Erfolg, meine erste Medaille auf europäischer Ebene.“
Alina Przygoda: „Das war halt Mensa-Essen“
Es ist aber nicht das bronzene Edelmetall, das Alina Przygoda glücklich gemacht hat. Die Veranstaltung an sich in der kroatischen Hauptstadt hat sie beeindruckt. Zumal diese Kampfsport-Titelkämpfe erstmals parallel für Judoka, Karateka, Kickboxer und eben Taekwondoka ausgetragen wurden. „Es hat auch eine Eröffnungsfeier und eine Abschlusszeremonie gegeben. Alles war sehr gut organisiert“, erzählt Alina Przygoda. „Wir haben alle in einem Athleten-Dorf gewohnt.“ Und das hat Spaß gemacht? „Auf jeden Fall“, antwortet sie und lächelt.
Einziger Haken: das Essen. „Das war halt Mensa-Essen“, sagt die 20-Jährige. „Und das ist ja schon in Deutschland nicht immer gut. Aber das ging gar nicht. Ich achte als Sportlerin schon darauf, was ich esse.“ Vegan ernährt sich Alina Przygoda, die an der Hochschule des Bundes in Münster ein duales Studium absolviert. So gingen zahlreiche Athleten in Zagreb einkaufen, um sich nicht mit den Angeboten aus der Mensa quälen zu müssen.
Die Stärken: Ausdauer, Motivation und Wille
Das sieht auf der Matte bei Alina Przygoda ganz anders aus. Da quält sie sich, gerne sogar – aber nicht nur dort während der Wettkämpfe und des Trainings bei ihrem Verein, dem TSC Gladbeck, für den sie seit 2016 startet und bei dem sie von Cheftrainer Hacik Bozukyan (3. Dan) betreut wird. Auch regelmäßige individuelle Konditions-Einheiten sowie Fitnessstudio-Besuche gehören zum Programm.
Alina Przygoda, die einst als Siebenjährige als Breitensport-Taekwondoka begonnen hat, ist ehrgeizig. „Ausdauer, Motivation, Wille“, antwortet sie auf die Frage nach ihren Stärken, die letztlich bei den Studenten-Europameisterschaften auch dafür sorgten, dass sie ihren Viertelfinal-Kampf noch umbog.
Zu Beginn des Jahres in die 62-Kilo-Klasse aufgerückt
Und deshalb hat Alina Przygoda, die den 1. Dan trägt, ihr nächstes Ziel auch klar vor Augen: eine Medaille bei einem Weltranglisten-Turnier. Das ist ihr im März bei den Dutch Open in Eindhoven und den German Open in Hamburg noch nicht gelungen, aber im Oktober und November bei den Serbia Open in Belgrad sowie French Open in Paris wird sie neue Anläufe nehmen. Um irgendwann für Deutschland bei Olympischen Spielen zu starten?
Alina Przygoda, die zwischen diesen beiden Veranstaltungen auch bei Deutschen Hochschulmeisterschaft in Gelnhausen auf der Matte stehen wird, schmunzelt. Ein klares Ja oder Nein gibt es auch nicht. „Das ist vielleicht schon ein bisschen hochgegriffen“, sagt sie dann. „Ich brauche mehr Platzierungen auf höherer Ebene, um auf mich aufmerksam zu machen.“ Ein Vorteil könnte sein, dass sie seit Jahresbeginn in der 62- und nicht mehr in der 57-Kilo-Klasse kämpft. „Ich muss“, sagt sie, „nicht mehr wirklich Gewicht machen.“
Bevor Alina Przygoda für diese Turniere in die ganz heiße Vorbereitungsphase einsteigen wird, genießt sie es momentan, etwas weniger Taekwondo-Stress zu haben. „Das war schon ziemlich anstrengend“, sagt sie. Es war aber schön, und es glänzt in Bronze. Für immer.