Gelsenkirchen. Schalkes Stürmer fand den Auftritt gegen die Bayern zu oft: „Mutlos“. Nach dem 0:3 sind die Königsblauen als einzige Mannschaft noch ohne Tor.

Es gab durchaus diese Szenen, in denen Schalke so spielte, wie man sich das nach der Ankündigung von David Wagner („rotzfrech”) vielleicht erhofft hatte. Zum Beispiel nach einer Viertelstunde. Da fuhr der kleine Jonjoe Kenny dem bajuwarischen Franzosen Kingsley Coman im Mittelfeld so entschlossen in die Parade, dass dieser gar nicht mehr wusste, wo er gerade gelandet war – in diesem Fall auf dem Hosenboden. So geht’s, dachte man sich in der Arena, und Kenny bekam viel Applaus für diesen fairen Einsatz als Quälgeist.

Ausgerechnet Kenny

Es war fast schon ein wenig tragisch zu nennen, dass ausgerechnet dieser Kenny vier Minuten später beim nächsten Duell mit Coman den Elfmeter verursachte, der das Spiel in Richtung der Bayern lenkte und schließlich der Anfang vom Ende bei der Schalker 0:3-Niederlage sein sollte. Schalke hatte die Roten auch im 18. Bundesliga-Versuch hintereinander wieder nicht packen können. Guido Burgstaller war darüber enttäuscht und gebrauchte ein Wort, das man an diesem Abend auf Schalke zunächst gar nicht so gerne hören wollte, weil sich jeder natürlich lieber über die für Schalke nicht gegebenen Elfmeter aufregte: „Mutlos” – so nannte der Mittelstürmer Teile des Schalker Spiels.

Ja, auch Burgstaller fand, dass Schalke zwei Elfmeter hätte bekommen müssen, aber mehr noch stellte er in den Mittelpunkt seiner Analyse, dass Schalke eben doch nicht so gespielt hatte, wie man sich das eigentlich vorgenommen hatte: „Die erste Halbzeit haben wir uns nicht so vorgestellt. Wir wollten höher attackieren, das Stadion mitnehmen, hohes Pressing zeigen.“

In der ersten Halbzeit war es für Burgstaller zu wenig

Tatsächlich erinnerte der erste Durchgang an so viele Spiele gegen die Bayern in den vergangenen Jahren. „Rotzfrech“, wie vom Trainer verlangt, wurde Schalke als Mannschaft erst nach dem 0:2. Burgstaller: „Die zweite Halbzeit war dann gut, da haben wir den Ball laufen lassen, jeder wollte die Kugel haben. Aber in der ersten Halbzeit war es ein bisschen zu wenig. Mutlos.”

Es war bemerkenswert, dass Burgstaller sich eigentlich mehr versprochen hatte von diesem Spiel – gerade in der Offensive. Er kritisierte die „vielen einfachen Ballverluste in der Vorwärtsbewegung“ und vermisste „die Intensität nach vorne“. Während in Sachen Defensivarbeit und Einstellung deutliche Fortschritte gegenüber der vergangenen Saison zu erkennen sind, fehlt es in der Offensive zumindest an Durchschlagskraft – wenn nicht auch an Qualität. Burgstaller fordert mehr Coolness: „Wir kommen zu den Möglichkeiten, auch beim Spiel in Gladbach mit Benito Raman, aber wir müssen sie halt auch mal verwerten.“

Schalke hat als einzige Mannschaft in der Bundesliga nach zwei Spielen noch kein Tor geschossen – bei Gegnern wie Mönchengladbach und Bayern kein Armutszeugnis, aber eben doch ein Fakt. Burgstaller mit ein bisschen Galgenhumor: „Wir hätten ja zwei Elfmeter bekommen können, dann hätten wir wohl mindestens einen reingemacht...“

Jetzt hofft Schalke am nächsten Samstag gegen Hertha BSC, wieder zu Hause in der eigenen Arena, auf das erste Saisontor – und auf den ersten Sieg. Burgstaller auf die Frage, ob die Saison für Schalke dann erst richtig losgeht: „Ja, vom Punktestand hoffe ich das schon.“

Den Anspruch sollte Schalke haben

Dem Österreicher war deutlich anzumerken, dass es ihm nicht reichte, die Bayern in der zweiten Halbzeit wenigstens ein bisschen ins Schwitzen gebracht zu haben – er möchte sie punktuell auch mal wieder zu Fall bringen; diesen Anspruch sollte Schalke immer noch haben.

Deutlich zufriedener wirkten die Fans in der Nordkurve, die die Mannschaft auch nach der 0:3-Niederlage minutenlang hochleben ließen – das fällt wohl in die Abteilung Mutmacher für den weiteren Saisonverlauf. Burgstaller fand’s schön: „Wir haben das Gefühl, dass die Fans an uns glauben und wir wieder eine Einheit werden können. Das wollen wir am Samstag gegen Hertha zurückgeben.“