Gelsenkirchen. Bei Schalke 04 ist vor der Saison nicht von Zielen in der Tabelle die Rede, es soll einfach wieder Fußball mit Leidenschaft geben.

Schalke beschäftigt sich vor der neuen Saison diesmal nicht mit großen Zielen in der Tabelle. „Wir sind gut beraten, wenn wir erst einmal schauen, wo wir gerade herkommen“, sagte der neue Trainer David Wagner in einem Interview mit dem Fachmagazin kicker. Der 47-Jährige erläuterte: „Schalke ist 14. geworden und hatte lange Schweißperlen auf der Stirn. Wir brauchen jetzt nicht von Platz vier oder fünf zu reden. Es geht darum, aus der Vorsaison zu lernen.“

Schalke-Vorstand Jobst: „Das wäre anmaßend“

Wagner befindet sich damit auf einer Linie mit den Vorstandsmitgliedern Alexander Jobst und Jochen Schneider. Marketing-Vorstand Jobst hatte der WAZ bereits zuvor gesagt: „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir im nächsten Jahr sofort wieder die europäischen oder sogar die Champions-League-Plätze erwarten.“ Schalke, so Jobst, kalkuliert notfalls sogar ein weiteres Jahr ohne Europapokal ein: „Es wäre anmaßend und unternehmerisch riskant, die europäischen Plätze für das nächste Jahr als Zielvorgabe zu geben. Wir wollen uns zunächst einmal verbessern, und ich glaube, dass die Mitglieder und unsere Partner vor allem die ganz klare Erwartung haben, dass wir wieder leidenschaftlichen Fußball spielen.“

Schalkes Vorbild kann Frankfurt sein

Auch Sportvorstand Schneider äußert sich bei den Erwartungen eher defensiv. „Wir müssen uns für die Zukunft richtig aufstellen. Dann hat Schalke eine große Power und enorme Wucht“, sagt er. Als Beispiel für eine Entwicklung in die richtige Richtung könne man durchaus Eintracht Frankfurt nennen: „Die Frankfurter waren zwischenzeitlich sogar eine Fahrstuhlmannschaft. Seit Fredi Bobic dort im Amt ist, haben sie sich stabilisiert und einen positiven Weg eingeschlagen.“ In der vergangenen Saison spielten sich die Frankfurter mit herzerfrischendem Fußball sogar bis ins Halbfinale der Europa League.

Vielleicht, so hofft Marketing-Vorstand Jobst, kann Schalke am Ende ebenfalls positiv überraschen: „Wir wissen sehr wohl, was Leidenschaft entfachen kann und wie weit sie einen auch tragen kann.“

Deswegen verzichtet Wagner auf eine Zielvorgabe

Auf einen solchen Effekt spekuliert natürlich auch Wagner. Bereits bei seiner Vorstellung auf Schalke Ende Juni hatte er erklärt, dass er auch deswegen kein Saisonziel ausgeben wird, weil dies immer eine Eingrenzung mit sich bringen würde. „Welchen Sinn macht es, zu sagen: Wir wollen Achter werden! Wenn ich ein Ziel vorgebe, limitiere ich mich selbst“, so Wagner vor drei Wochen. Er habe in seiner Karriere schon zu oft erlebt, dass im Fußball auch Unvorhergesehenes passiert: Mit Huddersfield Town stieg Wagner sensationell in die englische Premier League auf, mit Schalke holte er als Spieler ebenso sensationell den Uefa-Cup. Saisonziele brauchte es für diese Erfolge nicht.

Wagner sprach nun im kicker auch darüber, dass ihm der hohe Trainerverschleiß auf Schalke keine Sorgen bereiten würde – immerhin ist er nach André Breitenreiter, Markus Weinzierl, Domenico Tedesco und Huub Stevens bereits der fünfte S04-Trainer seit Sommer 2015. „Diese jüngere Vergangenheit schreckt mich nicht“, so der Coach: „Ich kann für mich nur sagen, dass ich bei meinen beiden vorherigen Stationen im Seniorenfußball, bei Borussia Dortmund und Huddersfield, einmal viereinhalb Jahre und einmal fast vier Jahre gearbeitet habe. Ich weiß um die Halbwertszeit eines Profitrainers, was aber nichts daran ändert, dass ich diese Aufgabe bei Schalke 04 unbedingt annehmen wollte und über alle Maßen interessant finde.“ Schlaflose Nächte werde ihm Schalke nicht bereiten: „Ich hatte bisher wenig Probleme damit, und das soll auch so bleiben.“ Selbst vor ganz großen Spielen, von denen enorm viel abhängt, könne er gut schlafen.