Gelsenkirchen. . Beim 1:2 im Derby gegen den BVB überraschte Tedesco zunächst mit Weston McKennie, später auch mit Hamza Mendyl im Sturm. Der Plan ist gescheitert

Um zu spüren, wie drastisch sich die Zeiten auf Schalke geändert haben, reichte nach dem verlorenen Revierderby gegen Borussia Dortmund ein Blick auf den Rasen. Die Schalker Spieler schlichen rund fünf Minuten nach dem Abpfiff in Richtung Nordkurve, vorneweg lief Trainer Domenico Tedesco und bedankte sich artig für die Unterstützung, die die Mannschaft trotz der schwachen Leistung bekam. Jetzt hatten die Fans, vor allem die Ultras, aber genug. Was sie zuvor im wichtigsten Duell der Saison zu sehen bekamen, gefiel ihnen gar nicht. Bei aller Vereinsliebe mussten auch sie einsehen: das 2:1 für Borussia Dortmund, der Derbysieg für den ungeliebten Reviernachbarn, war hochverdient. Statt Applaus oder aufmunternder Worte äußerten die Fans ihren Unmut.

Ein Rückblick: Es sind keine neun Monate vergangen, als die Schalker Spieler vor der Nordkurve ausgelassen hüpften und Trainer Domenico Tedesco nach dem 2:0-Sieg gegen den BVB mitten unter den Fans auf einem Podest stand das Derbysieger-Lied schmetterte. Der junge Trainer, der nach der vergangenen Saison, die Schalke als Vizemeister beendete, Heldenstatus bei den Fans hatte, hat am Samstag weiteren Kredit verspielt.

In den sozialen Netzwerken gibt es immer mehr S04-Anhänger, die sich vom 33 Jahre alten Coach abwenden. Der größte Aufreger im Derby: die Einwechslungen. Vor allem der Wechsel in der 36. Minute, als Hamza Mendyl für den verletzten Guido Burgstaller kam, sorgte für Zündstoff. Als Mendyl, der vom OSC Lille verpflichtete Linksverteidiger, plötzlich neben Weston McKennie im Sturm spielte, trauten die Fans ihren Augen nicht.

Für Skrzybski reichte es nicht

Harmloser hätten selbst Kuscheltiere nicht sein können. Schalke brachte in den 90 Derbyminuten nur sechs Torschüsse zustande, kein einziger Schuss kam vom Sturmduo, das ja eigentlich für Verteidigungs-Aufgaben zuständig ist. Die Reaktionen der Fans in den sozialen Netzwerken sind entsprechend: „Ich wage zu behaupten, nicht ein Trainer auf diesem Erdball hätte Mendyl als Stürmer gebracht“, heißt es auf der Seite von WAZ auf Schalke. Außerdem: „Ich glaube immer noch an den Trainer. Aber mit Mendyl hat er einen Bock geschossen. Den habe ich in Porto gesehen und mir gesagt, der betreibt den falschen Sport.“

Den Fans ist durchaus bewusst, dass die Alternativen in der Offensive derzeit rar sind. Mark Uth, Breel Embolo und Franco Di Santo sind verletzt. Mit Guido Burgstaller wird nun ein weiterer Stürmer ausfallen. Steven Skrzybski hat sich nach einer Verletzung im Brustbereich vor dem Derby zwar fit gemeldet, doch Tedesco entschied sich, den 26-Jährigen nicht zu nominieren. „Er wäre bereit gewesen. Aber wir haben dem Braten noch nicht getraut“, erklärte er. Warum Yevhen Konoplyanka erst nach 76 Minuten eingewechselt wurde, oder Cedric Teuchert die ganze Zeit auf der Bank saß, leuchtet den Fans nicht ein.

Tedesco liefert die Antworten. „Wir wollten jemanden mit Tempo im Sturm haben, der die Tiefe attackiert. Mendyl ist unser schnellster Spieler und kann einem Akanji oder einem Diallo weglaufen.“ Sky-Experte Christoph Metzelder bilanzierte: „Das ist schon gewagt, einen Linksverteidiger und einen defensiven Mittelfeldspieler in die vorderste Reihe zu schicken. Mendyl war völlig verloren.“

Tedesco selbst räumte ein: „Ich muss zugeben: Das hat nicht so funktioniert, wie ich es mir gedacht habe.“ Das Fazit: Der Notsturm ist ein Flop, das Experiment gescheitert.