Heßler. . Weil Zweitligaspieler Oliver Steurer bei dem Klub ausgebildet wurde, kam jetzt Ansgar Schwenken von der DFL vorbei – und brachte einen Scheck mit
Am 24. Januar 2018 besiegte der 1. FC Heidenheim Eintracht Braunschweig in der 2. Fußball-Bundesliga mit 2:0. So weit nichts Außergewöhnliches. Aber in der 34. Minute betrat Heidenheims Oliver Steurer den Rasen in der Voith-Arena und ersetzte den Gelb-Rot-gefährdeten Mathias Wittek. Der gebürtige Gelsenkirchener feierte sein Debüt in der 2. Bundesliga. Und gefeiert wurde das auch beim Gelsenkirchener Amateurverein SV Hessler 06.
Dort nämlich spielte Steurer neun Jahre lang, bis der jetzt 23-Jährige sich 2008 auf den Weg in die Nachwuchsleistungszentren des Landes machte, um sein Ziel Profifußball zu erreichen. „Da waren wir natürlich sehr stolz“, erzählt Rainer Konietzka. Der erste Vorsitzende von Hessler 06 freute sich aber nicht nur für Steurer – sondern auch für seinen eigenen Verein. Denn das Debüt des 23-Jährigen im deutschen Profifußball bedeutete gleichzeitig auch einen Geldregen für Hessler 06. Und deshalb gab es unter der Woche hohen Besuch im Jahnstadion in Gelsenkirchen-Heßler.
Ansgar Schwenken von der DFL kam zu der „schönen Anlage“, wie er selbst sagte, und hatte eine Urkunde im Gepäck. Symbolisch für die gut 30.000 Euro, die der SV Hessler 06 für die neunjährige Ausbildung von Oliver Steurer bekommt. Dabei profitiert Hessler von einer Umstellung der Ausschüttung an die Fußballvereine, die die Profispieler für die höchsten deutschen Spielklassen ausbilden. „Wir haben die Summe von knapp einer Million Euro auf bis zu vier Millionen erhöht“, erklärt Schwenken.
Was für Hessler aber viel wichtiger ist: Mit der Umstellung werden nun auch die Vereine belohnt, die die Spieler in jungen Jahren ausgebildet haben. Zuvor bekamen fast ausschließlich nur die Vereine Geld, bei denen der Spieler bis zu fünf Jahre vor seinem Debüt unter Vertrag stand. Und wer in jungen Jahren sein Debüt im deutschen Profifußball gibt, der spielt zu diesem Zeitpunkt längst schon in einem Nachwuchsleistungszentrum.
Die Amateurvereine, bei denen die Spieler jahrelang spielten, gingen früher bis auf eine kleine Summe leer aus. Der Aufstieg des für Hannover 96 stürmenden Hendrik Weydandt, der es in wenigen Jahren aus dem Amateurfußball in die Bundesliga schaffte, ist die Ausnahme.
Dank der Umstellung dieses Systems bekommt der SV Hessler 06, der auch schon Schalke-Legende Norbert Nigbur und den Ex-Bundesliga-Profi Klaus Beverungen ausbildete, nun gut 30.000 Euro. Ganz neu ist das für sie nicht. Als Ilkay Gündogan im Sommer 2016 von Borussia Dortmund zu Manchester City wechselte, bekamen sie am Jahnstadion ebenfalls Geld. Die anteilig an der Ablösesumme von 27 Millionen Euro berechnete Ausbildungsentschädigung betrug 135.000 Euro. Schon damals betonte Konietzka, Geld aus diesem Bereich „in Steine statt in Beine“ zu investieren.
Ein neuer Kunstrasenplatz ist teuer
Priorität hat dabei für ihn ein Kunstrasen. Der SV Hessler 06 möchte unbedingt einen, weil ihm sonst die Spieler flöten gehen würden, wie Konietzka sagt. „Mit einem Naturrasenplatz, der auch noch kein Flutlicht hat und wo im Winter auf Asche trainiert werden muss, bekommst und hältst du heute keine jungen Spieler mehr“, sagt er. Daher wolle man das Geld nicht direkt ausgeben, sondern auf einen Kunstrasenplatz „sparen“.
Allerdings sträubt sich die Stadt dagegen, einen Kunstrasenplatz am Jahnstadion zu errichten. Und die Summe von knapp einer halben Million Euro, die der Bau eines Kunstrasenplatzes kosten würde, kann ein Verein wie Hessler nicht alleine stemmen.
Allerdings: Ohne einen Kunstrasenplatz wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich Hessler 06 so über ein Zweitligadebüt wie das von Steurer im Januar freut, immer geringer.