Buer. . Der 69-Jährige hat sein Amt als Trainer der SSV Buer aufgenommen. Er soll im Sommer 2020 als Sportlicher Leiter beim Landesligisten bleiben.
Jupp Heynckes errang in diesem Frühling im Alter von 73 Jahren den Deutschen Meistertitel mit dem FC Bayern München. Óscar Tabárez führte Uruguay bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland mit 71 Jahren ins Viertelfinale. Und jetzt versucht auch Landesligist SSV Buer sein Glück mit einem Trainer-Urgestein: Rüdiger Kürschners ist zurück im Rampenlicht des Gelsenkirchener Amateurfußballs. Er hat an der Löchterheide die Nachfolge von Holger Siska angetreten.
Kürschners kennt soziale Medien
Im Gegensatz zu Jupp Heynckes und Óscar Tabárez gehört Rüdiger Kürschners noch nicht der U70-Garde an. Noch. Erst im kommenden Monat feiert er zum siebten Mal einen runden Geburtstag. Der Noch-69-Jährige mag es nicht, wenn man bei ihm und seinen Branchenkollegen das Alter in den Vordergrund stellt. „Das sollte man nicht tun“, sagt er. „Das Alter spielt keine Rolle als Trainer. Und überhaupt: Ich würde mir das doch nicht antun, wenn ich nicht fit wäre.“
Und fit ist Rüdiger Kürschners immer noch. So wie er es auch im Sommer 1988 war, also vor etwas mehr als 30 Jahren, als er den damaligen Landesligisten Erler SV 08 übernahm und erstmals eine überkreislich spielende Mannschaft coachte. Dass er jetzt fast 70 Jahre alt ist, sieht man ihm nicht an. Irgendwelche Zipperlein? Keine. „Mein Internist sagt immer zu mir: Herr Kürschners, bleiben Sie so lange wie möglich Trainer. Das tut ihnen gut.“
Rüdiger Kürschners ist nicht nur körperlich, sondern auch geistig immer noch voll auf der Höhe. Wenn man mehr als drei Jahrzehnte lang mit jungen Leuten zu tun hat, muss man als Trainer flexibel sein. Die Zeiten und auch die Interessen haben sich geändert. „Wenn du dich nicht anpassen und Kompromisse eingehen kannst, bist du als Trainer verloren“, betont er.
WhatsApp oder E-Mail – das sind keine Bücher mit sieben Siegeln für ihn. „Mit den neuen sozialen Medien kenne ich mich aus“, erzählt er. Spätestens, als er vor fast drei Jahren in den Nachwuchsbereich wechselte und die U15 der SSV Buer übernahm, musste er mit den modernen Kommunikationsmitteln der Jugend ohnehin vertraut sein.
Nach fast einem Jahr im B-Junioren-Bereich beim TSV Marl-Hüls kehrte er jetzt zur Löchterheide zurück, gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Hagen Keiser. Am Dienstagabend leitete er erstmals das Training seines neuen Teams. Und am Donnerstag um 19.30 Uhr steht bereits das erste Testspiel gegen den VfB Kirchhellen aus der Kreisliga A auf dem Plan. Rüdiger Kürschners will sein neues Team so schnell wie möglich kennenlernen.
Emotionaler Abschied vom TSV
„Bei der SSV Buer als Trainer der ersten Mannschaft zu arbeiten, ist eine interessante und reizvolle Aufgabe“, sagt er. Trotzdem musste er erst noch zwei Nächte schlafen über das Angebot, das ihm SSV Buers Vorsitzender Marcel Denneborg am Mittwoch vor einer Woche unterbreitete. Schließlich stand er ja noch in Marl-Hüls im Wort. Dort hat er erfolgreiche Monate hinter sich. Er stieg mit den B2-Junioren in die Landesliga auf und lag auch dort als Tabellenzweiter aussichtsreich im Rennen.
„Der Abschied am vergangenen Sonntag fiel entsprechend emotional aus“, teilt Rüdiger Kürschners mit. Zwei Tage vorher, am Freitag, hatte er schließlich den Bueranern die Zusage gegeben. Mit dem Vorstand einigte er sich auf eine Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2020 plus Anschlussfunktion als Sportlicher Leiter. Ebenfalls eine Aufgabe, die ihn reizt.
„Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne mit jungen Spielern zusammenarbeite“, betont er. „Bei der SSV Buer wird eine hervorragende Jugendarbeit geleistet. In Buer finde ich die Voraussetzungen vor, um etwas Gutes aufzubauen.“
Zunächst einmal geht es aber darum, die erste Herren-Mannschaft wieder flott zu kriegen. Sie war mit Aufstiegshoffnungen in die Saison gestartet. Nach vier sieglosen Spielen in Folge mit nur einem Zähler hängt sie jedoch im Tabellenmittelfeld der Landesliga fest. Der Rückstand auf Spitzenreiter FC Frohlinde beträgt bereits zehn Punkte. „Auf Hagen Keiser und mich wartet mit Sicherheit keine einfache Aufgabe“, sagt er. „Die Mannschaft ist in ein kleines Tief geraten. Wir müssen da schnell wieder raus.“
Seine fast 70 Jahre und der große Erfahrungsschatz, den er als Trainer im überkreislichen Amateurbereich erworben hat, werden ihm dabei helfen. „Auch bei der SSV Buer“, so erklärt er, „funktioniert es allerdings nicht mit Handauflegen. Es geht nur mit Disziplin und Trainingsfleiß.“ Besser hätten es auch Jupp Heynckes und Óscar Tabárez nicht formulieren können.