Wolfsburg. . Schiedsrichter Ittrich nahm bei Schalkes 1:2 in Wolfsburg Entscheidungen zurück, vergriff sich in der Tasche und ging auf Domenico Tedesco los.

Schiedsrichter Patrick Ittrich stand nach der Schalker 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg schwer in der Kritik. Sogar Jochen Drees, der künftige Leiter des Videobeweis-Projektes beim DFB pfiff ihn zurück. Nach dem Spiel in Wolfsburg versuchte sich der 39-Jährige aus Hamburg im Gespräch mit Journalisten zu rechtfertigen: Für seine Entscheidungen und für seinen Disput mit Schalkes Trainer Domenico Tedesco.

Herr Ittrich, wie schwierig war das Spiel für Sie?

Patrick Ittrich: Super schwierig. Die erste Halbzeit war ein normal zu leitendes Spiel. In der zweiten Halbzeit kommt eine Entscheidung, und die stellt alles auf den Kopf. Es ist halt so in unserem Fußballsport, dass eine Entscheidung, die dann auch von der Emotionalität geprägt wird, alles aufbauscht.

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Dabei ging es um zwei Entscheidungen, bei denen sich Ihr Video-Assistent Wolfgang Stark gemeldet hat. Zunächst zeigten Sie Schalkes Matija Nastasic Rot statt Gelb.

Ittrich: Ich möchte eines nochmal klarstellen: Der Videoschiedsrichter beschreibt eine Situation nur so, wie er sie am Fernsehbild wahrgenommen hat. Da wird nicht gesagt: Es ist eine klare Rote Karte, sondern es ist eine Beschreibung. Und aufgrund dieser Beschreibung habe ich mich entschlossen, raus zu gehen an den Monitor. Nachdem ich dort das Bild gesehen habe, war für mich die Änderung der Sanktion gegeben, da der Spieler Nastasic mit hoher Dynamik, gestrecktem Bein und offener Sohle auf das Schienbein traf. Für mich war dann eine Rote Karte zwingend, weil alle Kriterien erfüllt sind.

Das Bild, wo Nastasic den Ball trifft, haben Sie dann offenbar nicht gesehen?

Ittrich: Das ist ja irrelevant. Es geht rein um das Trefferbild. Es geht darum: Sind die Kriterien für eine Rote Karte erfüllt? Das waren sie.

Schalkes Manager Christian Heidel sagt: Fehlentscheidung!

Ittrich: Ja, kann er ja sagen.

Bei der zweiten Szene entscheiden Sie erst auf Tätlichkeit von Weghorst. Dann schauen Sie sich das Bild an und entscheiden auf Gelb – warum?

Ittrich: Weil für mich die Dynamik und die Intensität, die ich wahrgenommen hatte, auf dem Bildschirm nicht mehr gegeben war. Es war für mich ein Reindrehen. Deswegen habe ich mich für die mildere Strafe entschieden.

Dann gab es noch eine dritte Rote Karte, die Sie Brooks gezeigt haben. War das ein Irrtum?

Ittrich: Ja, das war ein Irrtum. Bei mir sitzt die Gelbe Karte direkt neben der Roten Karte, und in dem Gewusel habe ich einfach falsch gegriffen. Das war ein Fehler meinerseits.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco sagt, Sie hätten ihn beleidigt.

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Ittrich: Ich habe keinen beleidigt. Ich habe in der Tat sehr emotional mit Herrn Tedesco gesprochen. Ich habe ihm am Anfang versucht zu erklären, dass es für mich ein superschweres Spiel ist. Ich habe auch deutlichere Worte gefunden, aber ich habe niemanden beleidigt.

Können Sie den Auslöser für das Gespräch benennen?

Ittrich: Das Verhalten von Herrn Tedesco an der Seitenlinie. Gestikulierend mit dem vierten Offiziellen. Da habe ich mich entschlossen, hinzugehen und Herrn Tedesco darauf aufmerksam zu machen, dass so ein Verhalten von mir nicht toleriert wird. Wenn Herr Tedesco meint, ich hätte ihn beleidigt, dann muss ich mich in aller Form dafür entschuldigen. Aber von mir lag keine Beleidigung vor. Das habe ich ihm nach dem Spiel im Mittelkreis gesagt, und damit ist das Thema für mich geklärt.

Hat das Verhalten von Tedesco den üblichen Eintrag in den Spielbericht zur Folge?

Ittrich: Ich habe ihn nicht sanktioniert, er ist nicht auf die Tribüne gegangen. Von daher wird so etwas auch keinen Eintrag in den Spielbericht finden. Nur ich muss eine Sache auch mal klarstellen: Trainer oder Manager reagieren auch sehr emotional. Reagiert dann aber mal ein Schiedsrichter emotional, was selten genug ist, dann wird immer die Kelle rausgeholt. Ich habe für meinen Teil vielleicht auch emotional reagiert – das muss ich mir vielleicht fürs nächste Mal auf die Fahnen schreiben, dass das nicht gut ist. Das darf man aber auch keinem übelnehmen.

War das Ihr schwerstes Spiel bisher als Schiedsrichter?

Ittrich: Ja, mit eines der schwersten Spiele. Ich habe schon viele schwere Spiele gehabt, sonst wäre ich kein Schiedsrichter.

Sie wirken nicht glücklich.

Ittrich: Ja, das ist auch alles sch.... Manchmal hat man hoch emotionale Spiele, und dann fragst du dich, was du falsch gemacht hast und was richtig – das muss man dann halt analysieren.