Gelsenkirchen. . Die Königsblauen schließen eine Kooperation mit Hebei Fortune und entsenden Jugendtrainer ins Reich der Mitte. Das bringt jede Menge ein.
Als Alexander Jobst das Mannschaftsfoto der deutschen Nationalelf vom ersten Spiel der EM 2016 in Frankreich an die Wand warf, waren die chinesischen Verhandlungspartner begeistert. Ihr staunender Blick ging auf Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler: Vier Spieler, die in der Schalker Knappenschmiede ausgebildet wurden, standen in der Elf des Weltmeisters. So ein Erfolg macht sexy und weckt Begehrlichkeiten.
Chinesen kaufen Schalkes Know-how
Die vier Fußballer mögen zwar längst nicht mehr auf Schalke spielen, aber ihre Gesichter halfen den Königsblauen jetzt, um eine umfangreiche und bemerkenswerte Kooperation abzuschließen: Schalke stellt sein unbestrittenes Know-how in der Talentausbildung ab sofort für fünf Jahre dem chinesischen Spitzenverein Hebei China Fortune FC zur Verfügung. Marketing-Vorstand Alexander Jobst spricht von einem „großen Schritt bei der Internationalisierung unseres Vereins“. Schalke hilft den Chinesen, die sich im internationalen Fußball zuletzt vor allem durch den sündhaft teuren Kauf von Spielern hervorgetan haben, nun bei der Ausbildung von Talenten und lässt sich dieses Wissen gut bezahlen. Aber dazu später mehr.
Norbert Elgert bleibt hier
Die Kooperation mit Hebei Fortune, in der vergangenen Saison Tabellenvierter der Chinese Super League, sieht im Kern eines vor: Schalke entsendet lizenzierte Jugend-Trainer nach China, die dort ein Jahr leben und zehn Mannschaften (von der U9 bis zur U19) nach den Methoden der Knappenschmiede trainieren. Namen nannte Jobst noch nicht, aber niemand muss Angst haben, dass Norbert Elgert, der erfolgreichste Talentschmied, künftig nicht mehr auf Schalke arbeitet. „Es wäre nicht so leicht gewesen, Norbert Elgert von einem Wechsel nach China zu überzeugen“, sagt Jobst im Spaß und erklärt: „Für uns ist es natürlich ganz wichtig, dass die Knappenschmiede hier bei uns vor Ort nicht beeinträchtigt wird.“
Bis zu 26 Jugendtrainer gehen nach China
Insgesamt werden zwischen 24 und 26 deutsche Jugendtrainer im Schalker Auftrag nach China gehen – davon etwa die Hälfte mit einer königsblauen Vergangenheit (die anderen werden gewissenhaft ausgesucht). Wie ernst und ambitioniert beide Seiten diese Kooperation nehmen, wird an einem Detail deutlich: Der gerade erst von Schalke als Technischer Direktor Entwicklung verpflichtete Peter Knäbel hat auch die sportliche und strategische Verantwortung für das China-Projekt – von dieser Ausweitung des Spektrums sei Knäbel „völlig begeistert“, berichtet Jobst.
Inwieweit Schalke auch sportlich davon profitiert, im riesigen Reich der Mitte nun einen Blick auf die Talente zu haben, muss man abwarten. Immerhin gibt es die Hoffnung „auf das eine oder andere chinesische Talent, das vielleicht einmal im Profikader Fuß fassen kann“ (Jobst). Bisher hatte Schalke mit Hao Junmin, einst von Felix Magath geholt, erst einen chinesischen Profi unter Vertrag.
Der Profit ist gewaltig
Griffiger ist zunächst allemal der finanzielle Profit, den die Königsblauen aus der Zusammenarbeit schlagen – auch wenn sich Jobst über die genauen Zahlen beharrlich ausschweigt und lediglich von „garantierten Einnahmen für Schalke im zweistelligen Millionenbereich“ spricht. Doch nach WAZ-Informationen sind diese äußerst üppig: Schalke kassiert über den Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 30 Millionen Euro von den Chinesen. Der Aufwand, den die Gelsenkirchener unter anderem mit der Einstellung neuer Nachwuchstrainer betreiben müssen, liegt bei zehn Millionen Euro, so dass unterm Strich ein Gewinn von 20 Millionen Euro übrig bleibt – Schalke goes China.
Schalke spricht von einem „Meilenstein“
Auch daran wird deutlich, warum Schalke diese Kooperation „einen Meilenstein in der Internationalisierungsstrategie“ nennt. Zwar sind viele andere europäische Spitzenklubs auch schon längst auf dem chinesischen Markt aktiv, aber Jobst kennt keinen zweiten, der so eng und langfristig mit einem Verein aus Fernost zusammenarbeitet. Der Marketing-Vorstand, der in seinem Bereich seit Jahren beeindruckende Zahlen vorweisen kann, spricht von einem „Wissenstransfer par exzellence“.
Schalke verkauft sein Wissen an die Chinesen, die wissen wollen: Wie man solche Weltmeister wie Manuel Neuer und Co. macht...